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Covestro, Commerzbank und Co. Übernahmekandidaten: Deutschland wird als Standort ökonomisch entmachtet

Wolken ziehen am dunklen Abendhimmel über den leuchtenden Commerzbank Tower hinweg
Wolken ziehen am dunklen Abendhimmel über den leuchtenden Commerzbank Tower hinweg
© greatif | Florian Gaul / Picture Alliance
Deutschlands Wirtschaft rutscht erneut in die Rezession. Ausländische Investoren schielen zunehmend auf hier heimische Firmen. Wenn die Politik verhindern will, dass der Standort geschwächt wird, muss sie schnell handeln

Wer zuletzt lacht, lacht am besten. Es steht zu befürchten, dass man in nächster Zeit wohl eher im Ausland jubelt als in Deutschland. In fernen Konzernzentralen, in denen man Übernahmen ehemals stolzer und starker Firmen aus Deutschland vorbereitet. In der Bundesregierung will man das mitunter als Stärke heimischer Unternehmen verstanden wissen.

Von wegen! Die aktuelle Entwicklung sollte die Damen und Herren in Berlin besser aufschrecken. Es droht ein schleichender Souveränitätsverlust, der die aktuelle Wirtschaftsschwäche eher befeuert als bekämpft.

Die Liste an Beispielen wird immer länger. Der arabische Ölkonzern Adnoc will für fast 16 Mrd. Euro den Leverkusener Kunststoffhersteller Covestro übernehmen. Die italienische Großbank Unicredit hat es auf die Commerzbank, zweitgrößtes Geldhaus Deutschlands, abgesehen. Das Logistikunternehmen Schenker, bislang Ertragsperle des Staatskonzerns Deutsch Bahn, transportiert künftig Güter unter dänischer Flagge. Der hessische Heizungskönig Viessmann verkaufte sein milliardenschweres Wärmepumpen-Geschäft an einen Konkurrenten in die USA.

Standort Deutschland verliert an Einfluss

Die Motivation hinter jedem der Deals ist anders gelagert. Der Covestro-Käufer aus Abu Dhabi will sich von der klimaschädlichen Öl- und Gasförderung lösen. Die Italo-Bank Unicredit will ihr Deutschland-Geschäft ausbauen. Die Bahn braucht Geld, deshalb verkaufte sie Schenker. Fakt ist aber auch: Für den Wirtschaftsstandort Deutschland ist die aktuelle Entwicklung bedenklich.

Während die deutsche Wirtschaft wohl auch in diesem Jahr schrumpft, und die Industrie ein deutliches Auftragsminus meldet, wird der heimische Standort durch die immer neuen Übernahmen ökonomisch entmachtet. Langfristig drohen Substanzverlagerung und der Verlust von Einfluss. Wenn Gewinn und Kontrolle zunehmend ins Ausland fließen, erodiert die Möglichkeit, eigenständige Entscheidungen zu treffen. An vielen Stellen wäre das das Ende der strategischen Unabhängigkeit.

Statt sich über die vermeintliche Attraktivität deutscher Unternehmen im Ausland zu freuen, sollte die Bundesregierung alarmiert sein – und gegensteuern. Sie muss das umsetzen, was sie immer wieder verspricht: Steuern senken, Abschreibungsmöglichkeiten verbessern, Bürokratie abbauen, Fachkräftemangel bekämpfen – viel stärker und schneller als bislang. Sonst kommt es zum Ausverkauf der deutschen Wirtschaft.

Der Beitrag ist zuerst bei ntv.de erschienen. Das Nachrichtenportal gehört wie Capital zu RTL Deutschland.

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