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Beste Ausbilder Warum die Ausbildung bei MTU Aero Engines so begehrt ist

Bosch Selo steht in einem Triebwerk
Der 22-jährige Bosch Selo ist seit der Kindheit fasziniert von Flugzeugen
© Roman Pawlowski
Beim Triebwerkspezialisten MTU reißt der Zustrom an technisch interessierten jungen Menschen bei MTU nicht ab. Das Unternehmen steht für stabile Jobperspektiven. Doch es gibt viel mehr Bewerber als Ausbildungsplätze

Die Eintrittskarte für seinen Traumjob hat Bosch Selo auf seinem Handy gespeichert: eine technische Zeichnung, auf der zwei parallel laufende Röhren zu erkennen sind. Diese Vorrichtung hat er konstruiert, gebaut und auf seinem Triathlon-Fahrrad montiert. Die Idee dahinter: In den Röhren stecken seine Arme, sodass seine Ellenbogen eng zusammenbleiben. Durch die Haltung holt der Triathlet bei Wettkämpfen ein paar Sekunden mehr raus. Dieser Entwurf überzeugte auch MTU vom technischen Talent Selos, sodass er nach dem Abitur einen der begehrten Ausbildungsplätze beim Triebwerkspezialisten in Hannover gewinnen konnte. 

MTU baut und wartet Flugzeugmotoren, die technischen Anforderungen an die Mitarbeiter sind enorm hoch. Entsprechend hart ist die Auslese. Aus rund 3000 Bewerbern werden jedes Jahr gut 100 Auszubildende und rund 20 Kandidaten für ein duales Studium ausgewählt. „Damit wir von einem Bewerber überzeugt sind, ist vor allem die Leidenschaft für Technik wichtig“, sagt Christian Weinsheimer, einer der Ausbilder am MTU-Wartungsstandort Hannover.

Bosch Selo bringt das mit. Der 22-Jährige ist im Irak in der Nähe einer Militärbasis aufgewachsen und hat als Kind die US-Flugzeuge beobachtet. „Das hat mich schon immer fasziniert“, sagt Selo. 2015 ist er mit seiner Familie nach Deutschland gekommen, wohnt seither wenige Kilometer vom MTU-Werk entfernt. Eine Bekannte erzählte ihm von dem Unternehmen, seitdem stand für Selo fest: Er will bei MTU arbeiten.

Während im nahe gelegenen Wolfsburg der Autobauer VW in der Krise steckt, reißt der Zustrom an technisch interessierten jungen Menschen bei MTU nicht ab. Das Unternehmen steht für stabile Jobperspektiven und zahlt nach IG-Metall-Tarifvertrag. Der Konzern bildet für den eigenen Bedarf aus, vor allem Fluggerät- und Industriemechaniker, Mechatroniker, Fachkräfte für Lagerlogistik und bald auch Elektroniker für Automatisierungstechnik. MTU wächst, bald gehen viele Angestellte in Rente. Entsprechend groß ist der Bedarf an Nachwuchs. „Wir denken auch darüber nach, fachfremde Kfz-Mechaniker zu Triebwerkmechanikern umzuschulen“, sagt Markus Senger, Ausbildungsleiter im Gesamtkonzern. 

Bosch Selo ist im zweiten Lehrjahr und gehört zu den besten Azubis seines Jahrgangs. Im Montagewerk prüft er ausgebaute Flugzeugtriebwerke bis ins kleinste Detail, bevor sie wieder in die Flugzeuge zurückgesetzt werden. Jeder Fehler könnte katastrophale Konsequenzen haben. „Auch in anderen Branchen werden qualitativ hochwertige Produkte gebaut“, sagt Ausbildungsleiter Senger. Die Luftfahrt sei jedoch stärker reguliert als andere. „Bis bei uns jemand einen bestimmten Handgriff machen darf, vergeht viel Zeit.“ An den Maschinen gibt es für Azubis wie Selo eine intensive Betreuung: Jeder Handgriff wird besprochen, überwacht und reflektiert. Im ganzen Unternehmen kümmern sich etwa 500 Techniker um den Nachwuchs. Über die Abläufe und Qualität wachen knapp 70 Ausbildungsbeauftragte mit Sonderqualifikation der Industrie- und Handelskammer. 

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Selo steht kurz vor seiner ersten Zwischenprüfung, die 30 Prozent der Endnote ausmacht. Er ist zuversichtlich und hat schon langfristige Pläne: Nach der Ausbildung will er studieren, Ingenieur werden – so wie sein Ausbilder Christian Weinsheimer. 

Auch wenn er sich über Selos Weg freut, betont Weinsheimer, wie wichtig unterschiedliche Stärken in der Mannschaft sind. „Natürlich freuen wir uns über sehr gute Abschlüsse und auch über Studieninteressierte. Genauso wertvoll sind Azubis, die mit einem soliden Abschluss dauerhaft als Fachkräfte am Produkt arbeiten und über praktische Erfahrung verfügen.“ 

In einem aber sind der Ausbilder und der Auszubildende sich einig: Selber abheben in den Maschinen, die sie ausrüsten, müssen sie nicht. Am wohlsten fühlen sich die beiden am Boden – mit dem Schraubenschlüssel in der Hand, tief in ein Triebwerk vergraben. 

Erschienen in Capital 11/2025

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