Die reichsten Deutschen 2022
Die Boom-Jahre der Superreichen sind vorerst vorüber. Fast die Hälfte der Dollar-Milliardäre weltweit hat laut „Forbes“ zum Stichtag 10. März 2023 Vermögen eingebüßt. Die Liste der deutschen Superreichen spiegelte den Trend wider. Vier Vertreter der Top 10 verschlechterten sich, vier wurden reicher, zwei Ex-Spitzenreiter sind irgendwie neu dabei, dazu später mehr. Runter ging es auch für die Zwillingsbrüder Andreas & Thomas Strüngmann. Die Hexal-Gründer und Biontech-Investoren verschlechterten sich laut „Forbes“ leicht von jeweils umgerechnet 11,9 auf 11,5 Mrd. US-Dollar. Die zur Veröffentlichung der Liste 73-Jährigen teilten sich damit in Deutschland den neunten Rang, einen Platz schlechter als 2022. Weltweit landeten sie auf dem 148. Platz.
„Forbes“ beendet 2023 die Praxis, einige Geschwister und Ehepaare gemeinsam im Ranking der reichsten Menschen zu führen. So okkupierten die Aldi-Erben Beate Heister und Karl Albrecht junior jahrelang mit ihren kombinierten Vermögen Platz eins in Deutschland – obwohl ja auf beide nur jeweils die Hälfte der Summe entfiel. „Forbes“ weist die Geschwister in der aktuellen Liste nun getrennt aus. Sie fielen mit jeweils 15,8 Mrd. Dollar auf den siebten Platz des Deutschland-Rankings (weltweit: Platz 108). 2022 hatten sie gemeinsam mit 36,8 Mrd. Dollar den dritten Rang belegt.
Auch beim Aldi-Nord-Erbe Theo Albrecht junior setzte sich der Abwärtstrend der vergangenen Jahren fort. Der 72-Jährige verschlechterte sich von 18,7 auf 16,5 Mrd. Dollar und um einen Platz. International belegte der Unternehmer, zu dessen Discounter-Imperium auch Trader Joe's gehört, den 101. Platz. „Forbes“ zählte zum Stichtag bundesweit 126 Dollar-Milliardäre, acht weniger als ein Jahr zuvor.
BMW sorgte für zwei Aufsteiger in den deutschen Top 10. Großaktionär Stefan Quandt wurde von „Forbes“ nach einem Rückgang im Vorjahr nun von 20,7 auf 24,6 Mrd. Dollar hochgestuft. Der 59-Jährige kam international auf Platz 59. In Deutschland hielt er seinen Platz. Denn seine Schwester profitierte ebenfalls von der Nachfrage nach BMW-Papieren.
Der Höhenflug der BMW-Aktie nach dem ersten Corona-Schock hatte Großaktionärin Susanne Klatten 2021 im „Forbes“-Ranking einen gewaltigen Sprung nach oben ermöglicht. Ihr Vermögen stieg der Analyse zufolge damals von 16,8 auf 27,7 Mrd. Dollar. 2022 zeigte der Trend für die Quandt-Tochter mit 24,3 Mrd. Dollar wieder leicht nach unten. 2023 wies der Pfeil im Ranking wieder nach oben. Die 60-Jährige kam mit 27,4 Mrd. Dollar auf Platz 51 der reichsten Menschen weltweit. In Deutschland blieb es für die Eigentümerin des Pharmakonzerns Altana bei dem vierten Platz. Klatten wurde damit erneut die reichste Frau der Bundesrepublik und lag unter den Milliardärinnen weltweit auf Platz sieben.
Reinhold Würth ist der Überflieger unter den reichsten Deutschen 2023. Der Patriarch der Würth-Gruppe schoss im „Forbes“-Ranking von 19,0 auf 29,7 Mrd. Dollar empor und kletterte vom sechsten auf den dritten Platz. Weltweit verbesserte sich der 87-Jährige vom 84. auf den 46. Platz. Würth hatte nach dem Tod seines Vaters die familieneigene Schraubenhandlung zu einem weltweit tätigen Handelskonzern ausgebaut.
Der Boom der Logistikbranche hatte 2022 Klaus-Michael Kühne in die Top 10 der reichsten Deutschen katapultiert – und das gleich auf Platz zwei. Dass dies kein Zufall war, bestätigte Kühne mit einem leichten Vermögenszuwachs von 37,3 auf 39,1 Mr. Dollar. Das bedeutete erneut Platz zwei in Deutschland. Im internationalen Ranking kam der Mehrheitsaktionär des internationalen Logistikdienstleisters Kühne + Nagel, der auch 30 Prozent an Hapag-Lloyd hält, auf den 29. Platz.
Sollte der Trend 2023 anhalten, könnte Dieter Schwarz im nächsten Jahr den Titel „Reichster Mensch Deutschlands“ einbüßen. So aber hielt der Eigentümer der Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) trotz Verlusten noch Kühne auf Abstand. „Forbes“ stufte das Vermögen des 83-Jährigen nach starken Gewinnen 2022 nun von 47,1 auf 42,9 Mrd. Dollar herunter. Im allgemein schlechten Jahr für die Superreichen weltweit konnte sich Schwarz aber vom 28. auf den 27. Platz verbessern.