Wenn der Job auch das Erbe für die Nachkommen ist, zählt unternehmerische Verantwortung ganz besonders. Auf dieser soliden Basis haben Familienunternehmen weltweit in der Pandemie ihre Resilienz bewiesen. Viele sind während der Corona-Krise sogar gewachsen und haben neue Jobs geschaffen, wie die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY und die Universität St. Gallen in ihrem Family Business Index 2021 festgestellt haben.
Der listet die 500 gemessen am Umsatz größten Familienunternehmen der Welt auf. Sie haben laut der Analyse 2020 gemeinsam einen Umsatz von 7,28 Billionen US-Dollar erwirtschaftet. Wären Familienunternehmen ein Land, hätten sie demnach hinter den USA und China den drittgrößten Beitrag zur Weltwirtschaft geleistet.
Länder mit den meisten Familienunternehmen
Familienunternehmen haben nicht in allen Regionen der Welt gleichermaßen Tradition beziehungsweise Erfolg. So kam Russland in dem Index nur auf drei Top-Familienunternehmen. Das Umsatzstärkste reihte sich im globalen Vergleich erst auf Rang 172 ein. Die Türkei kam bei nur etwa halb so vielen Einwohnern auf doppelt so viele Einträge in dem Ranking, mit der Top-Firma (Koc Holding AS) auf Rang 54.
Um für die Untersuchung berücksichtigt zu werden, mussten Unternehmen diese Anforderungen erfüllen:
- Mindestens zwei Familienmitglieder sitzen in der Firmenleitung oder im Aufsichtsrat.
- Die Familie kontrolliert bei privaten Unternehmen mehr als 50 Prozent der Anteile und Stimmrechte, bei börsennotierten Unternehmen mindestens 32 Prozent.
- Der Index berücksichtigt nur eine Firma pro Familie. Besitzt sie mehrere Großunternehmen, wurde entweder die Mutterfirma oder die umsatzstärkere Firma ausgewählt.
Die Daten der Analyse stammen aus öffentlich zugänglichen Berichten und Datenbanken. Die Zahlen durften nicht älter als 24 Monate sein.
Diese Länder kommen auf die meisten der großen Familienbetriebe weltweit.
Die größten Familienunternehmen

#8 Niederlande, Kanada & Mexiko
Die Niederlande, Kanada und Mexiko teilten sich im Index von EY und der Universität St. Gallen mit jeweils 14 Familienunternehmen in den Top 500 Platz acht des Länder-Rankings. Das umsatzstärkste Unternehmen konnte Kanada vorweisen. Die 1882 gegründete Bäckereikette George Weston lag weltweit mit einem Umsatz von 54,7 Mrd. Dollar auf Platz 19. Mexikos größter Familienbetrieb war das Telekommunikationsunternehmen America Móvil auf Platz 23. Die Niederlande waren erstmals auf Rang 42 mit dem Mischkonzern Louis Dreyfus Holding vertreten. Heineken folgte im nationalen Ranking erst auf Platz vier, hinter der BCD Group und Randstad. Das Trio lag im Länder-Ranking vor Spanien (13 Familienunternehmen) und dem Vereinigten Königreich (zwölf Betriebe).

#7 Schweiz
Die Schweiz erweist sich im Index gemessen an der Bevölkerungsgröße als der weltweite Champion. Die Alpenrepublik stellte 16 der 500 umsatzstärksten Familienunternehmen weltweit. Damit entfielen statistisch betrachtet auf eine Million Einwohner rund zwei Top-Familienbetriebe. Der nationale Champion war der Pharma-Konzern Roche auf Platz 16 (Umsatz: 68,5 Mrd. Dollar), gefolgt vom Ölhandelsunternehmen Gunvor (Platz 24) und dem Logistiker Kühne + Nagel (Platz 66).

#6 Indien
Im Land mit der zweitgrößten Bevölkerung weltweit verorteten die Analysten hingegen nur 17 der führenden Familienunternehmen. Der indische Spitzenreiter war auf Platz zwölf Reliance Industries. Das 1966 gegründete Unternehmen ist auf Petrochemie und Textilien spezialisiert. Es lag gemessen am Umsatz mit 79,5 Mrd. Dollar in Indien vor der Aditya Birla Group (Platz 20) und Tata Motors (Platz 38) – auf dem Foto ist Mukesh Ambani, Vorstandsvorsitzender von Reliance Industries.

#5 Italien
Italien belegte im Länder-Ranking des Family Business Index 2021 mit 19 Firmen Platz fünf. Es stellte die weltweite Nummer drei, die Investmentgesellschaft Exor. Sie befindet sich in Besitz der italienischen Unternehmerfamilie Agnelli und hält Beteiligungen an Fiat Chrysler Automobiles und Ferrari. Es folgten auf Platz 71 die Holding Edizione (Benetton) und auf Rang 105 der Süßwarenhersteller Ferrero – das Foto zeigt John Elkann, CEO von Exor bei der Formel 1 in Barcelona.

#4 China
Die Universität St. Gallen und EY zählten in China (inklusive Hongkong) zuletzt 29 führende Familienunternehmen. Spitzenreiter war die 1992 von Yang Guoqiang gegründete Immobilienentwicklungsgesellschaft Country Garden Holdings auf Platz 14 mit einem Umsatz von 71,1 Mrd. Dollar. Es folgten die Midea Group (Platz 27) und die bereits 1828 gegründete CK Hutchison Holdings (Platz 40).

#3 Frankreich & Monaco
Frankreich und Monaco kamen zusammen im Ranking auf 33 Familienunternehmen. Das konnten nur zwei Länder überbieten. Französischer Champion war LVMH auf Rang 18 mit einem Umsatz in Höhe von 54,8 Mrd. Dollar, gefolgt vom Einzelhandelsunternehmen Groupe Casino auf Platz 30 und der Warenhauskette Groupe Auchan auf Rang 33. Der Kosmetikhersteller und Konsumgüterkonzern L'Oréal reihte sich auf weltweit Platz 41 ein – zu sehen ist LVMH CEO Bernard Arnault.

#2 Deutschland
Deutschland stellte in der jüngsten Ausgabe des Index 79 der 500 umsatzstärksten Familienunternehmen. Zwei schafften es in die weltweiten Top 10. Die 1930 gegründete Schwarz Group aus Heilbronn kam vor allem dank Lidl und Kaufland auf einen Umsatz von 140,0 Mrd. Dollar und damit weltweit auf Platz vier. Der Automobilhersteller BMW, bei dem die Quandt-Familie fast die Hälfte der Anteile hält, belegte mit 122,2 Mrd. Dollar Platz sechs.

#1 USA
Mehr führende Familienunternehmen als Deutschland stellen weltweit nur die USA. Auf sie entfiel in den Top 500 fast jeder vierte Betrieb. Sieben der zehn größten Familienunternehmen hatten laut der Analyse zuletzt in den Vereinigten Staaten ihren Sitz. Dazu gehörte die weltweite Nummer eins, der Handelsriese Walmart mit einem Umsatz von 559,1 Mrd. Euro sowie Warren Buffetts Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway auf Rang zwei (245,5 Mrd. Dollar).