Nein, ich war auf keiner Game Convention oder Role-Play-Messe – aber gleichwohl begegneten mir viele König Arthusse, Ritter vom Schlage eines Sir Lancelot und Parzival, und auch so einige Lady Guineveres.
In Wirklichkeit war ich auf einer hochkarätig besetzten Konferenz zum Thema „Digitale Innovation“ – und wie immer bei disruptiven Veränderungen ist es wie die Suche nach dem Heiligen Gral. Mit vielen Wünschen und zu wenig Realität – dabei sollten wir uns beim wichtigen Thema „Digitalisierung“ um eine Strategie kümmern, die beim Hier und Jetzt im Business ansetzt.
Wenn Herr Altmaier telefoniert ...
Wenn Wirtschaftsminister Peter Altmaier sagt, er lasse sich nicht mehr anrufen aus dem Auto, weil ihm die schlechte Netzqualität peinlich ist, dann mag das banal klingen. Also was reden wir über digitale Innovation, wenn die Fundamente dafür gar nicht vorhanden sind?
Ich erlebe die fundamentalen Probleme in virtuellen Meetings mit unseren Standorten jeden Tag: Die Amerikaner sind glasklar zu hören, wir Deutschen sind öfter schlecht zu verstehen oder die Verbindung bricht ganz ab. Ein Mitarbeiter von mir, der 20 Jahre in den USA gelebt hat und zu seiner Familie zurückkehrte, sagte: Es gefalle ihm, wieder in Deutschland zu sein, aber an das langsame Internet müsse er sich noch gewöhnen.
So wird die Strahlkraft von „Made in Germany“ gänzlich verschwinden, wenn wir den Anschluss an die Entwicklungen der digitalen Welt verpassen. Und die Anzeichen, dass diese Gefahr immer größer wird, sind da. Es fehlt die Kraft der Erneuerung.
Fehlende Kraft der Erneuerung
Da können die Redner auf Messen und Kongressen noch so viel über die digitale Transformation sprechen. Aus dem fernen Silicon Valley kommen die disruptiven Ideen. Warum passiert das nicht bei uns, was hindert uns daran, disruptive Konzepte zu haben und umzusetzen?
Im Moment fehlt die politische Kraft, um das Hauptthema unserer Gesellschaft, die Erneuerung, in den Fokus zu stellen und voranzubringen. Und das liegt daran, dass wir an die wichtigen Themen zu dogmatisch herangehen. Wir schauen links, schauen rechts, wir schauen zurück – aber wir sehen den Weg vor unseren Augen nicht. So vergeht die Zeit und die notwendigen Investitionen in eine digitale Zukunft unterbleiben.
Die Chance für die Zukunft
Lassen Sie mich das etwas polarisierend formulieren: Wir leben im Moment in einer Angstgesellschaft mit einer opportunistischen Politik auf der Lebensgrundlage der Ideen unserer Vorväter, aus denen Schlüsselindustrien entstanden sind, die über hundert Jahre funktioniert haben.
Aber diese Ideen sind nicht mehr tragfähig. Angesichts der für die Menschen sinnvollen und notwendigen Digitalisierung brauchen unser Land und die Menschen andere Rahmenbedingungen für den Wandel. Wir dürfen nicht vergessen: Die Wirtschaft und unser aller Arbeit sind die Grundlage unseres Wohlstands. Da hilft kein Moralisieren, keine Gerechtigkeitsdiskussion, spätestens dann nicht mehr, wenn nichts mehr zu verteilen ist. Wenn ich moralisch darüber nachdenke.
Aber es gibt eine Chance, wenn wir die zentralen Fragen rund um die Zukunftsfähigkeit in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft mit Vertrauen und Verantwortung angehen. Nutzen gerichtet und nicht egoistisch, lernend und nicht dagegen kämpfend.
Unsere Verantwortung
Unsere Chance liegt in der Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen: Zusammenarbeit deutscher Wettbewerber, um sich gegen die Übermacht der digitalen Riesen in Kalifornien zu behaupten. Zusammenarbeit zwischen Arbeitnehmerschaft und Management, um zukunftsfähige Organisationen zu schaffen. Zusammenarbeit, um die Wirkung für die Märkte und Kunden in den Fokus zu rücken. Oder vielleicht auch ein politischer Rahmen, der Innovationen in den Fokus nimmt und sie nicht ausbremst.
Diese Chance sollten wir ergreifen – und gerade wir Unternehmer sind hier besonders in der Verantwortung, wie auch die Politik. Es braucht diese digitale Erneuerung, hier und jetzt. Und keine Zukunftsutopien oder Gralssucher.