Zwischen 2017 und 2021 wird es allein in Bayern in nahezu 30.000 Betrieben mit knapp über 500.000 Mitarbeitern einen Generationswechsel geben. Das hat die Initiative Unternehmensnachfolge Bayern des Bayerischen Wirtschaftsministeriums, des Bayerischen Industrie- und Handelskammertages und der Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Handwerkskammer ermittelt. Knapp 15 Prozent aller Unternehmen in Bayern stehen vor der Frage, wie sie es schaffen, dass jüngere Unternehmenslenker und Manager 50+ zu einer erfolgreichen, zukunftsorientierten und vertrauensvollen Zusammenarbeit finden.
Von der Gruppe zum Team
Ein neuer Chef sorgt erst einmal für Verunsicherung. Die Kollegen fragen sich: Was wird aus der eigenen Position? Was hat der neue Chef vor? Negative Energie baut sich auf, die sich als Hemmschuh auf das gesamte Unternehmen auswirken kann. Neue Chefs sollten daher zunächst Folgendes herausfinden:
- Wie beeinflusst jeder Einzelne die Gruppe und damit den Prozess des Team-Werdens?
- Was kann und möchte jeder selbst dazu beitragen, dass die Gruppe zum Team wird?
- Welche Handlungsmöglichkeiten und -alternativen gibt es, um ein erfolgreiches Team zu werden, in dem sich die Teammitglieder gegenseitig vertrauen und wertschätzen?
Mit der nachweislich erfolgreichsten Lernmethode der Gegenwart, Lernen auf Basis angeleiteter Selbsterfahrung, gelingt es Gruppen zu Teams zu werden. Der Erfolg hängt von jedem einzelnen Teilnehmer ab und davon, wieviel er zu geben und zu nehmen bereit ist. Natürlich liegt es auch am Chef, wie er sein Team motivieren kann, seine besten Ideen und sein Engagement einzubringen.
Wertschätzende Feedback-Kultur statt Frustration
Eine wichtige Grundlage für das Zusammenwachsen von Gruppen zu Teams ist eine wertschätzende Feedbackkultur . Feedback geben und auch annehmen will gelernt sein. Häufig neigen jüngere Führungskräfte im Eifer zu schnellen dynamischen Problemlösungen. Ältere Mitarbeiter, die schon lange im Betrieb sind, sehen dann ihre wertvollen Erfahrungen nicht gewürdigt und entwickeln Widerstände. Druck verursacht überdies Ängste, nicht mehr Schritt halten zu können. Wenn dann noch Anweisungen mit abwertenden Vermutungen verknüpft werden, wie "Sie haben wie mir scheint zu wenig Zeit und Interesse, das Projekt voranzubringen," steht bei Mitarbeitern Frustration statt Motivation an.
Feedback kann auch team- und kulturbildend gegeben werden, wenn der neue Chef zu erkennen gibt, dass ihm sehr daran gelegen ist, seine Mitarbeiter an den anstehenden Projekten zu beteiligen. Er lädt zu Kooperation ein, wenn er zum Beispiel sagt: "Ich freue mich auch besonders über ihre kritischen Argumente. Sie können uns voranbringen. Die anstehende Entscheidung ist mir so wichtig, dass ich sie alle im Boot haben möchte."
Die erstgenannte Reaktion hat nichts mit Wertschätzung der Mitarbeiter zu tun: Vielleicht hat der Kollege Schwierigkeiten, über die er noch nicht reden möchte oder einfach nur schreckliche Zahnschmerzen? Gute Führung zeichnet sich durch eine Reaktion wie im zweiten Beispiel aus: Sie spiegelt Wertschätzung der Gruppe wider. Der Chef unterstellt dem Team Kooperationsbereitschaft, Neugier und Kompetenz. Er hat begriffen, dass die Gruppe, das Team so sein wird, wie er es führend kommuniziert. Als Feedbackleiter gestaltet er bewusst und geplant die Kultur der Gruppendynamik. Solch exzellente Führung muss und kann natürlich gelernt werden.
Junge Chefs und Manger 50plus - ein Gewinnerteam
Frischer Wind, gepaart mit umfassender Erfahrung: das sind zwei wesentliche Erfolgskomponenten, um ein Unternehmen erfolgreich und nachhaltig weiterzuentwickeln. Also reden Sie miteinander. Sprechen Sie auch immer wieder darüber, wie es Ihnen geht. Das ist zwar anstrengend, wird aber die gesamte positive Energie Ihrer Mitarbeiter bündeln und aus 2+2=7 machen.
Dr. Hans Rosenkranz ist Wirtschaftspädagoge, Organisationspsychologe, systemischer Familientherapeut sowie Gründer der Team Dr. Rosenkranz GmbH .

Plötzlich Chef: Christian Berner wurde mit 28 Jahren CEO der Berner Group und damit Vorgesetzter von über 9000 Mitarbeitern. Der Schraubenkonzern ist neben dem berühmten Mittelständler Würth das zweite große Top-Unternehmen aus dem beschaulichen Künzelsau in Süddeutschland.

Die Kornbrennerei Schwarze und Schlichte ist 350 Jahre alt. Katharina Schwarze ist als Projektleiterin in die Firma ihrer Eltern gekommen.

Florian Sieber (2. von links): ältester Sohn des Simba-Dickie-Gründers Michael Sieber und geschäftsführender Gesellschafter des Modellbahnbauers Märklin.

Florian Hoeneß, Sohn des Fußball-Funktionärs Uli Hoeneß, führt die Geschäfte der HoWe Wurstwaren KG seit 2001.

Marlene Taschen: 1985 geboren, führt seit 2017 den Taschen-Verlag, gegründet von ihrem Vater Benedikt Taschen.

Christoph Brandt mit seinem im Dezember 2017 verstorbenen Vater Carl-Jürgen Brandt. Christoph Brandt führt die Brandt Backwaren Vertriebs GmbH zusammen mit seinem Bruder und zwei weiteren Geschäftsführern.

Marc Fielmann: Sohn des Gründers der Fielmann AG, Günther Fielmann, und Vorstandsmitglied des Familienunternehmens.

Ricarda Kusch hat die Leitung des Familienunternehmens Kusch+Co 2006 übernommen. Das 75 Jahre alte Unternehmen fertigt Designmöbel.

Maximilian Viessmann: Als Juniorchef verantwortlich für die Digitalisierung des Traditionsunternehmens Viessmann, gegründet 1917 von seinem Großvater Hans Viessmann.

Michael Mack: Seit 2005 in der Geschäftsleitung der Mack Rides GmbH & Co KG - dem Freizeitpark Europapark, gegründet von Vater und Großvater.

Felix Fiege gehört zusammen mit seinem Cousin Jens Fiege zum vierköpfigen Vorstand des familieneigenen Logistikunternehmens.

Raoul Rossmann: Sohn von Drogerieketten-Gründer Dirk Roßmann, verantwortet im Familienunternehmen als Teil der Geschäftsführung die Ressorts Einkauf, Marketing und Online.

Fabian Kienbaum, hat den Chefsessel der Personalberatung Kienbaum von seinem Vater Jochen übernommen. Er ist nun Chief Empowerment Officer der Kienbaum Consultants International GmbH.

Christian Greiner folgte seinem Vater auf dem Chefsessel nach: Er leitet den Modekonzern Wöhrl/Ludwig Beck.

Anton Kathrein, Enkel des Gründers der Kathrein-Werke, übernahm nach dem Tod seines Vaters 2012 das Familienunternehmen als CEO und geschäftsführender Gesellschafter.