Anzeige

Nexperia Chipmangel könnte deutsche Autoproduktion stoppen

Ein Volkswagen Golf befinden sich im VW Werk in der Endmontage
Ein Volkswagen Golf befinden sich im VW Werk in der Endmontage
© Moritz Frankenberg / Picture Alliance
Lieferprobleme beim Chiphersteller Nexperia gefährden die Produktion deutscher Autobauer. Der VDA warnt vor möglichen Produktionsstopps in naher Zukunft. VW dementiert, dass die Bänder deshalb teilweise stillstehen

Wegen ausfallender Lieferungen von Computerchips des Anbieters Nexperia will Volkswagen einem Zeitungsbericht zufolge die Produktion im Wolfsburger Stammwerk herunterfahren. Davon betroffen sei unter anderem das Modell „Golf“, schrieb die „Bild“-Zeitung unter Berufung auf Branchen-Insider. Der Autobauer betonte jedoch auf Anfrage, die Aussetzung der Fertigung bei „Golf“ und „Tiguan“ sei geplant gewesen und stehe nicht im Zusammenhang mit dem Fall Nexperia.

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) warnte indes vor Produktionsstopps in der deutschen Autoindustrie. „Die Situation könnte schon in naher Zukunft zu erheblichen Produktionseinschränkungen, gegebenenfalls sogar zu Produktionsstopps führen, falls die Lieferunterbrechung von Nexperia-Chips nicht kurzfristig behoben werden kann“, sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller.

VW: Nexperia kein direkter Lieferant

Bei Nexperia gibt es Lieferprobleme, nachdem die niederländische Regierung die Kontrolle über die bisher von einer chinesischen Konzernmutter geführten Firma übernommen hatte. Zuvor hatte die Regierung in Peking den Export bestimmter Teile von Nexperia-Chips verboten. Das Unternehmen habe daraufhin Automobilhersteller und Zulieferer informiert, „dass das Unternehmen die Belieferung der Automobilzulieferkette mit seinen Chips nicht mehr in Gänze gewährleisten kann“, so die VDA-Chefin. 

Die für Deutschland wichtigen Halbleiter werden zwar meist in Europa produziert, zur Verpackung und Weiterverarbeitung jedoch in die Volksrepublik verschickt. Der europäische Automobilverband ACEA schlug bereits ebenfalls Alarm. Die Lagerbestände der heimischen Fahrzeug-Hersteller reichten nur für wenige Wochen. Volkswagen hatte damals erklärt, dass Nexperia kein direkter Lieferant sei. Aber Bauteile steckten in Komponenten, die VW von Zulieferern erhält.

Nexperia ist laut VDA ein wichtiger Zulieferer, dessen Halbleiter häufig in elektronischen Steuergeräten von Fahrzeugelektroniksystemen zum Einsatz kommen. „Der VDA ist seither mit den betroffenen Unternehmen, der Industrie, der Bundesregierung sowie der EU-Kommission in Kontakt. Aktuell sollte der Fokus sein, schnelle und pragmatische Lösungen zu finden“, so Müller. Nexperia produziert unter anderem in Hamburg, ist Berichten zufolge aber auf Zulieferungen aus China angewiesen, die nun ausblieben.

>> Die Woche – Newsletter <<

Das wichtigste Thema der Woche aus Wirtschaft, Finanzen und Politik – pointiert eingeordnet von Capital-Chefredakteur Timo Pache. Immer freitags, kostenlos und mit vielen Lese-Tipps zu den besten Capital-Geschichten der Woche.

Hier können Sie den Newsletter abonnieren

Die Firma ist die weltgrößte Anbieterin einfacher Halbleiter wie Dioden oder Transistoren. Nexperia entwickelt zudem moderne Chips für Batteriemanagement. Der chinesische Mutterkonzern Wingtech steht wegen angeblicher Risiken für die nationale Sicherheit seit 2024 auf einer schwarzen Liste der US-Regierung.

rtr/dpa/ess

Mehr zum Thema

Neueste Artikel

VG-Wort Pixel