Der neue Vorstand der Deutschen Bahn nimmt weitere Konturen an. Insidern zufolge wird die neue Konzernchefin Evelyn Palla zwei Positionen im Führungsgremium nach ihren Vorstellungen besetzen. So soll die frühere Hornbach-Managerin Karin Dohm Finanzvorständin im Bahn-Konzern werden. Außerdem soll der bisherige Regio-Manager Harmen van Zijderveld den Regionalverkehr im Vorstand vertreten. Diesen Posten hatte bisher Palla selbst inne, die nun aber seit Anfang Oktober an der Spitze des krisengeplagten Staatskonzerns steht.
Die Bahn wollte sich nicht zu den Personalien äußern. Laut „Süddeutscher Zeitung“, die zuerst über die Änderungen berichtet hatte, hat der Personalausschuss am Montagnachmittag für beide Personalien grünes Licht gegeben. Formal müssen sie aber noch vom gesamten DB-Aufsichtsrat bestätigt werden. Die nächste Sitzung findet am 30. Oktober statt. Insidern zufolge gilt die Bestätigung aber als sicher.
Von Hornbach über Continental zur Bahn
Dohm war erst Anfang des Jahres zum Reifenkonzern Continental gewechselt, um dort Finanzchefin der vor dem Börsengang stehenden Autozuliefer-Sparte Aumovio SE zu werden. Sie hatte ihr Amt aber nach acht Wochen schon wieder niedergelegt.
Noch nicht entschieden ist die Zukunft von Sigrid Nikutta, der Vorständin für die dringend sanierungsbedürftige Frachtsparte. Laut „Süddeutscher Zeitung“ steht die Cargo-Chefin unmittelbar vor dem Aus. Ihr Sanierungskonzept ist einem Gutachten zufolge nicht ausreichend. Die einflussreiche Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft hatte zuletzt öffentlich ihre Abberufung gefordert. Die EVG wirft ihr vor, kein Zukunftskonzept zu haben.
DB Cargo muss auf Druck der EU-Kommission bis 2026 profitabel werden. Ansonsten soll die Tochter zerschlagen werden. Nikutta verfolgt deswegen einen scharfen Sparkurs. DB Cargo transportierte im ersten Halbjahr zehn Prozent weniger, der Umsatz sank um neun Prozent auf 2,5 Mrd. Euro. Das operative Ergebnis verbesserte sich um 165 Millionen auf minus 96 Mio. Euro. Im Güterbereich machen private Konkurrenten der Bahn bereits rund 60 Prozent des Geschäfts in Deutschland.
Die Grünen-Haushaltsexpertin Paula Piechotta sagte, es reiche nicht aus, nur das Geschäft herunterzufahren, um dann weniger Verlust zu machen. „Eine DB Cargo, die sich selbst verzwergt, hat keinen Mehrwert für den Eigentümer Deutschland.“