Der Begriff „Handelsbilanzdefizit“ hat Hochkonjunktur. Seit Trumps Amtsantritt gibt es kaum eine wirtschaftspolitische Kennzahl auf die der US-Präsident so sehr herumreitet, wie auf der Differenz aus Importen und Exporten.
Immer wieder begründete Trump die Makulatur an der amerikanischen Handelsbilanz mit dem Fehlverhalten anderer Länder: Mexiko produziere zu billig, China werte seine Währung künstlich ab und die Exporte der Europäer seien zu günstig. Nun will er mit Strafzöllen ein Hindernis für ausländische Exporte errichten. Mit Steuervergünstigungen und Strafzöllen versucht US-Präsident Trump das Revival der heimischen Produktion zu befeuern
Tatsächlich haben die USA das größte Handelsbilanzdefizit der Welt. Die größte Wirtschaftsnation hat, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, einen relativ kleinen Exportanteil, importiert dafür aber ausgiebig.
Trotzdem führt die Wertung dieser Kenngröße teilweise in die Irre. Es ist keineswegs so, dass amerikanische Unternehmen zu wenig exportieren. Sie tun es bloss nicht von ihren Standorten innerhalb der amerikanischen Grenzen. Konzerne wie Apple oder Coca-Cola haben Produktionsstandorte auf der ganzen Welt. Von diesen exportieren sie ihre Produkte. Das Problem: diese Erzeugnisse tauchen nicht in der Handelsbilanz der USA auf.
Ist eine ausgeglichene Handelsbilanz überhaupt wichtig?
Die Handelsbilanz zeigt lediglich, dass die Amerikaner mehr Waren einführen als sie aus dem eigenen Land abführen. Das blendet aber eben die Internationalisierung der Produktion amerikanischer Unternehmen aus.
Dass die wirtschaftliche Stärke eines Landes maßgeblich von der Handelsbilanz abhängig ist, ist eine weit verbreitete Annahme . Man kann in der Handelsbilanz einen Faktor der wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes ausmachen. Sie lässt auch Aussagen über die internationale Wettbewerbsfähigkeit einer Wirtschaft zu, zumindest im Produktionsbereich. Der alleinige Faktor für die Wirtschaftskraft eines Landes ist sie jedoch nicht. Tatsächlich gibt es unter den Ländern mit den größten Handelsbilanzdefiziten einige Nationen, die sich in letzter Zeit wirtschaftlich stark entwickelt haben. Einige haben in den letzten Jahren einen Boom mit beinahe zweistelligen Wachstumsraten erlebt.
Hier kommt eine Aufstellung der Länder mit den größten Handelsbilanzdefiziten - und ihren erstaunlich unterschiedlichen wirtschaftlichen Dynamiken:
Die 10 Länder mit den größten Handelsdefiziten weltweit
Das Ranking basiert auf den Zahlen des CIA World Fact Books zum weltweiten Handel aus dem Jahr 2017. Knapp unter die Top-Ten der Länder mit den höchsten Handelsbilanzdefiziten ist Indonesien gerutscht. Das Importvolumen übersteigt den Export um 17,3 Milliarden US-Dollar.
Mit einem Handelsbilanzdefizit von 19,3 Milliarden Dollar landet Mexiko auf Platz neun. Das Handelsvolumen zwischen den USA und Mexiko betrug im letzten Jahr 623 Milliarden Dollar. Der Staat südlich des Rio Grande ist der zweitgrößte Importeur US-amerikanischer Güter weltweit.
Die größte Demokratie der Welt bleibt nach Ansicht einiger Ökonomen hinter seinen wirtschaftlichen Potenzialen zurück. Die Probleme liegen offenbar tiefer. Ausländische Unternehmen verzweifeln regelmäßig an fehlender Zahlungsmoral und Problemen bei der Fertigung. Indien hat es verpasst seinen Status als wichtigen Fertigungsort ähnlich wie Nachbar und Konkurrent China auszubauen. Dementsprechend groß fällt das Handelsbilanzdefizit mit 48,6 Milliarden US-Dollar aus.
Die britische Wirtschaft ist zu weiten Teilen eine reine Dienstleistungswirtschaft. Der Finanzmarkt macht den Löwenanteil an der britischen Wirtschaft aus. Boomende Exportbranchen gibt es kaum, stattdessen muss durch den enormen Konsum der Briten viel importiert werden. Das Handelsbilanzdefizit beläuft sich daher auf 100 Milliarden US-Dollar.
Das absolute Handelsbilanzdefizit ist in den USA am größten. Um fast 450 Milliarden US-Dollar übersteigen die Importe das Exportvolumen. Trump will diese Enticklung bremsen und stattdessen die heimische Produktion ausbauen und vermehrt exportieren. Doch eine wettbewerbsfähigere Produktion lässt sich nicht von heute auf morgen aus dem Boden stampfen.