Ein Jahr nach Ausbruch der Covid-19-Pandemie fällt das Urteil für europäische Städte in puncto Lebensqualität schlecht aus. Zu diesem Urteil kamen jedenfalls die Experten der Economist Intelligence Unit (EIU) in ihrem alljährlichen Ranking . Neben Kanada waren es demnach vor allem Metropolen in Europa, in denen die Lebensverhältnisse am stärksten gelitten haben. Hauptgrund war laut dem „Global Liveability Index 2021“ die Belastung der lokalen Gesundheitssysteme während der zweiten Corona-Welle. Insbesondere deutsche Städte gehörten laut den Analysten zu den größten Verlierern, was die Lebensqualität für ihre Einwohner betrifft.
Die Pandemie hat die Lebensverhältnisse weltweit negativ beeinträchtigt. Der Durchschnittswert der 140 von der EIU untersuchten Metropolen sank in dem bis 100 Punkte reichenden Index um sieben Zähler. Es gab aber auch Städte, die ihr Ergebnis verbessern konnten. Insbesondere Großstädte aus den USA gehörten zu den Aufsteigern des Rankings, vor allem dank der hohen Impfrate in den Vereinigten Staaten.
Beste Städte der Welt
Der Beratungsdienst EIU, der zur britischen Economist Group gehört, hat die Lebensqualität in 140 Städten weltweit untersucht. Die Experten stützten sich auf eigene Auswertungen sowie Daten der Weltbank und von Transparency International. Untersucht wurde die Lage in den Metropolen zwischen 22. Februar und 21. März 2021. Aus diesen Kategorien setzt sich das Ranking zusammen:
- Stabilität: 25 Prozent der Endnote (zum Beispiel Kriminalitätsrate, Terrorgefahr, Unruhen)
- Kultur und Umwelt: 25 Prozent (Klima, Korruption, staatliche Zensur, sportliche und kulturelle Veranstaltungen)
- Gesundheitsversorgung: 20 Prozent (unter anderem die Qualität des privaten und gesetzlichen Gesundheitswesens)
- Infrastruktur: 20 Prozent (Straßen, ÖPNV, Qualität der Wohnverhältnisse, Versorgung mit Energie, Wasser und Telekommunikation)
- Bildung: zehn Prozent (private und öffentliche Bildungsangebote)
Die Analyse wurde laut EIU 2021 um weitere Indikatoren ergänzt, um die Reaktion örtlicher Regierungen und Verwaltungen auf die Pandemie abzubilden. Dazu gehörten weiterhin bestehende Einschränkungen im öffentlichen Leben sowie überlastete Gesundheitssysteme.
Dies waren laut den Experten die Verlierer und die Aufsteiger im Ranking der besten Städte der Welt.
Beste Städte der Welt: Gewinner & Verlierer

Dublin gehörte im EIU-Städte-Ranking 2021 zu den größten Verlierern. Die Analysten hatten für diese Auswertung die Ergebnisse in den fünf Kategorien mit dem Abschneiden sechs Monate zuvor verglichen. Die irische Hauptstadt fiel demnach um 22 Plätze. Sie kam zum Stichtag unter den 140 analysierten Metropolen mit 80,1 Punkten auf Platz 51.

Für Prag ging es gleich 27 Plätze nach unten. Die tschechische Hauptstadt verschlechterte sich um 9,6 auf nur noch 71,2 Punkte. Damit reichte es für Prag nur noch für Platz 72. Hauptursache war laut EIU die schlechtere Lage in der Gesundheitsversorgung der Hauptstadt.

Deutschland ist an der Spitze der Liste der größten Verlierer im „Global Liveability Index 2021“ unter sich. Die Analysten der EIU bewerteten Düsseldorf am Ende nur noch mit 80,2 Punkten. Das war rund ein Zehntel weniger als ein halbes Jahr zuvor. Düsseldorf stürzte damit 28 Plätze auf Rang 50 ab.

Frankfurt am Main kam immerhin noch auf Rang 39 und war damit unter den drei deutschen Verlierern die am höchsten platzierte Metropole. Das Finanzzentrum verlor aber 8,5 Indexpunkte oder 29 Plätze. Dieser Absturz konnte nur von einer Stadt überboten werden.

Hamburg war einst im Ranking der besten Städte weltweit das deutsche Aushängeschild. Die norddeutsche Metropole landete 2017 und 2016 auf Platz zehn der Städte mit der höchsten Lebensqualität. Zuletzt hat aber laut den Analysten keine der 140 untersuchten Städte binnen sechs Monaten so stark an Lebensqualität eingebüßt wie Hamburg. Die norddeutsche Metropole fiel im Ranking 2021 um 34 Plätze auf Rang 47. Einige andere Städte Europas konnten hingegen am anderen Ende der Skala punkten.

Europa ist insgesamt im Städte-Ranking der EIU abgerutscht. Es gab aber einige positive Ausnahmen. Barcelona teilte sich mit Pittsburgh Platz fünf der Metropolen mit dem größten Sprung nach oben. Beide verbesserten sich um jeweils 22 Plätze. Barcelona stieg auf Rang 16 (88,3 Punkte), Pittsburgh kam auf Platz 25 (85,3 Punkte).

Miami gelang im Untersuchungszeitraum der viertgrößte Sprung nach oben. Die Metropole im US-Bundesstaat Florida kletterte 24 Ränge. Sie belegte zum Stichtag Platz 28.

Spanien ist in den Top 10 der Aufsteiger-Städte mit zwei Metropolen vertreten. Madrid musste sich im Gesamtranking zwar auf Platz 19 drei Ränge hinter Barcelona einreihen. Aber die Hauptstadt holte auf. Sie verbesserte sich innerhalb eines halben Jahres um 25 Plätze und 5,5 Punkte.

Die Spitze der Aufsteiger-Charts ist jedoch standesgemäß den USA vorbehalten. Aus ihnen stammten sieben der zehn Städte, die ihre Lebensqualität nach Ansicht der Analysten zuletzt am stärksten gesteigert haben. Houston verbesserte sich im Index um 7,8 auf 84,0 Punkte. Es schoss damit von Rang 62 auf Platz 31 empor.

Keine der 140 untersuchten Städte konnte ihre Lebensqualität laut der Analyse zuletzt während der Pandemie so sehr steigern wie Honolulu. Die Hawaii-Metropole hatte ein halbes Jahr vor dem Stichtag noch abgeschlagen auf Platz 60 gelegen. Nach einem Schlusssprint verpasste sie auf Rang 14 nur knapp den Einzug in die Top 10. Honolulu verbesserte sich im Index um 14,2 auf 90,6 Punkte. Das war ein fast doppelt so hoher Anstieg wie beim Zweitplatzierten Houston. Dafür sorgte vor allem ein Plus von 33 Punkten in der Gesundheitskategorie. „Über die Hälfte der Einwohner von Hawaii haben jetzt zumindest eine Dosis des Impfstoffes erhalten“, hieß es in dem Bericht.