Die Lebensverhältnisse in diesen Städten waren bereits vor der Corona-Pandemie erbärmlich. Rund ein Jahr nach Ausbruch der globalen Krise hat sich die miserable Lage weiter verschlechtert und verfestigt. Zu diesem Ergebnis kommen die Analysten der Economist Intelligence Unit (EIU) in ihrem „ Global Liveability Index 2021 “. Dafür wurde die Lebensqualität in 140 Metropolen weltweit untersucht. An der Spitze gab es im Vergleich zum vorherigen Ranking viel Bewegung. Die fehlte am unteren Ende der Liste. „Die Lage hat sich in den am wenigsten lebenswerten Städten nicht verbessert“, bilanzierte der Beratungsdienst, der zur britischen Economist Group gehört.
Schlimmste Städte 2021
Bürgerkrieg und andere militärische Konflikte trugen weiterhin zum schlechten Ergebnis der laut EIU schlimmsten Städte weltweit bei. Die Covid-19-Krise habe die Lage für deren Bewohner verschärft. Denn die Gesundheitssysteme der meist armen Metropolen seien nicht adäquat auf die Versorgung der vielen Patienten vorbereitet gewesen. Die EIU gibt in ihrer Rangliste auch Empfehlungen, mit welchen Entschädigungssummen Unternehmen Mitarbeitern den Auslandseinsatz in schlecht bewerteten Metropolen schmackhaft machen sollen.
Die EIU hat die Lebensverhältnisse in den Städten zwischen 22. Februar und 21. März 2021 untersucht. Das Ranking setzte sich aus diesen fünf Kategorien zusammen:
- Stabilität: 25 Prozent der Endnote (zum Beispiel Kriminalitätsrate, Terrorgefahr, Unruhen)
- Kultur und Umwelt: 25 Prozent (Klima, Korruption, staatliche Zensur, sportliche und kulturelle Veranstaltungen)
- Gesundheitsversorgung: 20 Prozent (unter anderem die Qualität des privaten und gesetzlichen Gesundheitswesens)
- Infrastruktur: 20 Prozent (Straßen, ÖPNV, Qualität der Wohnverhältnisse, Versorgung mit Energie, Wasser und Telekommunikation)
- Bildung: zehn Prozent (private und öffentliche Bildungsangebote)
Ranking zur Lebensqualität
Die Experten stützten sich auf eigene Auswertungen sowie auf Daten der Weltbank und von Transparency International. Die Analyse wurde den Angaben zufolge 2021 um weitere Indikatoren ergänzt, um die Reaktion örtlicher Regierungen und Verwaltungen auf die Pandemie abzubilden. Dazu wurde berücksichtigt, ob das öffentliche Leben weiterhin eingeschränkt war und ob die örtliche Gesundheitsversorgung für die Bewohner ausreichte.
Dies waren laut dem Ranking rund ein Jahr nach dem Beginn der Pandemie die Städte mit der schlechtesten Lebensqualität weltweit:
Schlimmste Städte der Welt
2020 hatte es infolge der Corona-Pandemie kein Ranking der EIU zur Lebensqualität in Städten gegeben. Trotzdem hat sich für Caracas nichts geändert. Die Hauptstadt Venezuelas kam wie schon 2019 unter 140 Städten auf den zehntletzten Platz. Die größte Metropole des krisengeschüttelten Landes erhielt von den Analysten lediglich 41,7 von 100 möglichen Punkten. Das waren noch mal zehn Prozent weniger als 2019. Die niedrigsten Werte gab es für die Gesundheitsversorgung (25 Punkte) und die Stabilität (35). Den besten Wert erzielte Caracas mit 58,3 Punkten bei der Bildung. Das war die zweithöchste Punktzahl in allen Kategorien der zehn Schlusslichter.
Die Pandemie hat auch Doualas Ruf als einer der schlimmsten Städte weltweit zementiert. Die größte Metropole Kameruns (dort leben rund 2,8 Millionen Menschen) kam mit 38,6 Punkten auf Platz 132. Das war ein Rang besser als 2019. Vergleichsweise gut fiel die Einschätzung für die Sicherheitslage aus. Die EIU-Experten vergaben für die Stabilität 60 Punkte. Das war der höchste Einzelwert unter allen Städten der Schlussgruppe. Dafür erhielt Douala auch das schlechteste Ergebnis: 12,5 Punkte für das Gesundheitswesen.
Harare verbesserte sich im EIU-Ranking minimal vom 134. auf den 133. Platz. Die Hauptstadt und größte Stadt Simbabwes erhielt gemeinsam mit Douala die niedrigste Punktzahl der am schlechtesten bewerteten Städte: 12,5 Punkte für die Gesundheitsversorgung. Ein relativ gutes Ergebnis gelang der Millionenmetropole beim Bildungswesen mit 58,3 Punkten.
Karatschi stieg in der Rangliste von Platz 136 auf Rang 134. Dafür reichte allerdings im allgemeinen Corona-Abwärtstrend ein niedrigerer Indexwert als 2019. Die größte Stadt in Pakistan erhielt von den Analysten nur 20 Punkte für die Stabilität. Das war der niedrigste Wert, den sie für diese Kategorie in der Schlussgruppe vergaben – inklusive jener Städte, in denen Bürgerkrieg herrscht. 58,3 Punkte für das Bildungssystem bewahrten Karatschi, mit rund 15 Millionen Einwohnern eine der größten Metropolen der Welt, vor einer noch schlechteren Platzierung.
Zwei Plätze besser schnitt im Ranking für 2021 auch Tripolis ab. Die Hauptstadt Libyens landete mit 34,2 Punkten auf Platz 135. Bei ihr reichte es in keiner der fünf Kategorien für ein Ergebnis über 42 Punkten. Am schlechtesten schnitt Tripolis bei der Gesundheitsversorgung ab (29,2 Punkte). Das war allerdings am Ende der Rangliste in dieser Kategorie sogar der zweithöchste Wert.
Libyens Nachbarland Algerien landete mit der Hauptstadt Algiers auf dem fünftletzten Platz des Städte-Rankings. Die Metropole verschlechterte sich in der Pandemie von Platz 132 auf 136. Die Stabilität wurde nur noch mit 35 Punkten bewertet, fast ein Drittel weniger als noch 2019. In der Kategorie „Infrastruktur“ fuhr Algiers mit 30,4 Punkten den zweitschlechtesten Wert der Schlussgruppe ein.
Schlechter als in Dhaka war nach Ansicht der Experten aber die Infrastruktur in keiner der 140 analysierten Städte. Die Hauptstadt Bangladeschs unterbot hier sogar das Schlusslicht der Rangliste deutlich. Nur 26,8 Punkte gab es für den Zustand von Straßen, Häusern oder Wasserversorgung. 55 Punkte für die Stabilität waren hingegen der zweitbeste Wert der unteren Top 10. Dhaka kam am Ende mit 33,5 Punkten auf Platz 137. Das war ein Rang besser als 2019.
Die ohnehin miserable Lage in Port Moresby hat sich während der Corona-Krise nach Ansicht der Analysten deutlich verschlechtert. Die Hauptstadt Papua-Neuguineas fiel vom 135. auf den 138. Platz der Rangliste. Die Gesamtpunktzahl schrumpfte um fast ein Viertel auf 32,5. Den schlechtesten Wert gab es für das Gesundheitswesen (16,7 Punkte), den besten für die Infrastruktur (46,4 Punkte). Port Moresby ist mit geschätzt knapp 400.000 Einwohnern die größte Stadt im südpazifischen Raum außerhalb von Australien und Neuseeland. Die beiden Länder gehörten im EIU-Ranking der besten Städte zu den Gewinnern. Sie stellten sechs der zehn am besten bewerteten Metropolen.
Die nahezu nicht vorhandene Lebensqualität in Lagos kann weltweit nur von einer Stadt unterboten werden. An dieser Diagnose hielten die EIU-Experten auch 2021 fest. Die mit über 14 Millionen Einwohnern größte Stadt in Nigeria erzielte nur noch 31,5 Punkte (2019: 38,5 Punkte). Die schlechtesten Werte gab es für Sicherheit (20 Punkte), Gesundheitsversorgung (20,8 Punkte) und Bildung (25 Punkte). Das Auswärtige Amt warnt in Lagos vor bewaffneten Überfällen und Entführungen.
Die syrische Hauptstadt Damaskus bleibt zehn Jahre nach Ausbruch des Bürgerkriegs laut dem Ranking die Stadt mit den weltweit schlechtesten Lebensbedingungen. Damaskus unterbot sein Ergebnis von 2019 noch einmal deutlich mit nur 26,5 Punkten. Zwar fand sich in jeder Einzelkategorie mindestens eine andere Stadt der Schlussgruppe, die ebenso schlecht wie Damaskus abschnitt. Die syrische Hauptstadt aber konnte im Gegensatz zu den anderen Schlusslichtern in keinem Bereich Punkte gutmachen.
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