Ein Job und hohes Einkommen sind für das private Lebensglück offenbar nebensächlich. Diesen Schluss legt das Glücksranking der deutschen Großstädte 2024 nahe. Dafür hat ein Forscherteam um den Wirtschaftswissenschaftler Bernd Raffelhüschen für den SKL Glücksatlas die Stimmung in den 40 größten deutschen Städten untersucht. Ihr Fazit: „Die höchste Zufriedenheit haben familiäre, sichere und grüne Städte – hohe Einkommen und Wirtschaftskraft spielen eine untergeordnete Rolle.“
In diesen Städten sind die Menschen am glücklichsten
Platz zehn für Mönchengladbach passt ins Bild. Bei den objektiv messbaren Indikatoren für Lebensqualität (zum Beispiel Wohlstand, Kaufkraft, Arbeitslosenquote) landete Mönchengladbach sogar nur auf dem 38. und damit drittletzten Platz. Die subjektive Lebenszufriedenheit der Einwohner aber ergab in der Umfrage ein ganz anderes Bild.
Auch in Halle (Saale) hätten die objektiven Faktoren nur für Platz 28 gereicht. Doch diese Stadt erwies sich in der Untersuchung ebenfalls als „Overperformer“. Das heißt laut den Forschern von der Universität Freiburg: „Ihre Einwohner sind glücklicher als es die objektiven Wohlfahrtsindikatoren erwarten lassen.“ Halle (Saale) erreichte im Glücks-Index einen Wert von 7,16. Zur Einordnung: Das Schlusslicht lag bei 6,36. Die Differenz von 1,0 entspricht laut den Studienmachern dem Unterschied zwischen einem gesunden und einem kranken Menschen.
Nur zwei Städte mit einem hohen Durchschnittseinkommen haben es in die Top 10 der glücklichsten Städte Deutschlands geschafft. Dies gelang zum einen Düsseldorf (Indexwert: 7,19) auf Platz acht. Die Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens wurde zudem zur glücklichsten Stadt mit mehr als 500.000 Einwohnern gekürt. Bei ihr stimmten die objektive und subjektive Einschätzung nahezu perfekt überein. Gemessen an den objektiven Faktoren hätte Düsseldorf den neunten Platz belegt. Das Ranking basiert auf Umfragen des Instituts für Demoskopie Allensbach. Teilnehmer konnten die Frage „Wie zufrieden sind Sie zurzeit – alles in allem – mit ihrem Leben?“ auf einer Skala von 0 (überhaupt nicht zufrieden) bis 10 (völlig zufrieden) beantworten.
Die zweite wohlhabende Stadt im Ranking der glücklichsten Städte war Augsburg (Indexwert: 7,20). Dass Augsburg an Düsseldorf vorbeiziehen konnte, lag insbesondere am subjektiven Glücksempfinden seiner Einwohner. Denn gemäß der objektiven Indikatoren hätte Augsburg auf Platz elf gelegen.
Was also ist das Erfolgsgeheimnis der glücklichsten Orte Deutschlands? „Keine dieser Städte ist besonders wohlhabend, die Kaufkraft ist mittelmäßig und die Arbeitslosenquote ist nicht unbedingt gering“, hieß es in der Studie. Was diese Städte vereine, sei eine eher kleinstädtische und familiäre Atmosphäre. Ein studentisches Umfeld trägt demnach ebenfalls zum Glück bei – oder Studierende sind tendenziell zufriedener. Die Universitätsstadt Münster kam jedenfalls mit 7,24 Punkten auf Platz sechs (objektive Faktoren: Platz fünf).
Ein absoluter Überflieger in den Top 10 der glücklichsten Städte war Krefeld (7,28 Punkte). Objektiv hätte die nordrhein-westfälische Großstadt lediglich auf Platz 35 geschafft. Doch hier machten sich die Vorzüge der glücklichen Kommunen besonders stark bemerkbar. „Die Städte sind eher ruhig, besitzen viele Grünflächen und eine gute Luftqualität. Außerdem sind die Mieten in diesen Städten noch erschwinglich“, erklärten die Macher des Glücksatlas das Ergebnis.
Die reichste Metropole Deutschlands hat es nicht unter die zehn glücklichsten Städte geschafft. Allerdings scheitere Hamburg auf Platz zwölf vergleichsweise knapp. Norddeutschland war im Ranking stattdessen mit Kiel vertreten. Auch der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt gelang es als „Overperformer“, ihr vergleichsweise mittelmäßiges objektives Ergebnis (Platz 19) durch die positive Meinung der Einwohner zu drehen.
Sehr viel glücklicher, als es die Zahlen eigentlich hergeben, sind laut dem SKL Glücksatlas außerdem die Menschen in Aachen. Aus dem objektiven Platz 27 ergaben sich am Ende 7,33 Punkte und Platz drei im Deutschlandvergleich. Der Glücksatlas erscheint seit 2011 alljährlich. Herausgeber war lange Zeit die Deutsche Post. 2022 wurde sie von der SKL (Süddeutsche Klassenlotterie) abgelöst. Die SKL-Lotterien sind Spielangebote der Gemeinsamen Klassenlotterie der Länder (GKL).
„Das Geheimnis des Glücks ist ein geringer Anteil an unzufriedenen Einwohnern“, urteilen die Experten um Raffelhüschen. Besonders wenig Grund zur Klage hatten demnach die Befragten in Erfurt. Sie verwandelten den objektiven Platz 18 in 7,36 Punkte im Index und damit Platz zwei der glücklichsten Großstädte Deutschlands. Für das Ranking wurden den Angaben zufolge deutschsprachige Einwohner ab 16 Jahren in persönlichen Interviews befragt. Der Untersuchungszeitraum für das Städte-Ranking lief von Januar 2021 bis April 2024. Die insgesamt 25.557 Befragten sollen jeweils repräsentativ für ihre Stadt sein.
„Kassel ist die glücklichste Stadt Deutschlands. Das wirkt zunächst überraschend“, lautete das Ergebnis des Rankings zum Glücksatlas. Denn die nordhessische Stadt habe ebenfalls bei vielen objektiven Faktoren eher im Mittelfeld gelegen. Wenig positiv wurde zum Beispiel die zuletzt auf 8,4 Prozent gestiegene Arbeitslosigkeit bewertet. Bei der objektiven Lebensqualität kam Kassel deshalb nur auf Platz 16. Dennoch schnitt die Stadt in allen Kategorien fast durchweg leicht überdurchschnittlich ab. Kombiniert mit dem persönlichen Glücksempfinden der Bürger ergab sich am Ende dank des Indexwerts von 7,38 Platz eins für Kassel. Unglücklichste der 40 Städte wurde Rostock (6,36 Punkte).