Das Dasein als Expat galt jahrzehntelang als Lebenstraum von Aussteigern, Rentnern, aber auch Menschen mit Karriereambitionen. Die Pandemie hat all das auf den Kopf gestellt. Sie sorgt unter Expats womöglich für neue Ansprüche, etwa, was das soziale Netz oder die Gesundheitsversorgung in der Wahlheimat angeht. Die internationale Krise kann aber auch schnell die Lebensbedingungen in der Ferne grundlegend verändern, beispielsweise durch eine geänderte Sicherheitslage oder steigende Preise für Energie und Wohnen.
Top-Städte zum Auswandern
InterNations, ein Netzwerk für Menschen, die im Ausland leben oder arbeiten, erstellt alljährlich ein Ranking der beliebtesten Städte unter seinen Mitgliedern. Das aktuelle Expat City Ranking 2021 basiert den Angaben zufolge auf einer Umfrage unter 12.4200 Teilnehmern aus 186 Ländern. Sie bewerteten ihre Stadt im Januar 2021 anhand von vier Hauptkategorien mit jeweils diversen Unterpunkten:
- Lebensqualität
- Eingewöhnung
- Arbeiten in der Stadt
- Finanzen & Wohnen
Für die Rangliste wurden Städte berücksichtigt, in denen mindestens 50 Teilnehmer lebten. Das traf bei der aktuellen Analyse auf 57 Städte zu.
Dies sind laut InterNations die aktuell besten Städte weltweit für Expats:
Beste Städte für Expats

Madrid kam im Expat City Ranking 2021 von InterNations unter 57 Städten auf Platz zehn. Bei der Lebensqualität reichte es im internationalen Vergleich sogar für Rang sieben. Insbesondere das schöne Wetter, aber auch die guten Freizeitangebote begeisterten die dort lebenden Ausländer. Weit mehr von ihnen als im weltweiten Durchschnitt fühlten sich schnell in Madrid heimisch und empfanden die lokale Bevölkerung generell als freundlich. Beim Arbeitsleben allerdings landete die spanische Hauptstadt nur auf dem 44. Platz. Die Expats waren unzufrieden mit ihren Arbeitszeiten, den Karriereaussichten sowie der allgemeinen Wirtschaftslage.

Basel hat während der Pandemie offenbar stark an Ansehen unter Expats gewonnen. 2020 war die Schweizer Stadt nur auf Platz 24 gekommen. Ein Jahr später gelang ihr der Aufstieg in die Top 10. Ein Grund: Nur eine der übrigen 56 Städte konnte Basel in puncto Lebensqualität übertreffen. Für das Transportwesen erhielt die Schweizer Stadt sogar weltweit die besten Noten. „Der ÖPNV ist exzellent“, lobte ein Expat aus Australien. Die Nummer eins wurde Basel auch in der Unterkategorie „Wirtschaftslage“. Und wer Angst vor hohen Preisen in der Schweiz hat: 84 Prozent der Teilnehmer aus Basel sagten, dass ihr zur Verfügung stehendes Haushaltseinkommen ausreichend oder mehr als ausreichend war – sieben Prozentpunkte mehr als im internationalen Durchschnitt. Trotzdem bewerteten 69 Prozent der Befragten die Lebenshaltungskosten als zu hoch (weltweit: 34 Prozent). Schlecht schnitt Basel auch bei der Eingewöhnung ab. Hier reichte es nur für Platz 39.

Einen gigantischen Sprung nach vorn hat auch Mexiko-Stadt hingelegt. Es ging von Platz 38 hinauf auf Rang acht. Nirgendwo fühlten sich Expats von den Einheimischer besser willkommen geheißen als dort. Sie fanden schnell neue Freunde, gewöhnten sich rasch an die Kultur und lebten sich umgehend ein. Das Klima, niedrige Lebenshaltungskosten und insbesondere bezahlbare Wohnungen sorgten ebenfalls für gute Stimmung. Wer aber zum Arbeiten nach Mexiko-Stadt kommt, muss unter Umständen Abstriche machen. Hier belegte die zentralamerikanische Metropole lediglich Platz 42. Und 37 Prozent der Befragten fühlten sich in der neuen Heimat nicht sicher. Weltweit mussten dies nur acht Prozent der Teilnehmer von sich behaupten.

Vier der zehn Spitzenreiter im Expat City Ranking 2021 liegen in Europa. Vor Madrid und Basel schaffte es Prag auf Platz sieben. Im Vorjahr war nur Platz 23 drin gewesen. Ein ausgezeichnetes Arbeitsleben (Platz vier) und eine hohe Lebensqualität (Platz fünf) halfen laut InterNations bei dem Aufstieg während der Pandemie. „Ich genieße die zahlreichen Möglichkeiten, um Kontakte zu pflegen, aktiv zu sein und zu reisen”, beschrieb ein Expat aus der Ukraine die Vorzüge der neuen Heimat. Wermutstropfen war für die meisten Befragten in Prag die heimische Bevölkerung. Die wurde von rund einem Drittel als generell unfreundlich und besonders gegenüber Ausländern als nicht gastfreundlich eingestuft. Das war in etwa ein doppelt so hoher Wert wie im internationalen Durchschnitt.

Ho-Chi-Minh-Stadt verbesserte sich vom 19. auf den sechsten Rang. Die vietnamesische Metropole konnte in fast allen Hauptkategorien in den Top 10 landen. Finanzen & Wohnen, Eingewöhnung oder Arbeitsleben – Expats zeigten sich durchweg begeistert. Bei der generellen Zufriedenheit im Beruf landete das ehemalige Saigon sogar auf Platz eins. Dass es am Ende trotzdem nur für Platz sechs reichte, lag an den schlechten Noten für die Lebensqualität. Hier rangierte das Wirtschaftszentrum auf Platz 52 in der Schlussgruppe. „Die Umweltqualität ist eine Herausforderung, vor allem Verschmutzung, fehlendes Recycling und Lärm“, urteilte ein Kanadier.

Ganz anders in Singapur. Es überzeugte ausländische Gäste zuletzt vor allem mit der Lebensqualität (Platz drei) und hier insbesondere mit der Sicherheitslage. Expats fanden es zudem leicht, sich hier einzuleben. Sehr hohe Lebenshaltungskosten trübten jedoch die Freude. Zwei von drei befragten Expats in Singapur bezeichneten Wohnungen als unbezahlbar. Weltweit sagten dies 39 Prozent der Studienteilnehmer. Beim Arbeitsleben schnitt das Finanzzentrum mit Platz 37 ebenfalls unterdurchschnittlich ab. In puncto Work-Life-Balance kam Singapur sogar unter die zehn schlechtesten Städte (Platz 51).

Viel Sonne, saubere Umwelt, nette Einwohner und ein gutes Arbeitsleben: In Sydney stimmt für Expats fast alles. Wäre die australische Metropole nur nicht so kostspielig. Zwar ist es laut den Befragten einfach, eine Wohnung zu finden. Die ist dann aber sehr teuer. 56 Prozent der Teilnehmer bewerteten die Lebenshaltungskosten negativ (weltweit: 34 Prozent). Trotzdem verbesserte sich Sydney vom zwölften auf den vierten Platz.

2020 hatte sich Dubai im Expat City Ranking noch hinter der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate, Abu Dhabi, einreihen müssen. 2021 aber zog das Wirtschaftszentrum mit dem Sprung von Platz 20 auf Rang drei an dem lokalen Konkurrenten vorbei. Die beste Einzelwertung erzielte Dubai bei der Eingewöhnung, wo es für Platz sechs reichte. „Es ist diejenige Stadt weltweit, wo das Leben als Expat, ohne die Landessprache zu sprechen, am einfachsten ist“, teilte InterNations mit. Die Befragten empfanden die Bevölkerung als meist freundlich und fühlten sich sicher. Bei der Sicherheit der Arbeitsplätze landete Dubai jedoch nur auf Platz 51. Rang 49 wurde es auch aufgrund hoher Lebenshaltungskosten in der Kategorie „Finanzen“.

Gleich vier spanische Städte hatten 2020 das Städte-Ranking dominiert. Spitzenreiter Valencia und die Nummer zwei, Alicante, fielen 2021 jedoch aus den Top 10 heraus. Das machte den Weg frei für Málaga als Spitzenreiterin in Europa. Sie verbesserte sich vom sechsten auf den zweiten Platz. „Die beste Stadt, um Freunde zu finden und soziale Kontakte zu pflegen“, urteilte InterNations. Rang eins bei den Lebenshaltungskosten und bezahlbarer Wohnraum trugen neben dem Klima ebenfalls zu dem Aufstieg bei. Wer hier aber auf die große Karriere hofft, wird womöglich enttäuscht. Die Kategorie „Arbeitsleben“ trübte mit Platz 51 das Gesamtbild.

Die neue Nummer eins im Expat City Index ist Kuala Lumpur. Die Hauptstadt Malaysias schob sich von Rang acht auf die Spitzenposition empor. Nirgendwo fiel es laut der Analyse Expats einfacher sich einzugewöhnen. „Ich liebe das kulturell diverse Umfeld in Kuala Lumpur und wie freundlich hier alle sind“, freute sich ein Befragter aus den USA. Niedrige Lebenshaltungskosten und leicht zu findende Wohnungen sorgten auch im Index „Finanzen & Wohnen“ für Platz eins. Das Gesamturteil fiel allerdings durchaus gespalten aus. Im Index zur Lebensqualität kam Kuala Lumpur nur auf Platz 41. Das Arbeitsleben schnitt auf Rang 30 leicht unterdurchschnittlich ab.