Die Corona-Pandemie hat die Lebensqualität in den Städten massiv beeinträchtigt. Die Experten der Economist Intelligence Unit (EIU) haben in ihrem ersten Ranking nach Ausbruch der Krise sehr viel niedrigere Noten vergeben als zuvor. Der Durchschnittswert der untersuchten Metropolen sank in dem bis 100 Punkte reichenden „Global Liveability Index 2021“ um sieben Punkte. Der neue Spitzenreiter eroberte Platz eins mit 96 Zählern. Dieses Ergebnis hätte in vor der Corona-Krise nicht mal für Platz zehn gereicht.
Städte mit bester Lebensqualität
Die Pandemie sorgte in der Rangliste der Städte mit der höchsten Lebensqualität 2021 für neue Verhältnisse. Eine Region der Erde stellte gleich sechs der zehn Metropolen in den Top 10, doppelt so viel wie in der vorherigen Untersuchung. Dort hätten die Verantwortlichen rasch auf die Bedrohung reagiert und beispielsweise früh die Grenzen dicht gemacht, erklärte der Beratungsdienst EIU, der zur britischen Economist Group gehört. Durch das schnelle Handeln habe die Pandemie in diesen Städten schneller eingedämmt und Restriktionen hätten rascher aufgehoben werden können.
Die EIU hat die Lebensqualität in 140 Städten weltweit untersucht. Die Experten stützten sich auf eigene Auswertungen sowie auf Daten der Weltbank und von Transparency International. Untersucht wurde die Lage in den Metropolen zwischen 22. Februar und 21. März 2021. Aus diesen Kategorien setzt sich das Ranking zusammen:
- Stabilität: 25 Prozent der Endnote (zum Beispiel Kriminalitätsrate, Terrorgefahr, Unruhen)
- Kultur und Umwelt: 25 Prozent (Klima, Korruption, staatliche Zensur, sportliche und kulturelle Veranstaltungen)
- Gesundheitsversorgung: 20 Prozent (unter anderem die Qualität des privaten und gesetzlichen Gesundheitswesens)
- Infrastruktur: 20 Prozent (Straßen, ÖPNV, Qualität der Wohnverhältnisse, Versorgung mit Energie, Wasser und Telekommunikation)
- Bildung: zehn Prozent (private und öffentliche Bildungsangebote)
Ranking beste Städte der Welt
Die Analyse wurde laut EIU in diesem Jahr um weitere Indikatoren ergänzt, um die Reaktion örtlicher Regierungen und Verwaltungen auf die Pandemie abzubilden. Dazu gehörten weiterhin bestehende Einschränkungen im öffentlichen Leben sowie überlastete Gesundheitssysteme.
Diese Städte bieten laut dem Ranking rund ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie weltweit die höchste Lebensqualität.
Die besten Städte der Welt

Australien dominiert das Ranking der besten Städte weltweit. Es war 2021 mit vier Metropolen in den Top 10 vertreten, eine mehr als im vorherigen Ranking 2019 (2020 hatte es infolge der Pandemie keine Ausgabe gegeben). Einer der australischen Aufsteiger war Brisbane. Es kam nun mit 92,4 Punkten im Index auf Platz zehn. Brisbane erreichte in zwei Kategorien die maximale Zahl von hundert Punkten. Dies gelang bei der Gesundheitsversorgung und im Bildungsbereich. Immer noch vergleichsweise gut schnitt die australische Stadt in ihrer schwächsten Kategorie ab, der Infrastruktur (85,7 Punkte).

Europa gehörte zu den Verlierern des Rankings. Die Schweiz war das einzige Land des Kontinents, das sich 2021 noch in der Spitzengruppe der laut EIU besten Städte halten konnte. Genf (Foto) teilte sich mit Melbourne (jeweils 92,5 Punkte) Platz acht. Die Stadt in der Schweiz überzeugte vor allem mit der vollen Punktzahl für das Gesundheitswesen. „Besser geht es nicht“, urteilten die Experten über die Infrastruktur und das Bildungswesen in Melbourne.

Zürich war neben Genf die einzige europäische Stadt, die es in die Top 10 geschafft hat. Die Schweiz war 2019 nicht in der Spitzengruppe vertreten gewesen. Nun fielen Dänemark und Österreich aus den Top 10 heraus. Zürich kam mit 92,8 Punkten auf Platz sieben, obwohl zum Zeitpunkt der Untersuchung noch einige soziale Restriktionen in Kraft waren. Die Schweizer Metropole überzeugte wie Genf mit der vollen Punktzahl für das Gesundheitssystem. Vergleichsweise magere 83,3 Punkte vergaben die Analysten für das Bildungswesen in der Schweiz.

Perth belegte mit 93,3 Punkten Platz sechs unter den laut EIU lebenswertesten Städten der Welt. Es war der zweite australische Aufsteiger in den Top 10 (die größte Stadt des Landes, Sydney, fiel hingegen 2021 aus der Spitzengruppe heraus). Perth erhielt als einziger Vertreter der Top 10 dreimal die Bestnote – für die Gesundheitsversorgung, Bildung und Infrastruktur. Dafür fuhr es allerdings auch die niedrigste Einzelnote ein: 78,2 Punkte für „Kultur & Umwelt“.

Tokio konnte sich kurz vor der Eröffnung der Olympischen Spiele deutlich verbessern. Es stieg von Platz sieben im Ranking 2019 auf Rang vier. Den teilte es sich mit dem Neueinsteiger Wellington (jeweils 93,7 Punkte). Neuseeland war in der Bestenliste 2019 überhaupt nicht in den Top 10 vertreten gewesen. Dieses Mal zogen gleich zwei neuseeländische Metropolen in die Spitzengruppe ein. Tokio erhielt für die Stabilität und das Gesundheitswesen die volle Punktzahl. Bei „Kultur & Umwelt“ vergaben die Analysten hingegen nur 84,0 Punkte. Neuseelands Hauptstadt (Foto) bekam lediglich für die Bildung die Bestnote. Dafür blieb Wellington in allen Bereichen über der Marke von 89 Punkten.

Die allgemeine Stärke Australiens spülte Adelaide vom zehnten auf den dritten Platz des Rankings (94,0 Punkte). Es ließ damit die inneraustralischen Konkurrenten Perth, Melbourne und Brisbane hinter sich. Die Analysten würdigten unter anderem den internationalen Reisestopp, den Adelaide verhängt habe. Bestnoten für Gesundheit und Bildung halfen hier wie bei den meisten Top-10-Vertretern aus Australien beim Aufstieg. Die schlechteste Einzelnote gab es in Adelaide für „Kultur & Umwelt“ (83,8 Punkte).

Japan war mit zwei Metropolen im Städte-Ranking 2021 vertreten. Osaka konnte sich um zwei Ränge auf den zweiten Platz verbessern (94,2 Punkte) und lag damit erneut vor der Hauptstadt Tokio. Dafür sorgten zwei Bestnoten, die von den EIU-Experten für Stabilität sowie für die Gesundheitsversorgung vergeben wurden. „Kultur & Umwelt“ war angesichts von geschlossenen Einrichtungen und Hygienebeschränkungen in Osaka wie in allen Metropolen der Top 10 der Schwachpunkt.

Auckland war nach Ansicht der EIU im Frühjahr 2021 die Stadt mit der weltweit höchsten Lebensqualität. Die neuseeländische Metropole war zuletzt 2017 in dem Ranking vertreten gewesen, damals auf Rang acht. Nun schaffte sie es nicht nur in die Top 10, sondern eroberte gleich Platz eins. Laut den Analysten hat es Auckland geschafft, die Pandemie besonders schnell einzudämmen. Dadurch hätten die Restriktionen früher aufgehoben werden können als in anderen Metropolen. Auckland konnte zwar nur im Bereich Bildung die maximale Punktzahl einfahren. Dafür waren 92,9 Punkte für die Infrastruktur der schlechteste Wert in den Einzelkategorien. Am Ende ergab sich ein Indexwert von 96,0 Punkten. Der hätte allerdings beim vorherigen Ranking nicht mal für Platz zehn gereicht. Wien hatte 2019 und 2018 Platz eins mit der fast perfekten Note von jeweils 99,1 Punkten erzielt. Im Ranking 2021 reichte es für den ehemaligen Spitzenreiter aber nicht mehr für die Top 10.