Klima-Ranking für die Kreuzfahrt

Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) hat 2022 zum zehnten Mal sein Kreuzfahrtranking veröffentlicht. Fazit: „Die größten Kreuzfahrtunternehmen auf dem europäischen Markt räumen Umwelt- und Klimaschutz nach wie vor keinen hohen Stellenwert ein.“ Auf Platz zehn landeten laut dem Datendienst Statista mit jeweils 3,5 von 17,0 möglichen Punkten die Anbieter Norwegian Cruise Lines und Royal Caribbean (inklusive Celebrity Cruises).

Der Nabu hat für sein Kreuzfahrt-Ranking die umgesetzten Maßnahmen und Absichten der Kreuzfahrtanbieter auf dem Weg zu einer klimaneutralen Kreuzfahrt bis 2040 bewertet. Es wurden 19 Reedereien befragt und in elf Kategorien bewertet. Mit jeweils 4,0 von 17,0 möglichen Punkten auf Platz acht landeten MSC (Foto) sowie Carnival inklusive Cunard, Princess Cruises, Holland America Line und P&O Cruises. Diese Unternehmen haben den Angaben zufolge bislang knapp ein Viertel der Maßnahmen zur Emissionsminderung erreicht.

Viking Ocean Cruises bekam von den Naturschützern 5,0 Punkte zugesprochen. Das bedeutete für die Schweizer Reederei den siebten Platz. Die Ergebnisse des Rankings zeigen laut Nabu, dass Umwelt- und Klimaschutz bei den Kreuzfahrtunternehmen immer noch nicht Priorität genießen. „Schweröl ist weiterhin der Treibstoff der Wahl für das Gros der Bestandsflotten. Nur wenige wirklich zukunftstaugliche Projekte sind in der Planung und Umsetzung“, kritisierte der Verein.

„Auf unseren Expeditions-Seereisen stehen Nachhaltigkeit und die Vermittlung von Wissen im Vordergrund“, wirbt Hurtigruten Expeditions auf seiner Internetseite. Nach Ansicht des Nabu kann der norwegische Anbieter seine Bemühungen um den Klimaschutz aber deutlich ausbauen. Er kam mit 6,5 Punkten auf Platz sechs des Kreuzfahrt-Rankings.

Der deutsche Kreuzfahrtanbieter TUI Cruises findet sich im Mittelfeld des Klima-Rankings. Er erhielt vom Nabu 7,0 von 17,0 möglichen Punkten. Die Kreuzfahrtgesellschaft ist ein Joint Venture der TUI AG mit Royal Caribbean Cruises. Bei dem Ranking wurden unter anderem diese Faktoren bewertet: Einstellung von Schwerölnutzung, Etablierung einer firmeneigenen Klimastrategie, Einsatz von Landstrom und Rußpartikelfiltern.

Ein deutsches Unternehmen findet sich auch auf Platz drei des Rankings. Hapag-Lloyd Cruises aus Hamburg bekam vom Nabu 7,5 Punkte zugesprochen. Auf dasselbe Ergebnis kam der französische Mitbewerber Ponant. „Die Ergebnisse zeigen auch, dass von den Unternehmen vor allem schöne Worte und Ankündigungen kommen, bislang aber nur wenig konkret umgesetzt wird, um die Situation zu verbessern“, monierte der Nabu.

8,0 von 17,0 Punkten reichten im Nabu-Kreuzfahrt-Ranking 2022 bereits für Platz zwei. Der ging an Aida Cruises. Laut den Naturschützern hat die deutsche Tochterfirma des italienischen Unternehmens Costa Crociere bislang etwas weniger als die Hälfte der Schritte zur Emissionsminderung vollzogen. Der Nabu bescheinigte den deutschen Firmen im Ranking, insbesondere auf großen und sehr großen Schiffen als Vorreiter gelten zu können – wenn auch mit erst mal nur „zaghaften Versuchen hin zu mehr Klimafreundlichkeit“.

Beim Spitzenreiter des Rankings, Hurtigruten Norway, gibt es nach Ansicht des Nabu wenig Grund zur Freude. Die norwegische Postschifflinie kam mit 8,5 Zählern und damit weniger als der Hälfte der Höchstpunktzahl auf Platz eins des Rankings 2022. Sie hat aber laut Nabu als einzige Kreuzfahrtreederei die 50-Prozent-Marke bei den Maßnahmen zur Emissionsminderung erreicht. Schlusslicht des Rankings war mit null Punkten Marella Cruises, eine Tochter der TUI Group.