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Die Stunde Null MSC Cruises-Deutschland-Chef: „Wir werden um die Brennstoffzelle nicht herumkommen“

Georg Schmickler von MSC Cruises
Georg Schmickler von MSC Cruises
© PR
Kreuzfahrten gelten als CO2-intensives Vergnügen für Reiche – und werden doch immer beliebter. Der Deutschland-Chef von MSC Cruises über den Kampf gegen das Klimaproblem

CAPITAL: Der Umsatz mit Kreuzfahrten ist laut dem Deutschen Reiseverband 2023 um 41 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Zeigt das die Erholung nach der Pandemie, oder ist das ein neuer Boom?
GEORG SCHMICKLER: Das ist eindeutig mehr als nur eine Erholung nach Corona. Wir haben 2023 als MSC-Gruppe das Niveau aus dem letzten Jahr vor der Pandemie übertroffen. Wir betreiben 22 Schiffe, haben letztes Jahr mehr als vier Millionen Gäste befördert und hatten eine Auslastung von über 100 Prozent (mehr als 100 Prozent Auslastung kommen zustande, wenn Kabinen mit mehr als zwei Personen belegt werden, Anm.d.Red.). Wir sehen einen Boom bei Kreuzfahrten.

Kreuzfahrten haben ja ein Image als Reiseform für Senioren und Best Ager. Kommen denn auch jüngere Leute auf die Schiffe?
Absolut. Bei denjenigen, die zum wiederholten Mal zu uns kommen, liegt der Schnitt so zwischen 45 und 48 Jahren. Die neuen Gäste, also die Erstkunden, sind deutlich jünger. Das liegt auch daran, dass die Preise bei Kreuzfahrten nicht so stark gestiegen sind wie bei anderen Urlaubsformen.

Aber auch Sie werden ja einen Preisanstieg erlebt haben.
Definitiv. Wir sprechen hier aber von 10 bis 15 Prozent bei den Einsteiger-Produkten. Und je nach Kabinenkategorie ein Stück weit höher. Das ist weniger als der Preisanstieg bei den Hotels, der zwischen 20 und 30 Prozent im Vergleich zur Zeit vor Corona liegt.

Die Kreuzfahrtbranche hat keinen guten Ruf, was ihren hohen Energieverbrauch angeht. Das führt auch zu einer problematischen CO2-Bilanz. Was tun Sie, um dem zu begegnen?
Ich habe ja den direkten Vergleich zur Hotelbranche, und ich kann für MSC sagen, dass in diesem Bereich enorm viel gemacht wird. MSC hat die Emissionen durch den Energieverbrauch auf den Schiffen seit 2017 um 33 Prozent reduziert. Zum einen wird in neue Technologien investiert. Bei jedem Schiffsneubau wird zudem der Verbrauch gesenkt. Es geht also um Effizienz. Es fahren auch nur noch wenige Schiffe mit Diesel, die neuen sind alle mit LNG unterwegs.

LNG, also verflüssigtes Erdgas: Das ist ja trotzdem ein fossiler Brennstoff. Für das Ziel der CO2-Neutralität müsste also noch deutlich mehr passieren.
Das ist richtig. Wir werden da um die Brennstoffzelle nicht herumkommen. Das muss das langfristige Ziel sein.

Und kurzfristig?
Kurzfristig ist einer der großen Emissionstreiber, bei denen wir ansetzen können, der Stromverbrauch. Wenn das Schiff im Hafen liegt, laufen die Motoren, um alles am Laufen zu halten. Es ist daher sehr wichtig, auf Landstromnutzung umzustellen. Da lassen sich in den nächsten Jahren 10 bis 20 Prozent der Nettoemissionen vermeiden. Dann müssen aber auch die Häfen den Schiffsbetreibern die Möglichkeit geben, diesen Strom zu nutzen. Das ist noch nicht so.

Müssen Sie nicht Partnerschaften mit anderen Unternehmen eingehen, um die Senkung des CO2-Ausstoßes zu beschleunigen?
Dieses Thema ist so groß, dass wir es niemals alleine lösen können. Aber MSC ist ja nicht im Bereich Kreuzfahrten groß geworden, sondern im Bereich Cargo. Dort wird schon lange in dieser Frage experimentiert. Und wir können da bestimmt noch deutlich mehr tun.

CO2-ärmere Antriebsarten würden aber auch Kreuzfahrten deutlich teurer machen, oder?
Absolut. Da wo wir fossile Brennstoffe vermeiden können, hat das natürlich auch Auswirkungen auf die Kostenstruktur.

Was Sie anbieten, ist ein sehr stark durchorganisierter Urlaub. Steigt mit der Zahl der Reisenden der Bedarf an dieser Art Ferien?
Wir beobachten genau das. Wir sehen das gerade in neuen Märkten wie Südamerika oder Südafrika. Da kommen viele Leute, die im Reisen unerfahren sind. Und die stürzen sich auf diesen organisierten Markt.

Hören Sie in der neuen Folge von „Die Stunde Null“ 

  • Warum Kreuzfahrten derzeit vergleichsweise günstig sind
  • Welche Strecke die Lieblingsroute der Gäste ist
  • Weshalb MSC inzwischen eine eigene Insel besitzt

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