Der Bundesstaat Oklahoma hatte in seiner Geschichte kein Glück mit Autos. Vor fast genau einem Jahrhundert starteten ein paar Geschäftsleute einen von vielen erfolglosen Versuchen. Ihr tägliches Produktionsziel: drei Exemplare des „Oklahoma Six“ sowie sieben „Ozark“-Lastwagen. Die hochfliegenden Pläne wurden durch einen Krieg und eigenes Missmanagement vereitelt. Ein ähnlich gelagertes Projekt der Geronimo Motor Company endete, als die Fabrik nur drei Jahre nach dem Start abbrannte. Dann gab es da noch einen Ford-Montagebetrieb, der später zum Ersatzteillager degradiert wurde, und ein GM-Werk, das immerhin fast drei Jahrzehnte durchhielt, bevor es 2006 dichtmachte.
Doch jetzt will es die Regierung des einstigen Indianerterritoriums noch einmal wissen. „Wir haben es auch auf die Autoindustrie abgesehen“, sagt Gouverneur Kevin Stitt kehlig lachend. Der 46-Jährige – Republikaner, Angehöriger des Cherokee-Stamms, Ex-Unternehmer und seit Januar Gouverneur – hat seinen Landsleuten versprochen, Oklahoma in die Top Ten der US-Bundesstaaten zu führen. Zwar lebt die Region in der Mitte des Landes ganz gut von Öl- und Gasreserven und hat mit großzügigen Steuersubventionen zahlreiche Unternehmen der Luftfahrtbranche angelockt. Aber beides sind stark zyklische Branchen.
Das Lohnkosten-Argument
Also ist der Mann mit dem schwarzen Bürstenhaarschnitt und den buschigen Augenbrauen auf Investorenjagd – und was läge in der Nation des billigen Benzins näher, als in der Autoindustrie zu wildern. Oklahoma will zum Standort für Zulieferer werden. „Autos wird es immer geben, und wir wollen ein Stück vom Kuchen“, sagt Stitt.
Aber was hat Oklahoma, was etabliertere Autostaaten wie Alabama, South Carolina, Tennessee oder Michigan nicht haben? Natürlich hat der Gouverneur, der früher Hypothekenkredite vertrieb, die Standardargumente parat: verkehrsgünstige Lage, fleißige und qualifizierte Arbeiter, Finanzanreize. An dieser Stelle schaltet sich Stitts zuständige Abteilungsleiterin ein, die gerade auf Roadshow in Deutschland war. Die Werbetour war erfolgreich, erzählt die Dame: Ein nicht genannter Zulieferer werde 2020 in Oklahoma eine Fabrik bauen. Überzeugt habe den Mittelständler vor allem ein Argument: die Lohnkosten. Denn in den traditionellen Autostaaten konkurrierten viele Unternehmer auf kleinem Raum um Arbeitskräfte. „Die Arbeiter wechseln hin und her“, erklärt die Abteilungsleiterin. „Sie können die Straße überqueren und auf der anderen Seite für mehr Geld anfangen. Das treibt die Löhne.“
Diesen Cluster-Nachteil hat Kevin Stitts Bundesstaat bislang nicht. Womöglich erweist sich also Oklahomas historisches Pech mit Autos für den neuen Gouverneur als Glücksfall.
Unsere Kollegin Ines Zöttl lebt und arbeitet in Washington. Hier schreibt sie jeden Monat über Politik und Wirtschaft in den USA. Hier finden Sie weitere Kolumnen aus der Reihe Voice of America