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Innovativste Unternehmen Sonnen – vom Stromspeicher zum „virtuellen Kraftwerk“

Die Technik von Sonnen ermöglicht es, Heimbatterien zusammen­zuschalten
Die Technik von Sonnen ermöglicht es, Heimbatterien zusammen­zuschalten
© Roderick Aichinger
Das Unternehmen Sonnen aus dem Allgäu stellt Stromspeicher für Haushalte her. Wirklich innovativ sind aber nicht die Geräte, sondern die Vernetzung der verschiedenen Anlagen zu einem „virtuellen Kraftwerk“

Ein Stromspeicher, wie ihn die Firma Sonnen verkauft, ist technisch anspruchsvoll. Er bunkert daheim die elektrische Energie, den die Photovoltaikanlage auf dem Dach bei schönem Wetter produziert für Zeiten, in denen die Sonne nicht scheint. Für Oliver Koch liegt der Clou des Geschäfts jedoch woanders: „Die Innovation kommt nicht mehr aus der Hardware, sondern aus der Vernetzung“, sagt der Chef des Unternehmens aus Wilpoldsried im Allgäu. Was Koch meint: Nicht die einzelne Batterie im Eigenheim ist am wichtigsten, sondern das Zusammenspiel all dieser Anlagen in einem großen System. Er nennt es „virtuelles Kraftwerk“.

Bundesweit mehr als 90.000 Haushalte verfügen bereits über einen Stromspeicher des 2010 gegründeten Unternehmens. Und zu manchen Zeiten enthalten diese Speicher so viel Strom, wie ihn ein Kraftwerk an einem Tag produziert. „Natürlich deckt das noch nicht die Grundlast, aber wir können zum Beispiel bei Netzfrequenzproblemen einspringen“, sagt Koch. Die entstehen, da Wind- und Sonnenenergie nicht kontinuierlich zur Verfügung stehen. Für diese Leistung zahlen die Netzbetreiber Geld, und Sonnen beteiligt die Kunden an diesen Einnahmen.

Um ihnen das Angebot noch schmackhafter zu machen, hat Sonnen im Sommer einen neuen Tarif aufgelegt. Da auf dem freien Strommarkt inzwischen deutlich höhere Erlöse erzielt werden als durch die Vergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), können sich die Kunden des Unternehmens aus dieser Bindung verabschieden.

Das Prinzip: Sonnen verkauft überschüssigen Strom aus privaten Photovoltaikanlagen direkt an der Strombörse. Die Kunden erhalten eine Garantievergütung, die ihnen in der Form von kostenlosen Strommengen zur Verfügung gestellt wird, die sie an dunklen Wintertagen abrufen können. Dafür verzichten sie auf die EEG-Förderung. Nutzer dieses Tarifs bekamen 2022 so rechnerisch statt 8,2 Cent pro Kilowattstunde 10 Cent gutgeschrieben.

Mit solchen Angeboten will Koch den Absatz seiner Produkte hoch halten. Von „Zehntausenden Speichern“ geht der Manager aus, die Sonnen in diesem Jahr verkaufen könne. Allein im Stammwerk wurden nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr 120.000 Batterien hergestellt – Rekord.

Ansonsten ist man im Allgäu mit exakten Zahlen sparsam. Der Grund: Vor vier Jahren wurde das 2010 gegründete Unternehmen vom Mineralölkonzern Shell übernommen. Die Briten wollen sich ein Standbein schaffen für eine Zeit, in der Öl und Gas als Energieträger an Bedeutung verlieren. Für Sonnen bedeutet die Übernahme einen besseren Zugang zum Kapitalmarkt. Ansonsten, heißt es bei Sonnen, halten sich die neuen Eigner zurück. Koch kann sein Netz also weiterspinnen.

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