Anzeige

Innovativste Unternehmen EVS – per Softwarelösung zur Transportkiste nach Maß

Eine riesige Transportkiste hängt an zwei Kränen
EVS bietet Versandverpackungen und Dienstleistungen rund um Verpackung und Logistik 
© EVS
Seit mehr als 160 Jahren stellt die Firma Exportverpackung Sehnde Transportkisten (EVS) mit Brettern, Schrauben und Nägeln her. Ein Software-Tool ermöglicht es Kunden nun, maßgeschneiderte Verpackungen im Internet zu ordern

Eine Handvoll Mitarbeiter von Exportverpackung Sehnde stehen in einer Hangar-großen Halle. Vor ihnen liegen dutzende Holzteile. Ihre Aufgabe: Daraus eine Holzkiste bauen, die eine elf Meter lange und 42 Tonnen schwere Glasflaschen-Produktionsmaschine auf ihrem Weg bis nach Südafrika schützt. Sie haben zehn Stunden Zeit. 

Die Geschäftsführer verweisen gern auf die Szenen aus einer Reportage des Spartenkanals DMAX, um zu erklären, was das Unternehmen macht. Die spektakulärste Innovation aber lässt sich weniger gut inszenieren. Um sie zu zeigen, teilt Softwareentwickler Marc Eulenberger seinen Computer-Bildschirm und gibt auf einer Eingabemaske Höhe, Breite, Tiefe und Gewicht eines Gegenstands ein. Der sogenannte Kistenkonfigurator gibt dann Vorschläge für eine passende Transportbox heraus. Das sei einzigartig in der Branche, schwärmt Inhaber Björn Scharnhorst.

Björn und Thorben Scharnhorst gehört die Firma Exportverpackung Sehnde, kurz EVS, in fünfter Generation. 1858 als Kistenfabrik gegründet, bietet EVS heute Versandverpackungen und Dienstleistungen rund um Verpackung und Logistik an. Mit 150 Mitarbeitern an zwei Standorten bei Hannover und in Polen kümmert sich das Unternehmen vor allem um solche Waren, die sich weder in einem Standard-Paket noch in einem Standard-Container versenden lassen. Häufig sind das Maschinen, Kunstwerke oder Autos. Damit erwirtschaftete das Unternehmen zuletzt rund 20 Mio. Euro Umsatz. Der neue Kistenkonfigurator soll dazu beitragen, dass die Einnahmen weiter steigen. 

Uwe oder Dieter? Völlig egal

„Mit Kisten ist es wie mit Regenjacken: In den schottischen Highlands brauche ich eine andere Jacke als in der hannoverschen Innenstadt“, sagt Marco Schleitzer. Er ist neben Matthias Duensing Geschäftsführer bei EVS. Bei jeder Kiste sei etwa darauf zu achten, wie belastbar sie sein muss und welche Verstärkungen notwendig sind. Das entsprechende Fachwissen lag früher in der Hand weniger Mitarbeiter – und daraus ergab sich ein Problem: „Wenn der Mann an der Säge ausfällt, dann kann auch nicht produziert werden“, sagt Inhaber Scharnhorst. Also habe man in den vergangenen Jahren daran gearbeitet, Regeln abzuleiten, wie Kisten für verschiedene Anwendungsfälle gebaut werden müssten. 

Im Kistenkalkulator liege dieses Fachwissen nun digitalisiert vor, erklärt Scharnhorst. Der Konfigurator liefere den Mitarbeiter direkt einen Bauplan für eine Kiste nach Kundenwünschen. „Dadurch ist es egal, ob nun der Uwe oder der Dieter an der Säge steht“, sagt Scharnhorst.

Der Kistenkonfigurator ist einmalig in der Branche 
Der Kistenkonfigurator ist einmalig in der Branche 
© EVS

Zunächst wurde das Tool intern genutzt. Seit der Kistenkalkulator auch Kunden im Webshop zur Verfügung steht, gibt es einen weiteren Vorteil: Sie können statt Standardkisten auch maßgeschneiderte Boxen im Internet ordern. Haben Firmen Maße und Gewicht eingegeben, ermittelt die Software die passende Konstruktion. Dann werden die Teile im Werk in Polen gefertigt, vormontiert und anschließend verschickt. Mit einer Art Ikea-Aufbauanleitung kann der Kunde die Box dann zusammenbauen. 

Vom Kistenbauer zum Softwareentwickler

Erfindungen wie der Kistenkalkulator starten bei EVS nicht als ausgewiesenes Innovationsprojekt, sagt Scharnhorst: „Als Familienunternehmen wollen wir einfach das machen, was die Kunden brauchen.“ Und die möchten ihre Boxen vor allem schneller erhalten. 2008 habe ein Großkunde noch 14 Tage eingeplant, um eine Maschine zu verpacken. 2012 seien es nur noch vier Tage gewesen. Also habe man eine Lösung finden müssen. 

„Unser Vater sagte damals: ‚Du fährst jetzt zum Kunden und sagst dem: ‚Das kannst du knicken. ’ Doch wir haben stattdessen gefragt, ob wir uns einmal den Produktionsprozess anschauen dürften“, so Scharnhorst. Dabei erkannten die EVS-Chefs, dass die Maschinen oft schon seit längerem fast fertig in der Produktion standen, weil beispielsweise noch ein Bedienknopf fehlte. „Wir haben dann vorgeschlagen, die fertigen Teile schon vorher auseinanderzubauen, um sie zu verpacken.“ Zusammen mit dem Kunden habe man so ein Versand- und Logistikkonzept entwickelt. So entstand ein neuer Geschäftsbereich für Beratungsdienstleistungen rund um den Transport sperriger Güter.

Aus der engen Zusammenarbeit mit den Kunden ist sogar ein neues Unternehmen hervorgegangen. Die Ausgründung heißt Nexis und hat mit Verpackungen gar nichts mehr zu tun, sondern kümmert sich um die Optimierung von Produktionsprozessen. Scharnhorst hat die Geschäftsführung von EVS 2021 abgegeben, um sich komplett der neuen Firma zu widmen. 

EVS soll in Zukunft vor allem durch den Webshop für die individuelle Kistenherstellung wachsen. „Wir können uns auch vorstellen, den Kistenkonfigurator auch Marktbegleitern in anderen Regionen zu verkaufen“, sagt Scharnhorst. Die beneideten die Niedersachsen schließlich oft um ihre Branchensoftware. 

Mehr zum Thema

Neueste Artikel

VG-Wort Pixel