Capital: Herr Thomke, Sie verfechten die Idee, dass Unternehmen durch stetiges Experimentieren herausfinden, ob eine Idee im großen Maßstab funktioniert. Welche Innovationen verdankt die Welt dieser Strategie?
STEFAN THOMKE: Jede Menge! Nehmen Sie zum Beispiel die Buchungsplattform Booking.com. Früher wurden dem Nutzer auf der Seite massenweise Angebote für Hotels, Ferienwohnungen und Pauschalreisen angeboten. Heute gibt es dort nur noch die Eingabemaske, in die man Reiseziel und -zeitraum eingibt sowie die Zahl der Reisenden. Das war’s. Die Buchungszahlen sind trotzdem – oder gerade deshalb – gestiegen. Diese Innovation war das Ergebnis Hunderttausender Experimente, die Mitarbeiter zuvor durchgeführt haben: Änderungen, die für einen bestimmten Zeitraum an einer bestimmten Zielgruppe getestet wurden. Diese Experimentierfreude hat dem Unternehmen dabei geholfen, in weniger als 20 Jahren von einem kleinen niederländischen Start-up zur größten Buchungsplattform der Welt aufzusteigen.
Interview
Harvard-Professor Die Kunst der Innovation: „Von zehn Annahmen sind acht bis neun falsch“
Stefan Thomke forscht und publiziert seit mehr als zwei Jahrzehnten zu Innovationsthemen
© Keerthana Kunnath
Was ist für eine echte Innovation erforderlich? Erfahrung und Kreativität sind gut, doch wer wirklich innovativ sein will, braucht vor allem: Experimente und den Mut zu scheitern, sagt Harvard-Professor Stefan Thomke