Nicht alle Staatsoberhäupter Afrikas verdienen den Ruf eines Kleptokraten. Sicher sind wirtschaftliche und politische Eliten aber stark verflochten. Ganze 23 Milliardäre brachte Forbes zuletzt auf die Waage, mit einem Vermögen von zusammen 75,4 Mrd. Dollar. Einige davon stehen auch in Regierungsfunktion. Stellvertretend dafür stand Angolas Präsident Eduardo Dos Santos. Lange führte er die Liste der reichsten Herrscher an. Wie die Multimillionäre Robert Mugabe in Simbabwe und Jacob Zuma in Südafrika – wurde er schließlich aus dem Amt gedrängt. Die Rangfolge gemäß Forbes und Africa Cradle ordnet sich nun 2018 neu.
Herrscher Afrikas
#1 - König Mohammed VI. von Marokko: Dem Monarchen, der das Land in Nordafrika bald 20 Jahre lang regiert, wird ein Vermögen von 5 Mrd. Dollar zugeschrieben. Dem 54-Jährigen gehört über die Holding SIGER mehr als ein Drittel der Beteiligungsgesellschaft Societe Nationale d'Investissement (SNI), die Anteile an der Großbank Attijariwafa oder dem Bergbaukonzern Managem hält. Auch Anteile am Baukonzern Lafarge, Immobilien- und Telekomunternehmen hält der Monarch mit einem Faible für schnelle Autos und französische Maßanzüge (mit Krönchen im Revers). Die SNI-Tochter Nareva ist Teil des Konsortiums, das – u.a. mit deutscher Mitwirkung – bald 500 MW Sonnenstrom produzieren soll, weshalb Mohammed von der kritischen Presse zuletzt auch den Beinamen „Sonnenkönig“ erhielt. Volkswirtschaftlich rückt Mohammed sein Land stärker an Subsahara-Afrika. Die Armutsrate halbierte sich seit 2000. Knapp 50 Prozent der Einkommen entfallen auf das reichste Fünftel der Bevölkerung.
#2 - Teodoro Obiang, Äquatoralguinea: Zum Club der Milliardäre gehört Präsident Obiang – hier mit Michel und Barack Obama – mit rund 600 Mio. Dollar Vermögen noch nicht. Kritiker werfen dem dienstältesten Staatschef des Kontinents aber vor, sein Land als Selbstbedienungsladen zu missbrauchen, seit US-Konzerne Öl aus den Offshorefeldern am Golf von Guinea pumpen. Mit dem Ölpreisverfall hat sich der Staat hoch verschuldet, das Bruttonationalprodukt halbierte sich seit 2012 auf 10 Mrd. Dollar. Ende 2017 soll ein Putschversuch gegen den 75-jährigen Herrscher gescheitert sein. Sein Sohn und Vizepräsident Teodorin, der auf Instagram offen sein Luxusleben zur Schau stellt, ist in Frankreich der Veruntreuung öffentlicher Gelder angeklagt: Er soll als Agrar- und Forstminister in Malabo von 2004-2011 mehr als 100 Mio. Euro beiseite geschafft haben. Ein 4000-Quadratmeter-Anwesen an der Pariser Avenue Foch mit Hamam, Kino, Diskothek und 18 Luxusschlitten wurde beschlagnahmt. Auch die US-Justiz hat nach Korruptionsvorwürfen 70 Mio. Dollar Vermögen des „Kronprinzen“ eingefroren.
#3 - Kenias Präsident Uhuru Kenyatta: Als Spross der politischen Kenyatta-Dynastie verkörpert der 2017 wiedergewählte Präsident – hier auf dem Rollfeld in Somalia – wie kein anderer die wohlhabende Elite der größten ostafrikanischen Volkswirtschaft. Das auf rund 500 Mio. Dollar taxierte Vermögen basiert vor allem auf Grundbesitz, der auf Staatsgründer Jomo Kenyatta und seine Ehefrau zurückgeht. Sie waren am Ende der britischen Kolonialherrschaft in den Besitz vieler tausend Hektar fruchtbaren Ackerlandes gelangt und bis zum Verbot am Elfenbeinhandel beteiligt. Den akkumulierten Reichtum thematisierte die CIA sogar in einem Geheimpapier aus Furcht vor möglichen Unruhen bei der Machtübergabe. Später kamen Anteile in der milchverarbeitenden Industrie (Brookside Dairies), dem Medienkonzern Mediamax, der Hotelkette Heritage und der Commercial Bank of Africa hinzu. Der heute 56-jährige Uhuru, was so viel wie Freiheit bedeutet, begann seine politische Laufbahn als Finanzminister und Vizepremier. In seiner ersten Amtszeit als Präsident stiegen Staatsverschuldung und Ungleichheit, 45 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze.
#4 - Südafrikas Staatschef Cyril Ramaphosa: Seit er 2014 zum Vizepräsidenten berufen wurde, zog sich Ramaphosa – hier mit der First Lady vor der Rede an die Nation – Schritt für Schritt aus seinen wirtschaftlichen Unternehmungen zurück. Um Interessenskonflikte zu vermeiden, verkaufte er seinen Anteil an der von ihm 2001 gegründeten Investmentgesellschaft Shanduka, die sich mit der Pembani Gruppe zur „Pan African Industrial Holdings Group“ neu formierte. Shanduka hielt Beteiligungen im Bergbau, im Finanzwesen sowie an McDonald’s Südafrika und Coca Cola-Abfüllwerken. Forbes schreibt dem früheren Anti-Apartheid-Kämpfer und Gründer der Bergarbeitergewerkschaft, der zum Unternehmer wurde, 450 Mio. Dollar und Platz zwölf auf Südafrikas Liste der Reichen zu. Während des Übergangs zur Demokratie in den 1990er Jahren war Ramaphosa Generalsekretär des Afrikanischen Nationalkongresses, zog sich nach drei Jahren im Parlament aber aus der Politik zurück. Als Vizepräsident verhandelte er maßgeblich den Rückzug des zuletzt unter anderem wegen Korruptionsvorwürfen äußerst umstrittenen Partei- und Staatschef Jacob Zuma, dem er im Februar nachfolgte. In seiner Antrittsrede hob er den Kampf gegen Vetternwirtschaft und für neuen wirtschaftlichen Auftrieb hervor. Die Arbeitslosigkeit beträgt 27 Prozent.
#5 - Kameruns ewiger Herrscher Paul Biya: In den 35 Jahren an den Schalthebeln der Macht hat Präsident Paul Biya – hier mit IWF-Chefin Christine Lagarde – private Reichtümer von rund 200 Mio. Dollar angehäuft. Die Summe schrieb Forbes dem heute 85-Jährigen 2014 zu. Neueren Datums ist die Enthüllung einer Gruppe von 40 Non-Profit Organisationen, die mit Unterstützung von Journalisten und Amnesty International die Kosten privater Auslandsreisen zu Lasten der Staatskasse nachzeichnete. Demnach hat Biya seit 1982 viereinhalb Jahre (1645 Tage) im Ausland verbracht – vor allem in der Schweiz und Frankreich – und dafür 65 Mio. Dollar ausgegeben. Kamerun ist nur eines der Länder Zentralafrikas, dem Ökonomen seit Jahren empfehlen, Rohstofferlöse gezielt in Infrastruktur, Energie und Ausbildung zu investieren. Am unteren Ende von Rankings über Geschäftsklima und Korruption lebt jeder dritte Kameruner in Armut. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat ausgerechnet, dass allein 2017 etwa 300 Mio. Dollar Öl-Einnahmen nicht im Haushalt verbucht wurden.