Eigene Modelle produziert das britische Traditionsunternehmen Vauxhall Motors schon lange nicht mehr. Nicht einmal aus heimische Werken stammen die meisten Autos mit dem markanten Adler-Logo auf der Motorhaube. Und doch blieb Vauxhall über Jahrzehnte die beliebteste Marke der kleinen Leute in Großbritannien. Diese Zeit ist aber endgültig vorbei: Im letzten Jahr verkaufte VW erstmals mehr Fahrzeuge zwischen Aberdeen und London als der britische Konkurrent. Vauxhall stürzt immer tiefer in die Krise – und bedroht inzwischen die Sanierung des ohnehin angeschlagenen Mutterkonzerns Opel.
Seit der Brexit die britischen Konsumenten nachhaltig verunsichert, weht dort allen Autoherstellern der Wind ins Gesicht. Der Gesamtmarkt gab im letzten Jahr um 5,6 Prozent nach. Für Vauxhall aber war 2017 ein einziges großes Desaster: Der Absatz in Großbritannien gab um mehr als ein Fünftel nach, der Marktanteil fiel von 9,3 auf 7,6 Prozent. Und im ersten Quartal dieses Jahres setzt sich dieser negative Trend weiter fort. Opel entlässt deshalb immer mehr Arbeiter im britischen Werk Ellesmere Port und stutzt das Händlernetzt in Großbritannien und Irland zusammen.
Der britische Markt ist wichtig für Opel
Großbritannien ist neben Deutschland der wichtigste Markt des Opel-Konzerns. Nur in den beiden Ländern verkauft der Hersteller überhaupt noch etwas höhere Stückzahlen. Alles Versuche, in den letzten Jahren neue Märkte zu erobern, schlugen fehl. Aus dem großen Hoffnungsland Russland musste sich Opel schon vor dem Verkauf des Unternehmens an den französischen PSA-Konzern wieder zurückziehen. Man kann also mit Fug und Recht sagen: Das Schicksal des Krisenunternehmens entscheidet sich auf nur zwei Märkten: dem deutschen und dem britischen.
So wenig die amerikanischen Eigentümer von GM früher Lust hatten, sich richtig um den Opel-Konzern zu kümmern, so wenig Ideen verschwendeten die Deutschen in den vergangenen Jahren auf die Tochter Vauxhall. Außer minimaler Kosmetik fiel den Opel-Managern niemals etwas ein, um den unaufhaltsamen Niedergang von Vauxhall aufzuhalten. In der Branche nennt man es abfällig Badge-Engineering: Man klebt ein anderes Etikett aufs Auto und das war‘s. Dem neuen Eigentümer PSA fällt nun die unangenehme Aufgabe zu, gleich zwei Marken zu renovieren: Opel und Vauxhall. Der französische Kauf lohnt sich auf lange Sicht nur, wenn beides gelingt. Opel allein reicht nicht aus.
Erst einmal geht es aber um nichts anderes, als sowohl in Deutschland als auch in Großbritannien schnell die Kosten zu drücken. In beiden Ländern trifft PSA dabei auf den harten Widerstand der jeweiligen Gewerkschaften. Spielraum für Zugeständnisse haben die französischen Manager jedoch kaum. Das gilt in Eisenach genauso wie in Ellesmere Port. Es geht um die allerletzte, kleine Chance für den Gesamtkonzern. Das haben viele in Deutschland und auch in Großbritannien noch nicht begriffen.