Camping hat Konjunktur. Spätestens seit der Corona-Pandemie ist das Van-Life, also das mobile Leben und Arbeiten im Campervan, zum Lifestyle-Trend geworden. Doch die Unternehmen stehen auch vor nachhaltigen Herausforderungen. Nach Jahren pandemie-bedingter Lieferengpässe und insbesondere einem Mangel an Fahrgestellen, hat sich die Situation erst im Jahr 2023 wieder etwas entspannt. Und das jetzt, wo viele Angestellte in ihre Büros zurückkehren und der Konsum insgesamt zurückgeht.
Zumindest in Deutschland begeistern sich die Menschen auch im Urlaub weiterhin für das Camping. Laut dem statistischen Bundesamt erreichten die Camping-Übernachtungen im Jahr 2023 mit 42,3 Millionen einen neuen Rekord. Und so verzeichnen auch die Hersteller von Camping-Mobilen auf dem deutschen Markt im Jahr 2023 ein Umsatzplus von neun Prozent. Voll im Trend liegen Wohnmobile: Im ersten Halbjahr 2024 stiegen die Neuzulassungen in Deutschland um rund sieben Prozent. Da kommt der Caravan Salon, die große Fachmesse in Düsseldorf, gerade zur rechten Zeit. Sie startet mit einem Preview-Tag am 30. August und endet 8. September.
Doch selbst, wer kein Camping-Fan ist, kann vom Boom profitieren. Denn einige Hersteller der mobilen Heime sind an der Börse. Da sie oft viele bekannte Marken und Modelle unter einem Dach vereinen, kauft man hier mit Einzelaktien fast schon einen gesamten Themenfonds. Nach turbulenten Jahren kommt die Branche zudem jetzt wieder in ruhiges Fahrwasser und einige Unternehmen können mit guten Ergebnissen punkten.
Thor Industries bleibt Marktführer
Zu der US-amerikanischen Unternehmensgruppe Thor Industries gehören sowohl europäische als auch nordamerikanische Hersteller. Der Branchen-Marktführer gehört mit 5,5 Mrd. US-Dollar Marktwert zu den US-amerikanischen Nebenwerten. Wer schon einmal auf einem Campingplatz war, dürfte viele der gut 20 europäischen Marken kennen, darunter Hymer, Eriba und Dethleffs.
In den Pandemie-Jahren 2021 und 2022 erzielte Thor Rekordumsätze von gut 12 Milliarden US-Dollar (2021) und gut 16 Milliarden US-Dollar (2022). Mit gut 11 Milliarden US-Dollar sackte der Umsatz im Jahr 2023 erst einmal wieder um gut 30 Prozent ab. Aber: Damit lag er immer noch bis zu 40 Prozent über den Umsätzen der Jahre 2019 und 2020. Für das Jahr 2024 hat Thor Industries die Gewinnprognose zuletzt leicht abgesenkt auf 9,8 bis 10,1 Milliarden statt 10 bis 10,5 Milliarden US-Dollar. Für Thor Industries wird es in den kommenden Jahren darauf ankommen, nicht wieder auf das Vor-Pandemie-Niveau abzusacken, sondern den Wachstumskurs weiter voranzutreiben.
Die Analysten sind bislang zurückhaltend. Von den aktuell auf Marketscreener vertretenen Analysten empfehlen zwei die Aktie zum Kauf und setzen ein Kursziel von 110 US-Dollar. Zwei weitere Analysten raten zum Halten. Der Titel notiert aktuell bei 103,54 US-Dollar, das mittlere Kursziel liegt bei 105,70 US-Dollar. Das geschätzte Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt für 2025 bei 15 und der Gewinn pro Aktie – eine Kennziffer für die Ertragskraft eines Unternehmens – bei 4,6 US-Dollar.
Knaus-Tabbert korrigiert Umsatzerwartungen
Mit einem Marktwert von 326 Millionen Euro gehört Knaus-Tabbert zu den kleineren europäischen Nebenwerten. Das deutsche Traditionsunternehmen bietet neben den Marken Knaus und Tabbert auch Modelle der Marken Weinsberg, T@B und Morelo sowie einen Verleih-Service für die eigenen Produkte an. Knaus Tabbert konnte seine Umsätze ebenfalls über die Jahre 2021 und 2022 steigern. Mit einem Umsatz von 1,4 Milliarden Euro im Jahr 2023 und einem Umsatzplus von rund 40 Prozent setzte das Unternehmen den Trend bislang erfolgreich fort.
Für das Jahr 2024 hat Knaus-Tabbert kürzlich die Umsatzprognose korrigiert und geht von einem leichten Rückgang von sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr aus. Die Analysten beunruhigt das nicht, die Mehrheit rät zum Kauf der Aktie. Aktuell notiert die Aktie bei 31,45 Euro. Das mittlere Kursziel sehen Analysten bei 51,60 Euro. Mit einem KGV von sechs ist das Unternehmen im Branchenvergleich günstig bewertet, der Gewinn pro Aktie liegt mit 3,78 Euro etwas niedriger als bei der Konkurrenz.
Trigano schreibt Trend fort
Mit gut zwei Mrd. Euro Marktkapitalisierung ist auch der französische Hersteller Trigano an der Börse ein europäischer Nebenwert. Trigano vereint Marken wie Eura-Mobil, Benimar, Chausson, Challenger, Karmann Mobil und weitere und einem Dach. Die Umsätze des Unternehmens haben in den Corona-Jahren ebenfalls deutlich zugelegt. Allerdings konnten die Franzosen den Trend auch im Jahr 2023 mit einem Umsatzplus von gut zehn Prozent fortschreiben. Für das laufende Jahr erwartet Trigano sogar, dass der Umsatz um gut zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr steigt.
Die auf Marketscreener vertretenen Analysten halten diese Einschätzung weitestgehend für realistisch und raten mehrheitlich zum Kauf. Analysten der französischen Finanzgruppe Oddo BHF sehen das Kursziel für die Aktie bei 180 Euro. Aktuell notiert der Titel bei 106,50 Euro. Mit einem KGV von sechs ist die Aktie günstig bewertet. Der Gewinn pro Aktie liegt für 2024 bei 19 Euro, womit das Unternehmen im Branchenvergleich die Spitzenposition einnimmt.