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Fluggesellschaft Lufthansa-Piloten wollen mehr Betriebsrente und deshalb streiken

Lufthansa-Maschine am Flughafen
Die Pilotinnen und Piloten der Lufthansa drohen mit Streik
© Matthias Balk / Picture Alliance
Erstmals seit drei Jahren könnten die Piloten der Lufthansa wieder streiken. Die Mitglieder der Vereinigung Cockpit haben in einer Urabstimmung für den Arbeitskampf votiert

Die Passagiere der Lufthansa müssen sich in den kommenden Wochen auf Streiks der Piloten einrichten. Bei einer Urabstimmung der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat eine deutliche Mehrheit der stimmberechtigten Mitglieder für einen Arbeitskampf gestimmt, wie eine Sprecherin mitteilte. 

Noch kein konkreter Streiktermin

Ein konkreter Streikzeitpunkt wurde zunächst nicht genannt. Über das weitere Vorgehen sollen Tarifkommission und Vorstand am Mittwoch beraten, kündigt VC-Präsident Andreas Pinheiro an. „Die Stärke des Streiks hängt natürlich auch vom Arbeitgeber ab.“ Man erwarte jetzt ein abschlussfähiges Angebot. In der Vergangenheit hatte die Lufthansa bei umfassenden Pilotenstreiks nahezu das komplette Programm im betroffenen Zeitraum abgesagt. 

Laut VC haben sich an der Abstimmung 90 Prozent der Lufthansa-Piloten und 95 Prozent der Lufthansa-Cargo-Piloten beteiligt. Sie unterstützten zu 88 Prozent beziehungsweise zu 96 Prozent den Arbeitskampf. Die Urabstimmung sei damit angenommen. Pinheiro sieht in dem Ergebnis ein „starkes Signal der Geschlossenheit“. 

Notwendig waren bei der Urabstimmung mindestens 70 Prozent Ja-Stimmen der betroffenen Mitglieder in den Gesellschaften Lufthansa und Lufthansa Cargo. Enthaltungen und Nicht-Teilnahmen an der Abstimmung wurden als Nein-Stimmen gewertet. Zuletzt hatten die Piloten der Lufthansa im Jahr 2022 für einen Tag gestreikt. 

Lufthansa-Piloten: mehr Zuschuss zur Betriebsrente

In dem Tarifkonflikt geht es um die Betriebsrenten der rund 4800 Pilotinnen und Piloten. Von den am Montag angekündigten Stellenstreichungen in der Verwaltung ist die Berufsgruppe nicht betroffen. Die Gewerkschaft war mit der Forderung nach einer Verdreifachung des Arbeitgeberanteils in die Verhandlungen gegangen und hatte dies dann im Laufe von sieben Gesprächsrunden reduziert. Eine Einigung wurde aber nicht erreicht. 

„Die Altersvorsorge ist ein zentrales Fundament der Lebensplanung für Pilotinnen und Piloten – mindestens genauso wichtig wie die gesetzliche Rente“, erklärt der Sprecher der Tarifkommission, Arne Karstens. „Wir erwarten nun, dass Lufthansa die Signale der Belegschaft ernst nimmt und endlich ein verhandlungsfähiges Angebot zur betrieblichen Altersversorgung vorlegt.“

Die zuletzt defizitäre Lufthansa-Kerngesellschaft durchläuft gerade ein hartes Sanierungsprogramm. Ihr Chef Jens Ritter hatte erklärt, schlichtweg keine Mittel zu haben, um die „ohnehin schon sehr gute“ betriebliche Altersvorsorge aufzustocken. 

Keine Garantie der Rentenhöhe 

Personalvorstand Michael Niggemann begrüßte die Ankündigung der VC, weiter verhandeln zu wollen. Die Urabstimmung habe allerdings die Gestaltungsspielräume nicht vergrößert. Die möglichen Antworten müssten mit der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Lufthansa vereinbar bleiben. 

Im Einvernehmen zwischen dem Unternehmen und der VC war das Betriebsrentensystem im Jahr 2017 umgestellt worden. Lufthansa musste fortan nicht mehr die absolute Höhe der Renten garantieren, sondern nur noch vorher festgelegte Beiträge leisten. Das Zinsrisiko ist wie bei anderen Berufsgruppen im Konzern auch auf die Piloten übergegangen.

Allerdings haben sich die gemeinsam ausgewählten Kapitalanlagen schlechter entwickelt als von vielen erwartet worden war, wie die Gewerkschaft einräumt. Gleichwohl können Lufthansa-Piloten dem Vernehmen nach im Ruhestand auf monatliche Betriebsrenten oberhalb von 8000 Euro bauen – zusätzlich zur gesetzlichen Rente. 

Flugstrecken-Planung umstritten

Am Montag hatte zudem der Lufthansa-Vorstand gegenüber Investoren seine Strategie bekräftigt, die kleineren Lufthansa-Flugzeuge und damit auch Piloten-Jobs in andere Flugbetriebe mit deutlich geringeren Lohnkosten zu verlagern. Bereits 2030 soll demnach rund die Hälfte der Kurz- und Mittelstreckenjets von Flugbetrieben außerhalb des Lufthansa-Kerns geflogen werden. Dazu hat der Konzern eigens die Betriebe Discover und City Airlines gegründet. 

Gegen diese Strategie sperren sich intern die VC ebenso wie die Flugbegleiter-Vertretung Ufo, die ihre Tarifverhandlungen ebenfalls für gescheitert erklärt hat. Gegen strategische Unternehmensentscheidungen darf aber nicht gestreikt werden, weil sie nicht Gegenstand von Tarifverträgen sind.

dpa/ess

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