Die Lufthansa streicht bis 2030 in der Verwaltung Tausende Stellen und legt sich die Latte beim mittelfristigen Renditeziel höher. Durch Digitalisierung, Automatisierung und effizientere Prozesse sollen bis Ende des Jahrzehnts 4000 Arbeitsplätze wegfallen, und zwar überwiegend in Deutschland, erklärte die Fluggesellschaft am Montag. Reuters hatte bereits vergangene Woche erfahren, dass 20 Prozent der Jobs außerhalb des direkten Flugbetriebs abgebaut werden sollen.
Der MDax-Konzern setzte sich anlässlich einer Investorenkonferenz in München außerdem ein höheres mittelfristiges Finanzziel: Die bereinigte Umsatzrendite soll ab 2028 acht bis zehn Prozent betragen und damit „die historischen Ergebnisse der Lufthansa Group übertreffen“. Bisher verfolgte das Unternehmen acht Prozent, schaffte die Zielmarke wegen hoher Kosten aber selten.
„2025 und die kommenden Jahre sind für die Lufthansa Group von bedeutenden Investitionen und umfassenden Anpassungen geprägt“, erklärte das Management. Die umfangreiche Flottenerneuerung und Zukunftsprogramme wie Turnaround bei Lufthansa Airlines sollten die Lufthansa Group langfristig stärken und profitabler machen. „Schon heute liefern diese Erneuerungen greifbare positive Effekte“, hieß es dazu.
Turnaround soll 203 Mio. Euro dieses Jahr bringen. Die zurzeit defizitäre Kernmarken-Gruppe soll bis 2028 brutto 2,5 Mrd. Euro mehr Ergebnis im Jahr erwirtschaften, wie zum Start von Turnaround vor rund einem Jahr angekündigt wurde. Gespräche mit den Gewerkschaften UFO, Vereinigung Cockpit und Verdi über Kostensenkungen in den Tarifverträgen verliefen bisher aber ergebnislos.
Lufthansa zentralisiert Planung
Um die neuen Ziele zu erreichen, will der Konzern die Zusammenarbeit seiner verschiedenen Fluggesellschaften enger verzahnen und Synergien heben. Die Planung der Netzwerk-Airlines Lufthansa, Swiss, Austrian Airlines, Brussels Airlines und der kürzlich übernommene ITA Airways soll stärker zentral gesteuert werden. Dadurch wegfallende Doppelarbeit ermöglicht einen Teil des angepeilten Personalabbaus. Die Airline-Gruppe geht für die kommenden Jahre von steigenden Durchschnittserlösen aus, da die Nachfrage hoch, das Flugangebot wegen des Lieferstaus der Flugzeughersteller Airbus und Boeing aber knapp bleibe. Stärker profitieren will das Lufthansa-Netzwerk auch vom Treueprogramm Miles & More, indem bis 2030 die Zahl der aktiven Mitglieder um 50 Prozent steigen soll.
Ein weiteres Element des Fitnessprogramms ist die größte Flottenmodernisierung in der Geschichte des Unternehmens. Bis 2030 erwartet die Lufthansa Group mehr als 230 neue Flugzeuge, davon 100 für die Langstrecke. Neue Jets ermöglichen niedrigere Betriebskosten, weil sie weniger Treibstoff brauchen. Das soll auch der auf Europa-Verkehr fokussierten Tochter Eurowings helfen zu wachsen und besser zu verdienen. Auch die Frachtsparte Lufthansa Cargo und die Wartungstochter Lufthansa Technik sollen ihre Profitabilität steigern, Programme dazu laufen schon.
Für den Zeitraum 2028 bis 2030 hat sich der Luftfahrtkonzern mehrere neue Finanzziele gesetzt. Neben der operativen Marge von acht bis zehn Prozent wird eine Rendite auf das eingesetzte Kapital (Adjusted ROCE) von 15 bis 20 Prozent angestrebt. Der bereinigte freie Barmittelzufluss (Adjusted Free Cash Flow) soll bei über 2,5 Mrd. Euro pro Jahr liegen. Zur Absicherung gegen mögliche Krisen will die Lufthansa Group weiterhin eine Mindestliquidität von 8 bis 10 Mrd. Euro vorhalten. An der bestehenden Dividendenpolitik, die eine Ausschüttung von 20 bis 40 Prozent des Konzerngewinns vorsieht, soll festgehalten werden.