Der Goldpreis erklimmt seinen nächsten Rekord: Das Edelmetall kostete am Montagmorgen zeitweise 3945 US-Dollar pro Feinunze (etwa 31,1 Gramm) und damit so viel wie noch nie. Das Niveau konnte die Unze nicht ganz halten, verteuerte sich zuletzt aber immer noch um 1,1 Prozent auf 3930 US-Dollar.
Der Goldpreis ist dieses Jahr bereits um fast 50 Prozent nach oben geschossen – so gut lief es bei der Performance seit 1979 nicht mehr. Die „Financial Times“ macht dafür auch das Phänomen FOMO verantwortlich. FOMO steht für Fear of Missing Out und meint die Angst, etwas zu versäumen. Im Fall von Gold treibt Anleger die Angst, Renditen zu verpassen; gleichzeitig machen sie sich Sorgen um die Inflation, weshalb sie das Edelmetall derzeit verstärkt kaufen. Vor allem institutionelle Anleger steigen demnach in Scharen in Gold ein. Die Zentralbanken investieren seit Längerem vermehrt in Gold.
„Es ist ein goldüberzogenes FOMO“, zitiert die „FT“ Luca Paolini, Chefstratege bei Pictet Asset Management. „Gold ist so groß geworden, dass man es nicht ignorieren kann. Es gibt eine Schwelle, ab der es unmöglich wird, kein Gold zu besitzen.“
Der Markt sei „ein bisschen verrückt geworden“, sagte Nicky Shiels zur „FT“, Analystin bei der Handelsfirma und Edelmetallraffinerie MKS Pamp. „Bahnbrechende Treiber“ seien die Zuflüsse in börsengehandelte Fonds gewesen. Diese Gold-ETCs gelten als billiges und beliebtes Anlageinstrument, das sowohl private als auch institutionelle Investoren nutzen.
Zuflüsse in Gold-ETFs
Die „FT“ verweist auf Daten des World Gold Council, wonach die Nettomittelzuflüsse in goldgedeckte ETFs in den letzten vier Wochen auf 13,6 Mrd. US-Dollar gestiegen sind. Damit flossen in diesem Jahr bereits mehr als 60 Mrd. US-Dollar in sie hinein, was als Rekord für ein Kalenderjahr gilt. Gold-ETFs gibt es zwar in den USA, in Europa sind sie jedoch nicht erlaubt.
Einige Analysten sehen in dem enormen Preisanstieg bei Gold erste Anzeichen für eine sich verändernde Anlegerschaft: von Privatanlegern hin zu Pensionsfonds. Getrieben werden dürfte diese Entwicklung durch Empfehlungen wie die der US-Investmentbank Morgan Stanley: Die Experten schlagen statt der traditionellen 60/40-Vermögensallokation in Aktien und Anleihen eine 60/20/20-Aufteilung vor, bei der Gold das gleiche Gewicht wie festverzinsliche Wertpapiere hat.
Shutdown in den USA treibt Goldpreis
Gold gilt in Krisensituationen als sicherer Hafen. Ein wichtiger Grund für den steigenden Preis ist aktuell neben den Handelskriegen von US-Präsident Donald Trump auch der anhaltende Shutdown in den Vereinigten Staaten. Schon Anfang vergangener Woche hatte der Goldpreis drei Tage in Folge ein Rekordhoch erreicht. Über die Woche gesehen legte der Goldpreis fast 130 Dollar oder mehr als drei Prozent zu. Der teilweise Stillstand der Regierungsgeschäfte in den USA dauert an.
Auch am Sonntag verharrten Republikaner und Demokraten auf ihren Standpunkten, keine der beiden Parteien zeigte Anzeichen einzulenken. In der vergangenen Woche hatte es mehrere Abstimmungen im US-Senat über den Haushaltsentwurf gegeben – doch diese verfehlten die notwendige Mehrheit. Die Republikaner benötigen Stimmen der Demokraten, um das Budget verabschieden zu können. Nun gibt es kein frisches Geld. Sonntag war Tag fünf des teilweisen Stillstands.
Wegen der Haushaltskrise werden zurzeit auch viele Konjunkturdaten nicht veröffentlicht – so fiel der eigentlich am Freitag geplante Arbeitsmarktbericht aus. Dies erhöht die Unsicherheit für Investoren und treibt damit Kapital in als sichere Hafen geltende Anlageklassen wie Gold.