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Luxus Möglicher nächster Bulgari-Chef: Wer ist Frédéric Arnault?

Frédéric Arnault leitete bislang die Geschäfte der Uhrenmarke TAG Heuer
Frédéric Arnault leitete bislang die Geschäfte der Uhrenmarke TAG Heuer
© picture alliance / Scott Roth/Invision/AP | Scott Roth
Frédéric Arnault, zweitjüngster Sohn des LVMH-Patriarchen Bernard Arnault, leitet bislang ziemlich erfolgreich die Uhrenmarke TAG Heuer. Nun könnte ein Karrieresprung anstehen

Die Maßgabe an diesem Märztag ist klar: „Don't crack under pressure“ – so lautete schließlich jahrelang der Werbeslogan von TAG Heuer. Und im Vergleich zu seinen zwei früheren Auftritten auf der weltgrößten Uhrenfachmesse Watches & Wonders in Genf wirkt Frédéric Arnault, 28-jähriger Chef der Uhrenmarke, bei seinem diesjährigen Auftritt tatsächlich fast staatsmännisch seriös. Aber auch deutlich angespannter. Immer wieder suchen seine blassblauen Augen den Teleprompter, bemüht darum, bloß keinen Fehler zu machen. 

Frédéric Arnault ist der zweitjüngste Sohn von LVMH-Patron Bernard Arnault. Seit drei Jahren schon lenkt er TAG Heuer – und im Moment sieht vieles danach aus, als könnte bald der nächste Karriereschritt anstehen: Wie die „Neue Zürcher Zeitung“ unter Berufung auf mehrere Quellen berichtet, soll Arnault für „höhere Weihen“ vorgesehen sein, nämlich den Chefposten der ungleich größeren Luxusmarke Bulgari. Dort würde er den 64-jährigen CEO Jean-Christophe Babin ablösen.

Der gesamte Nachwuchs von Bernard Arnault spielt im weitverzweigten LVMH-Universum bereits wichtige Rollen – was zur planmäßigen Nachfolgeregelung des Patriarchen gehört, wie Philippe Pelé-Clamour, von der Wirtschaftsuni HEC gegenüber Capital erklärt: „Alle fünf Kinder haben eine Konzernkarriere, alle bekamen dafür einen Mentor zur Seite gestellt. Einen externen Konzernmanager, der sie stets begleitet hat.“ Der ältesten Tochter Delphine (48), die im Januar an die Spitze von Dior rückte, werden zwar beste Chancen auf die Nachfolge des 74-Multimilliardärs eingeräumt – aber entschieden ist wohl noch nichts. Und so setzt Frédéric Arnault trotz seines jungen Alters alles daran, sich zu beweisen. Bislang mit Erfolg.

Arnault ist der jüngste CEO der Uhrenbranche

In Genf umspielt gelegentlich ein flüchtiges Lächeln seine Augenwinkel. Einige Strähnen des recht störrischen Schopfes lösen sich aus der sorgsamen Drapierung. Doch der dunkelblaue Dior-Anzug sitzt perfekt an seiner schmalen, schlaksigen Silhouette. Das weiße Hemd und die passend dunkelblaue Krawatte unterstreichen die modische Ernsthaftigkeit des 28-Jährigen, als er für seine Keynote auf die Bühne der Messehalle kommt. Keine weißen Sneaker mehr, welche früher die Dynamik des Youngsters unterstrichen. Arnault ist CEO, wenn auch der jüngste der Uhrenbranche, da spaziert man besser in schwarzen Lederschnürern über das Podest.

„Herzlich willkommen zum Avantgarde-Mindset von TAG Heuer.“ Wuchtige Worte, denen er zunächst eine Rückschau auf das Rekordjahr 2022 für die Marke folgen lässt. Das neue Modell „Aquaracer“ wurde zum Bestseller. TAG Heuer war im Netflix-Spektakel „The Gray Man“ mit Markenbotschafter Ryan Gosling präsent. Das Segment der Smartwatches trägt signifikant zum Ergebnis bei. Gemeinsam mit Red Bull gewann man die Formel-1-Weltmeisterschaft. Und so soll es weitergehen.

Überhaupt läuft es erstaunlich rund bei der 1860 gegründeten Uhrenschmiede, die für ihre Verbindung zum Autorennsport mit Modellen wie „Monza“, „Monaco“ und „Carrera“ sowie zu Steve McQueen berühmt ist. Dabei musste Frédéric Arnault ausgerechnet im Pandemiejahr 2020 das Zepter übernehmen. Trotzdem legte der damals 25-Jährige rasant los. Er bombardierte sämtliche Entscheidungsträger in der Porsche-Hierarchie so lange per E-Mail, bis man einem Meeting zustimmte. Jetzt schmückt eine langfristige Partnerschaft mit der Sportwagenmarke die Liste seiner Achtungserfolge.

Seit Oktober 2021 gehört Hollywood-Beau Gosling als Kampagnengesicht dazu, der erste Werbeeinsatz des Schauspielers, der sich bisher gegen derlei Präsenzen gesträubt hatte. Doch auch er konnte Arnaults Beharrlichkeit schlussendlich nicht widerstehen. Der junge Boss räumte die Distribution auf, senkte die Zahl der Verkaufsstellen von 4000 auf 2500. Statt beliebiger Juweliere sollen eigene Boutiquen und Joint Ventures mit lokalen Platzhirschen den Verkauf vertikalisieren.

Arnault verbietet Rabatte und Sales-Events, erhöhte in diesem April bereits zum dritten Mal in Folge die Preise und stößt bei neuen Modellen ins hochpreisige, höhermargige Segment vor. Etwa mit einem Modell, das im Labor gezüchtete Diamanten schmücken – für über 500.000 Euro. Auch der E-Commerce floriert, 2020 mit plus 329 Prozent, in 2021 noch mal um 87 Prozent.

Arnault peilt die Umsatzmilliarde an

Potenzial sehen Branchenexperten nun vor allem in China, wo die Manufaktur noch unterrepräsentiert ist. Die Zusammenarbeit mit dem chinesischen Sänger und Schauspieler Cai Xukun soll dafür den Weg ebnen. Außerdem scheint die Strategie luxuriöser Smartwatches aufzugehen, auf denen man dank NFT-Fan Arnault nun auch Blockchain-zertifizierte Kunst anschauen kann. TAG Heuer hat hier bei den traditionellen Uhrenmarken die Führung übernommen. Nächstes Ziel, da ist Frédéric Arnault ganz offen, sei die Umsatzmilliarde. Dem Ziel ist er schon ziemlich nah – 2022 wuchs das Geschäft laut Schätzungen von Morgan Stanley um zwölf Prozent auf 730 Mio. Euro (LVMH weist seine Uhren- und Schmucksparte nur insgesamt aus). 

Kein Wunder also, dass etliche Medien in ihm bereit den inoffiziellen Nachfolger an der Konzernspitze sehen. Wie Bernard studierte Frédéric an der École Polytechnique angewandte Mathematik und Informatik. Er absolvierte Praktika bei Facebook und McKinsey, gründete mit einem Kommilitonen ein Start-up für mobilen Zahlungsverkehr, das die zwei nach 18 Monaten an BNP verkauften. 2017 stieg er bei TAG Heuer ein, im Entwicklungsteam der Connected Watch.

Ehrgeiz prägt auch die Hobbys des Frédéric Arnault. Er spielt Tennis, mal im Doppel gegen den Vater, mal mit Roger Federer. Auch auf dem Klavier ist er virtuos. Mindestens, hört man aus dem Familienumfeld, so gut wie oder gar besser als die Mutter Hélène Mercier. Und die ist ausgebildete Konzertpianistin. Früher trat er einmal im Jahr auf, mehr oder weniger öffentlich, etwa mit dem Moskauer Philharmonieorchester. Nur in der Musik denke er nicht ans Business, gab er einmal zu Protokoll. Schließlich sprächen die Arnaults sonst auch im engsten Familienkreis 95 Prozent der Zeit über das Geschäft, die 75 Marken, die zu ihrem LVMH-Reich gehören. Wenn ein Kind an die Spitze einer dieser Maisons rückt, betone das die Bedeutung innerhalb des Konzerns, sagen Insider.

Jedes Details aus Frédéric Arnaults Vita liest sich wie eine akribisch abgehakte Checkliste. Natürlich spricht er neben seiner Muttersprache Französisch noch Deutsch, Italienisch und Englisch. Vermutlich hat er auch eine Lern-App für Mandarin bereits auf dem Smartphone. Er spielt Schach und hatte daher viel Spaß an der Netflix-Serie „The Queen’s Gambit“. Er schlägt sich tapfer beim Backgammon, er golft, joggt und kann Kitesurfen. Verbissen um den Sieg zu kämpfen, das zeichne Frédéric aus, sagen Weggefährten aus dem Studium. Wie den Vater, der mit Sprüchen wie „Natürlich gewinne ich gern“ zitiert wird.

Arnault hat einen exklusiven Freundeskreis

Der Lifestyle des jungen Arnault klingt dagegen eher nach Understatement. Er fährt einen 1er-BMW, lebt vier Tage in Genf im Hotel, drei Tage in Paris, in einem recht bescheidenen Apartment im 7. Arrondissement. Einmal pro Woche isst er mit den Eltern zu Abend. Exklusiver sind da seine Kontakte, wie etwa zu einem seiner Mentoren, Tony Fadell, Erfinder des iPod und Mitentwickler des iPhone. Zuletzt wurde über eine amouröse Verbindung zur deutschen Influencerin Caro Daur spekuliert, doch laut „Bild“-Zeitung ist Arnaults aktuell mit der thailändischen Sängerin Lisa Manobal verbandelt.

Zurück zum Geschäft, zu Arnaults Keynote in Genf. Für 2023 stünden die Zeichen auf Angriff, verkündet der TAG-Heuer-Boss. Der 60. Geburtstag des Modells „Carrera“ wird mit einem neuen Chronograph und einem Werk mit Tourbillon gefeiert. „The race never stops“. Wenn Frédéric Arnault das sagt, darf man es ernst nehmen. Ein Werbekurzfilm, von einem erfahrenen Action-Regisseur mit Ryan Gosling gedreht, soll verbildlichen, wie sehr man bei der Marke Gas geben will. Auch für die Olympiade in Paris 2024 rechnet sich Arnault große Promotionchancen ein. Zwar bleibt Konkurrent Omega der offizielle Zeitnehmer des Sportereignisses, mit Botschaftern wie Skateboarder Sky Brown und Hürdenläuferin Sydney McLaughlin-Levrone sei man jedoch auf Goldkurs, grinst Arnault.

Die wichtigste Kundengruppe seiner Marke hat der junge Topmanager einmal so beschrieben: „Alle, die einmal ungemein erfolgreich sein werden, es aber noch nicht ganz geschafft haben.“ Gut möglich, dass er selbst bald nicht mehr in dieses Schema passt.

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