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Kolumne Was man vom Flirten für den Job lernen kann

Symbolbild Flirten
Symbolbild Flirten
© dpa
Vitamin B und Netzwerken ist noch immer wichtig für geschäftliche Erfolge. Und hier kann man sich einiges vom Flirten abschauen.

Auch durchsetzungsstarken und extrovertierten Kollegen mag es bei der Vorstellung grausen, fernab der Firmenmauern zu Netzwerken und auf Fremde zuzugehen. So bequem und zeitsparend berufliche online Netzwerke auch sein mögen, nachhaltiger Austausch und neue Verbindungen entstehen häufiger zunächst in der offline Welt.

Bei Kongressen, Messen, Konferenzen, Branchen Treffen und selbst beim Kunden Sommerfest, bieten sich zahlreiche Anlässe, um neue Geschäftskontakte zu knüpfen.

Aktives Networking bedeutet nicht brachial mit der Tür ins Haus zu fallen oder sofort nach Aufträgen zu kratzen. Vielmehr geht es darum neue Menschen kennenzulernen, um sich langfristig gegenseitig zu unterstützen. Bei einem lockeren Party Flirt haben vermutlich auch die wenigsten eine zeitnahe Hochzeit und gemeinsame Haushypothek im Hinterkopf.

Erkenntnisse, die uns beim Flirten logisch erscheinen, können wir leicht ins berufliche Kontakten übertragen. Hier kommen fünf einfache Regeln:

#1 Blickkontakt

Schon mal bewusst mit zeitlicher Verzögerung zum Großkonzern Sommerfest aufgebrochen, in der Hoffnung bloß nicht als Erster einsam und verlegen am Grillstand zu versauern?

Wer aus Schüchternheit zu Event-Beginn oder in Veranstaltungspausen panisch nach dem Smartphone greift, um mit geneigtem Haupt in den Wisch- und Scroll Modus zu verfallen, wird vermutlich schwerlich mit anderen in den Austausch kommen.

Mit dem gesenkten Blick aufs Telefon suggerieren wir unserem Umfeld Desinteresse oder maximal „externe Beschäftigung“. Lassen Sie Ihren Blick offen umherschweifen, vielleicht entdecken Sie sogar einen alten Kommilitonen, festhalten können Sie sich immer noch an der Kaffeetasse oder Sektglas.

#2 Interesse erzeugt Interesse

Sie kommen während der Mittagspause beim Branchenjahrestreff mit einem Teilnehmer in Kontakt und fühlen sich plötzlich wie ein scheues Reh auf der Lichtung? Keine Panik, niemand muss sich in epischer Breite vorstellen oder vermeintlich positionieren.

Selbstdarstellerisches Dauerfeuer im „Ich“-Modus und Eigenbeweihräucherung mit der Aufzählung beruflicher Erfolge interessiert niemanden. Noch nicht einmal im Vorstellungsgespräch.

Menschen sprechen gerne über sich selbst. Stellen Sie Ihrem Gegenüber Fragen. Ein simpler Einstieg reicht vollkommen aus, um in ein gemeinsames Gespräch zu starten. Zeigen Sie Interesse an Ihren Mitmenschen. Beim Party-Flirt mit einem Vertreter des anderen Geschlechts sprechen Sie vermutlich auch eher über die gelungenen Cocktails vor Ort als über die Innovationen Ihrer Forschungsabteilung.

#3 Weniger Ego und Entschuldigungen

Ihr Buffetteller auf der Sponsorenparty lichtet sich und ebenso läuft die Unterhaltung mit Ihrem Gegenüber aus einem Partnerunternehmen ins Leere? Offenbar gibt es auf beiden Seiten weder hinsichtlich Sympathie noch geschäftlicher Anknüpfungsmöglichkeiten Punktvergabe im oberen Bereich? Sie müssen sich weder erklären, geschweige denn entschuldigen. Ein einfaches „Danke, ich schau mich hier nochmal um“ sind ausreichend, um weiterzuziehen. Wir sind weitaus „uninteressanter“ für unsere Mitmenschen, als wir annehmen. Die wenigsten zerlegen das Verhalten Ihres Gegenübers, da wir zumeist über unseren eigenen Auftritt sinnieren.

#4 Raus aus dem Tiefstapeln und rein ins Business

Berufs- und Seiteneinsteiger oder einfach nur bekennende Tiefstapler tun sich beim Meetup oder sonstigen Fachveranstaltungen häufiger schwer pro aktiv auf vermeintliche alte Hasen zuzugehen. Keine falsche Scham! Alter, Betriebszugehörigkeit oder Berufserfahrung bieten keinerlei Anlass, um in Schockstarre zu verfallen. Jeder hat mal angefangen, beim gegenseitigen Kennenlernen geht es nicht um einen Schlagabtausch und „business battle“, sondern darum sich gegenseitig zu unterstützen. Ein „Newbie“ kann dem Urgestein z.B. mit frischem Uniwissen weiterhelfen, der „Branchendino“ mit Kontakten und Tipps für den Karrierestart. Im Flirt ist ein junger Mann genauso interessant für eine gestandene Frau wie umgekehrt.

#5 Customize statt Convenience

Digitale Netzwerke sind eine gute Unterstützung zum Networking im realen Leben. Sollten Sie nach einer Messe Begegnung in Ergänzung zum üblichen Visitenkarten Tausch den neuen Kontakt noch auf den beruflichen Portalen verankern wollen: sehr gut. Hier haben Sie häufig zudem noch weitere Infos, mitunter den Geburtstag, über Ihre neue Begegnung.

Einem verheißungsvollen Flirt würden Sie zu einem ersten Date vermutlich keine lieblos abgepackte Pralinenmischung oder einen Blumenstrauß in Cellophan von der Tankstelle mitbringen? Ähnlich verhält es sich mit bereits standardisierten Email-Geburtstagsgrußkarten in Social Networks im Business Bereich.

Ohne Zweifel ist ein fixer Glückwunsch eine schöne Geste und Mittel, um miteinander in Kontakt zu bleiben. Nachhaltiger und persönlicher sind direkte Zeilen per Email. Und sollte es die „Tiefe“ des Kontaktes und die Zeit zulassen, sogar ein kurzer Anruf. Fernab von formalen Anlässen ist es ein Zeichen der Wertschätzung und Interesse Ihrer neuen Business-Bekanntschaft zum Beispiel einen Link zur Kunst-Ausstellung zu schicken, die sie oder er im Gespräch erwähnte. Oder Sie empfehlen flink den Branchennewsletter mit den nächsten Veranstaltungstipps weiter. Wenn Ihnen etwas Besonderes ein- und auffällt, was Ihre neue Begegnung interessiert, teilen Sie es mit! Und – bei beiderseitigem Interesse und Potenzial – werden Sie aktiv und treffen Sie einander zeitnah zum Mittagessen oder ähnlichen Anlässen, um etwaiges „Kooperationsfutter“ auszuloten. Viel Spaß!

Lena Wittneben schreibt hier regelmäßig für Capital.de. Sie ist systemischer Coach und Speakerin – mehr unter lena-wittneben.de . Zudem ist sie Co-Gründerin des Gesundheits-Edutainment-Trios Pausenkicker aus Hamburg.

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