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Zurück ins Büro Arbeiten via Zoom macht unkreativ – sagt ausgerechnet der Zoom-Chef

Aus dem Alltag vieler Arbeitnehmer ist Zoom heute nicht mehr wegzudenken
Aus dem Alltag vieler Arbeitnehmer ist Zoom heute nicht mehr wegzudenken
© IMAGO / NurPhoto
Auch der Videokonferenz-Dienstleister Zoom zwingt seine Mitarbeiter zurück ins Büro. In einem internen Gespräch nannte CEO Eric Yuan dafür Gründe, die Kunden des Unternehmens erstaunen dürften

Zoom ist einer der großen Gewinner des Homeoffice-Booms: Als die Pandemie Anfang 2020 Millionen von Menschen rund um den Globus zur Arbeit oder dem Lernen nachhause schickte, war das Videotelefonie-Tool auf einen Schlag enorm erfolgreich. Doch langsam aber sicher zwingen immer mehr Unternehmen ihre Angestellten wieder ins Büro. Auch Zoom selbst kündigte den Schritt Anfang August an. Dass die Begründung nun nach außen drang, dürfte in der Verkaufsabteilung für Entsetzen sorgen.

In einem firmenweiten Videocall hatte Eric Yuan die Entscheidung zum Bürozwang am 3. August verkündet. Obwohl Details der Umsetzung bereits kurz danach bekannt wurden, sickerte die interne Begründung erst jetzt im Detail durch. Ein Teilnehmer hatte das Gespräch aufgezeichnet und dem „Business Insider“ zugespielt. Die Aufnahme zeigt offenbar: Yuan ging mit dem eigenen Geschäftsmodell erstaunlich hart ins Gericht.

Weder kreativ noch vertrauensvoll

Sich ausschließlich digital zu sehen, habe die Firma verändert, erklärt er sein Empfinden. „Am Anfang kannte man jeden. Aber in den letzten Jahren haben wir so viele neue Leute dazugeholt, dass es wirklich schwierig ist, eine persönliche Vertrauensbeziehung aufzubauen“, klagte der CEO bei der Ankündigung dem „Insider“ zufolge. „Vertrauen ist aber die Basis für alles andere. Ohne Vertrauen, sind wir langsamer als nötig.“ In rein digitalen Arbeitsumgebungen sei das aber nicht zu erreichen.

Aber auch bei der Arbeit selbst sieht er große Nachteile der rein digitalen Runden. Die hätten schlicht eine andere Dynamik als Meetings im selben Raum, glaubt Yuan. „Ihr habt oft großartige Ideen. Aber wenn wir alle auf Zoom sprechen, ist es schwer“, erläutert er. „Man kann einfach kein gutes Gespräch haben. Man kann nicht debattieren, weil alle bei Zoom-Telefonaten dazu neigen, auf nett zu schalten.“ Er sehe deshalb keine Alternative zu einer zumindest teilweisen Rückkehr ins Büro.

Für die Verkaufsabteilung des Unternehmens dürfte die Aufnahme eine Katastrophe sein. Wie soll man schließlich Kunden von der Notwendigkeit der eigenen Dienstleistung überzeugen, wenn der eigene Chef so klar ihre Nachteile offenlegt?

Zurück ins Büro

Die Echtheit der Aufnahme wollte das Unternehmen nicht bestätigen. Das Stattfinden des Termins und seine Konsequenzen hatte man aber bereits vor einigen Wochen offiziell gemacht: „Wir denken, dass eine hybride Lösung – Angestellte, die in der Nähe des Büros leben, müssen ein oder zwei Tage die Woche im Büro mit ihren Teams interagieren – die beste für Zoom ist“, erklärte ein Sprecher des Unternehmens gegenüber der „New York Times“, die zuerst über die Maßnahme und das Ankündigungsmeeting berichtet hatte. Zoom-Mitarbeiter, die weniger als 80 Kilometer von der Firmenzentrale entfernt wohnen, müssen regelmäßig vor Ort arbeiten, Ausnahmen müssen explizit genehmigt werden. Zumindest ein großer Teil der Arbeit wird aber trotz der Klagen des Chefs weiter über Zoom geführt werden müssen.

Der Beitrag ist zuerst bei stern.de erschienen

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