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Videotelefonie-Anbieter Kein Homeoffice mehr: Auch Zoom holt seine Mitarbeiter zurück ins Büro

Homeoffice mit Laptop während einer Videokonferenz
Während der Pandemie war Zoom ein wichtiges Kommunikationsmittel
© Mara Brandl/imagebroker / Picture Alliance
Als die Pandemie Millionen Menschen ins Homeoffice trieb, war der Videotelefoniedienst Zoom einer der großen Profiteure. Jetzt holt die Firma selbst ihre Mitarbeiter zurück ins Büro

Es war ein Boom aus dem Nichts. Kannten im Februar 2020 nur die wenigsten Menschen das Unternehmen Zoom, war die Videotelefonie-Software mit dem weltweiten Ausbruch der Coronapandemie plötzlich in aller Munde. Ob Geschäftstreffen, interne Bürotermine oder Schulunterricht: Alles lief auf einen Schlag über Videocalls. Und die kleine Firma Zoom wurde auf einen Schlag zum Global Player. Doch der Homeoffice-Boom ist langsam aber sicher zu Ende. Und selbst Zoom setzt wieder auf Anwesenheit.

Das verkündete das Unternehmen vergangene Woche nach Informationen der „New York Times“ in einem hitzigen Meeting gegenüber seinen Angestellten. In dem – was sonst – über Zoom veranstalteten Termin setzte die Firma klare Regeln fest. Alle Mitarbeiter der Firma, die weniger als 80 Kilometer vom Büro entfernt wohnen, müssen mindestens in Teilzeit wieder vor Ort arbeiten.

Zoom setzt auf Hybrid

Die Firma bestätigte der Zeitung den Schritt. „Wir denken, dass eine hybride Lösung – Angestellte, die in der Nähe des Büros leben müssen ein oder zwei Tage die Woche im Büro mit ihren Teams interagieren – die beste für Zoom ist“, erklärte ein Sprecher.

Die Angestellten scheinen das nach Erkenntnissen der „NYT“ nicht unbedingt zu teilen. CEO Eric Yuan musste sich nach Angaben von anonymen Teilnehmern während des Meetings zahlreiche frustrierte Nachfragen gefallen lassen. Die Mitarbeiter äußerten demnach Unmut über Fahrtzeiten und zusätzliche Kosten durch das Pendeln.

Umdenken

Dass selbst Zoom seine Angestellten wieder ins Büro holt, ist ein denkwürdiges Zeichen für ein Umdenken in Sachen Homeoffice. Hatten zahlreiche Firmen während der Pandemie quasi unbefristete Heimarbeit angeordnet, rudern selbst die engagiertesten Verfechter wie Google oder Twitter längst zurück und verlangen von ihren Beschäftgten, zumindest einzelne Arbeitstage pro Woche wieder im Büro zu verbringen.

Auch wenn die Firmen in der Regel Hoffnungen auf bessere Zusammenarbeit als Grund nennen, dürfte der Weg zurück ins Büro oft schlicht finanzielle Gründe haben. Zum einen sind da natürlich die teuren Büroflächen, die gerade bei Techkonzernen in bester Lage im Silicon Valley leerstanden. Google versuchte die Belegschaft etwa mit Konzerten und Partys ins Büro zu locken, mittlerweile setzt man auch dort auf einige Tage die Woche Anwesenheitspflicht.

Zum anderen bietet der Schritt aber auch die Möglichkeit, auf günstige Art und Weise die Mitarbeiterschaft zu schrumpfen. Wer das Pendeln nicht auf sich nehmen will oder kann, wird sich eben nach etwas anderem umsehen. Schon vor dem Schritt hatte Zoom, wie viele andere Unternehmen aus der Branche auch, seine Mitarbeiterschaft deutlich reduziert, mehr als 1300 Angestellten war gekündigt worden.

Ist der Zenit überschritten?

Die Zeit des rasanten Wachstums ist für den Videodienst wohl vorbei. Zu Beginn der Pandemie war die Zoom-Nutzung geradezu explodiert, die Firma verzeichnete innerhalb weniger Monate ein Wachstum von 10 auf 200 Millionen monatliche Nutzer. Auch die Gewinne schossen entsprechend nach oben. Allerdings pendelten sie sich bald ein, wuchsen deutlich geringer. Im ersten Quartal 2023 sanken die Einnahmen gar erstmals.

Auch an der Börse sind die Erwartungen entsprechend gesunken. War Zoom Ende 2020 fast 160 Mrd. Dollar bewertet worden, ist der Kurs seither stetig gesunken. Aktuell ist Zoom knapp 20 Mrd. Dollar wert. So viel wie im Januar 2020. Ein Grund zur Sorge sei das aber nicht, versicherte CEO Yuan in einem Aktionärsgespräch. Ein Ende des Homeoffice sei noch lange nicht in Sicht.

Der Beitrag ist zuerst bei stern.de erschienen

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