Wenige Tage vor der geplanten Wahl eines neuen CDU-Vorsitzenden auf dem Parteitag an diesem Wochenende sind deutsche Top-Manager und Spitzenpolitiker gespalten über den richtigen Kandidaten. Dies ist das Ergebnis im jüngsten Elitepanel des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag von Capital und „FAZ“. Zwar kommt der frühere Fraktionschef von CDU/CSU im Bundestag, Friedrich Merz, im parteiinternen Wettbewerb von allen Kandidaten auf die höchsten Zustimmungswerte – mit gerade mal 34 Prozent bleibt aber auch er weit von einer klaren Favoritenstellung für den CDU-Vorsitz entfernt. Selbst in seiner wichtigsten Klientel, den befragten Top-Managern und Unternehmern in der Umfrage, erreicht Merz nur eine Zustimmungsrate von gut 41 Prozent.
Auf dem zweiten Platz hinter Merz in der Gesamtwertung landet bezeichnenderweise ein Mann, der an diesem Wochenende auf dem Parteitag gar nicht zur Wahl steht: Gesundheitsminister Jens Spahn. Er könnte unter den Entscheidern immerhin mit fast 19 Prozent der Stimmen rechnen – dicht gefolgt von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet mit fast 16 Prozent und dem CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen mit annähernd 15 Prozent.
Das Elitepanel von Capital und „ FAZ “ ist zwar keine repräsentative Befragung für die Gesamtbevölkerung, dennoch hat die Umfrage Gewicht, spiegelt sie doch die Stimmung in einer für CDU und CSU besonders relevanten Zielgruppe: der Top-Entscheider in Deutschland. Für die Umfrage von Anfang Dezember bis Anfang Januar befragte das Allensbach-Institut diesmal insgesamt 517 Manager, Vorstände und Unternehmer sowie Spitzenpolitiker wie Minister und Ministerpräsidenten und die Leiterinnen und Leiter wichtiger Bundes- und Landesbehörden. Die traditionelle Umfrage ist damit die am prominentesten besetzte Umfrage Europas.
Ist Merz der kaum überraschende Favorit der Wirtschaft, so kommt Laschet unter den befragten Spitzenpolitikern mit gut 35 Prozent auf den besten Wert. Hier schneiden ausgerechnet Spahn und Merz mit 7 respektive gut 17 Prozent Zustimmung schlecht ab. In der Wirtschaft fallen dagegen Laschet und Röttgen klar durch, während Spahn hier immerhin noch auf fast 20 Prozent Zustimmung kommt.
Gegen Scholz wären Söder und Laschet im Vorteil
Im direkten Vergleich mit dem SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz müssen sich allerdings alle drei möglichen CDU-Chefs einem vierten Kandidaten geschlagen geben: Markus Söder. Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef käme mit fast 71 Prozent Zustimmung gegenüber Scholz (25 Prozent) klar auf den ersten Rang, Friedrich Merz käme in dieser Auswertung auf knapp 62 Prozent (Scholz: 35 Prozent) – beide allerdings nur getragen durch sehr hohe Zustimmungswerte in der Wirtschaft. Betrachtet man jedoch nur die Gruppe der Spitzenpolitiker, würde jeweils Finanzminister Olaf Scholz gegen die beiden Kandidaten gewinnen. Auf eine Mehrheit gegen Scholz in beiden Gruppen des Elitepanels, Managern und Spitzenpolitikern, könnte allein Armin Laschet hoffen – ein interessanter Hinweis für die Frage, welcher Unionskandidat bei der Bundestagswahl im September wirklich lagerübergreifend Wähler ansprechen dürfte.
Eindeutig ist das Urteil der befragten Top-Entscheider über den Nutzen des gesamten monatelangen Personalwettbewerbs: verheerend. Immerhin 64 Prozent der Befragten gaben in der Umfrage an, die lange Auseinandersetzung um den Parteivorsitz habe die CDU geschwächt. Nur 15 Prozent meinten hingegen, der Auswahlprozess habe die Partei gestärkt.
Einziger klarer Favorit: Schwarz-Grün ab dem Herbst
Auch in einer zweiten Frage ist das Urteil von Deutschlands Top-Entscheidern eindeutig: Ein schwarz-grünes Regierungsbündnis ab dem kommenden Herbst ist nicht nur die wahrscheinlichste Koalition, sie ist auch das klare Wunschbündnis. Insgesamt antworteten 67 Prozent der Befragten, sie fänden eine Koalition aus CDU, CSU und Grünen nach der nächsten Bundestagswahl gut, in der Gruppe der Manager und Unternehmer kommt Schwarz-Grün sogar auf 71 Prozent Zustimmung. Bei der Frage, welche Regierungskoalition sie nach der Bundestagswahl für am wahrscheinlichsten halten, antworten sogar fast 81 Prozent: Schwarz-Grün. Regierungsbündnisse mit SPD-Beteiligung, auch eine neue Große Koalition, spielten in der Umfrage keine nennenswerte Rolle.
Als Wunschkoalition nennen immerhin knapp 36 Prozent der Befragten Schwarz-Grün, in der Wirtschaft sogar gut 39 Prozent. Zum Vergleich: Ein Bündnis aus Union und FDP, lange der Favorit unter Top-Entscheidern gerade aus der Wirtschaft, kommt bei der Frage nach der Wunschkoalition nur noch auf einen Wert von 25 Prozent (Wirtschaft 28 Prozent). Auch eine Jamaika-Koalition aus CDU, CSU, FDP und Grünen – zuletzt eine von der FDP bemühte Hoffnung für eine Regierungsoption ab dem Herbst – findet bei den Entscheidern mit gerade mal 14 Prozent Zustimmung nicht sehr viel Anklang.
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