In der Corona-Krise sind viele Produkte teurer geworden. Insgesamt aber hat sich die Pandemie bislang nicht als Inflationstreiber erwiesen, jedenfalls in der Europäischen Union. Dort erwartete die Statistikbehörde Eurostat für Mai 2020 eine Teuerungsrate von nur noch 0,1 Prozent nach 0,3 Prozent im April. Hauptgrund für den Sinkflug war der Preisverfall beim Mineralöl. Ohne den Posten „Energie“ hätte die Inflationsrate im Mai bei 1,4 Prozent und damit etwas über dem Vorjahreswert (1,2 Prozent) gelegen.
Lebenshaltungskosten sinken
Damit setzt sich trotz der Covid-10-Pandemie ein Trend fort, den die Finanzanalysten der Economist Intelligence Unit 2019 weltweit beobachten konnten. Sie untersuchen jedes Jahr für das Ranking „ Worldwide Cost of Living 2020 “ die Lebenshaltungskosten in weltweit 133 Städten. Die verringerten sich dem Bericht zufolge im Schnitt um vier Prozent. Insbesondere europäische Metropolen stiegen in der Rangliste ab.
Einige Städte aber verzeichneten gegen den globalen Trend stark gestiegene Lebenshaltungskosten. Der Spitzenreiter dieser Liste kletterte 24 Plätze nach oben. Dieses Wachstum fand aber meist auf niedrigem Niveau statt. Nur zwei der zehn größten Aufsteiger landeten im Gesamtranking in den Top 40.
Teuerste Städte im Vergleich zu New York
Gestiegene Lebenshaltungskosten bedeuten allerdings nicht immer, dass Einwohner tiefer in die Tasche greifen müssen. Die Analysten der Economist Intelligence Unit vergleichen alle Metropolen mit dem Preisniveau in New York City und rechnen lokale Preise in US-Dollar um. Währungsschwankungen sind deshalb ein entscheidender Faktor bei Veränderungen in der Rangliste.
Für sie werden jeweils im März und September die Preise von über 160 Produkten und Serviceleistungen erfasst. Dazu gehören Ausgaben für Essen, Trinken, Bekleidung, Miete, Nebenkosten, Bildung, Mobilität und Freizeitgestaltung.
In diesen zehn Städten ist das Leben 2019 im Vergleich zu New York sehr viel teurer geworden
Teuerste Städte der Welt: Diese Metropolen steigen auf
São Paulo ist im Ranking der teuersten Städte der Welt 2020 um elf Plätze nach oben geklettert. Das war der zehnthöchste Anstieg unter den 133 untersuchten Metropolen. Das brasilianische Finanzzentrum belegt nun Platz 96. Die Lebenshaltungskosten erhöhten sich im Index zwar nur um einen Punkt auf 54 (New York = 100). Das reichte aber im allgemeinen Abwärtstrend für eine bessere Platzierung als im Vorjahr.
Platz neun ging ebenfalls an eine brasilianische Metropole. Rio de Janeiro stieg um zwölf Plätze auf Rang 96, den es sich mit São Paulo teilte. Der Indexwert erhöhte sich um zwei Punkte auf 96. Brasilien war eines von zwei Ländern, das in den Aufsteiger-Top-10 mit zwei Städten vertreten war.
Atlanta und Lima sind binnen zwölf Monaten um jeweils 13 Plätze gestiegen. Sie teilten sich damit Platz sieben. In der Gesamtliste lagen beide Städte ebenfalls auf demselben Rang. Die Analysten der Economist Intelligence Unit stuften sie mit einem Wert von 66 auf Platz 63 ein. In beiden Fällen blieb der Lebenshaltungs-Index des Vorjahres gleich.
Teheran ist die billigste Stadt dieser Rangliste. Bei den Aufsteigern des Jahres reichte es allerdings für den sechsten Rang. Denn die iranische Hauptstadt verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahr um 14 Plätze auf Rang 106. Der Index erhöhte sich um sechs Punkte auf 52.
Bangkok gehörte 2019 zu den Städten mit den (im Vergleich zu New York) am stärksten gestiegenen Lebenshaltungskosten weltweit. Die Hauptstadt Thailands kletterte um 15 Plätze auf Rang 26. Sie war damit die teuerste Metropole der Aufsteiger-Top-10. Der Indexwert erhöhte sich um einen Punkt auf 79.
Moskau ist die einzige Stadt des europäischen Kontinents in diesem Ranking. Die russische Hauptstadt stieg 16 Plätze auf Rang 86. Die Economist-Analysten erklärten dies unter anderem mit der Erhöhung der Mehrwertsteuer von 18 auf 20 Prozent und die dadurch gestiegenen Verbraucherpreise.
Boston ist nach Atlanta die zweite US-Stadt in den Top 10 der Aufsteiger. Die Ostküsten-Metropole verbesserte sich um 18 Plätze auf Rang 33. Der Preisindex stieg um einen Punkt auf 76. 15 der 16 untersuchten US-Städte hatten in dem Ranking höher abgeschnitten als 2018. Verantwortlich waren laut der Economist Intelligence Unit der starke Dollar und eine hohe Binnennachfrage.
Nur in einer Stadt weltweit haben sich die Lebenshaltungskosten im Vergleich zu New York so stark erhöht wie in Kiew. Die ukrainische Hauptstadt rangierte mit Moskau auf Platz 86, 22 Ränge höher als im Vorjahr. Hauptgrund war den Analysten zufolge die Aufwertung der Landeswährung Hrywna gegenüber dem US-Dollar. Die wiederum sei Folge einer Rekord-Getreideernte 2019 und gestiegener Exporteinnahmen gewesen. Der Indexwert stieg um sechs Punkte auf 58.
Währungsschwankungen sind auch für den ersten Platz Istanbuls verantwortlich. Der Verfall der Türkischen Lira hatte 2018 noch zu einem Absturz um 48 Plätze geführt. Die Lira sei zwar weiterhin schwach, habe sich aber erholt, erklärte die Economist Intelligence Unit den ersten Platz für die türkische Hauptstadt. Weiterer Preistreiber sei die zweistellige Inflationsrate gewesen. Istanbul lag im weltweiten Ranking auf Platz 96 (mit Rio de Janeiro und São Paulo). Der Indexwert erhöhte sich um acht Punkte auf 54.