Der Energiemarkt ist im Aufruhr. Der Preisverfall beim Erdöl verschiebt alte Machtverhältnisse. Die Energiewende verstärkt die Unsicherheit, eröffnet aber auch ganz neue Wege und Allianzen. Deutschland setzt mit der Nationalen Wasserstoffstrategie auf eine Alternative zu Wind und Sonne. Die für die Erzeugung nötige Solarenergie soll aus Nordafrika, vor allem Marokko, stammen.
Der Trend zu nachhaltig erzeugter Energie setzte sich 2019 fort. 40 Prozent des Zuwachses bei der weltweit verbrauchten Primärenergie entfielen auf erneuerbare Energiearten, wie der Mineralölkonzern BP in seinem Energie-Jahresbericht 2020 feststellt. Der Anteil am Energiemix stieg demnach binnen eines Jahres von 4,5 auf 5,0 Prozent. Alle Länder der Welt erzeugten 3,2 Exajoule (EJ) mehr erneuerbare Energie. Das war laut BP das größte je verzeichnete Plus. Zum Vergleich: der gesamte Primärenergieverbrauch Deutschlands belief sich 2019 laut Umweltbundesamt auf knapp 13 EJ. Ein Exajoule sind 1018 Joule.
Der größte Teil des Plus von 3,2 EJ entfiel den Analysten zufolge auf die Windenergie (1,4 EJ), dicht gefolgt von Solarenergie (1,2 EJ). Biokraftstoffe oder Geothermie spielten eine untergeordnete Rolle. Aus Wasserkraft erzeugter Strom wird in der Statistik nicht zu den erneuerbaren Energien gezählt und gesondert aufgeführt.
Diese Staaten produzieren am meisten erneuerbare Energien
Diese Länder führen bei erneuerbaren Energien
Frankreich hat Kanada aus der Liste der zehn führenden Staaten bei erneuerbaren Energien verdrängt. Unser Nachbar produzierte laut BP 2019 rund 54,9 Terawattstunden. Das waren 16,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Frankreich gelang damit dem Bericht zufolge der drittgrößte Anstieg in den Top 10.
Italien hielt mit 67,6 Terawattstunden (plus 2,7 Prozent) den weltweit neunten Platz. Das Land blieb aber weit hinter dem Wachstum der vergangenen Jahre zurück. Von 2008 bis 2018 war die Produktion erneuerbarer Energien um 14,1 Prozent gestiegen.
Das Vereinigte Königreich erhöhte die jährliche Produktionsmenge erneuerbarer Energien zwar um 8,1 Prozent auf 113,4 Terawattstunden. Das war im Konkurrenzkampf auf dem Zukunftsmarkt aber zu wenig. Das Vereinigte Königreich fiel im Brexit-Jahr um einen Platz auf Rang sieben. Von 2008 bis 2018 hatte die Wachstumsrate noch bei 19,4 Prozent gelegen.
Japan ließ 2019 das Vereinigte Königreich und Brasilien hinter sich. Das gelang mit einem gigantischen Anstieg von 24,7 Prozent auf 121,2 Terawattstunden. Japan gelang damit der größte Sprung nach oben in den Top 10. 4,3 Prozent der weltweit erzeugten erneuerbaren Energie stammte 2019 aus Japan.
Auf den vier vorderen Plätzen blieb 2019 alles beim Alten. Sämtliche Spitzenreiter konnten die erzeugte Menge erneuerbarer Energien deutlich steigern. Indien hielt mit 134,9 Terawattstunden (plus 9,4 Prozent) Platz vier. Es muss aber zulegen, wenn es Japan auf Platz fünf in Schach halten will.
Deutschland verzeichnete mit 8,0 Prozent das geringsten Wachstum der Top 7. Der dritte Platz auf der Liste der größten erneuerbare-Energien-Länder war trotzdem nicht in Gefahr. Denn Deutschlands Abstand auf Indien ist enorm. Bundesweit wurden 2019 laut BP 224,1 Terawattstunden grüne Energie erzeugt. Damit ist Deutschland aber meilenweit vom nächsten Platz entfernt.
China baut seinen Status als führende Nation im Bereich der erneuerbaren Energie aus. Die erzeugte Menge erhöhte sich laut BP um 14,6 Prozent auf 732,3 Terrawattstunden. Von 2008 bis 2018 war zwar eine doppelt so hohe Wachstumsrate erzielt worden (35,8 Prozent). Mittlerweile aber entfällt über ein Viertel (26,1 Prozent) der weltweit erzeugten erneuerbaren Energie auf die Volksrepublik, die unter anderem stark auf Elektromobilität setzt. Rund 90 Prozent des jährliches Zuwachses entfiel in China laut BP auf Solar und Wind.
Die traditionell großen Erdöl-Nationen rangieren in dem Zukunftsmarkt übrigens unter ferner liefen. Die Vereinigten Arabischen Emirate werden von BP hinter Bulgarien und Ungarn auf Platz 45 eingereiht. Aber auch Norwegen, die Schweiz und Israel müssen mit dem Ende der Top 50 Vorlieb nehmen. Russland und Saudi-Arabien schaffen es bei erneuerbaren Energien gar nicht erst in die Gruppe der 50 führenden Nationen.