Capital: Die neue Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag beschlossen, das Heizungsgesetz ihrer Vorgänger abzuschaffen – mit dem ja vor allem Wärmepumpen gefördert werden sollten. Trotzdem soll die Nutzung von Wärmepumpen weiter ausgebaut werden. Wissen Sie eigentlich noch, was jetzt gilt?
TILLMANN von SCHROETER: Für mich ist es schon verständlich. Eins ist klar: Wir haben mit fossiler Energie unsere Häuser geheizt, das ist für die Umwelt nicht nachhaltig und konnte so nicht weitergehen. Und Transformation ist anstrengend, da muss man viel streiten und diskutieren. Ich finde, wir haben in den letzten Jahren viel geschafft. Inzwischen ist es so, dass weit über 50 Prozent derer, die ihr Einfamilienhaus sanieren, auf erneuerbare Energien gehen. Und die Wärmepumpe ist jetzt der Verkaufsschlager.
Sie sprechen von einem Verkaufsschlager. Haben Sie denn das Gefühl, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen jetzt passen?
Wenn früher noch 95 Prozent der Menschen in bestehenden Immobilien mit fossilen Heizungen saniert haben, dann sind wir jetzt bei über 50 Prozent Erneuerbaren. Das heißt, die Mehrheit haben wir schon erreicht. Wenn Sie mich fragen, ob wir einen rechtssicheren Rahmen haben: Da ist noch viel Bewegung drin. Vor der Wahl wurde darüber diskutiert, dass das Heizungsgesetz wegmuss. Nach der Wahl geht es ums Gestalten, da wird alles nicht so heiß gegessen wie es gekocht wurde. Da wird aber noch die eine oder andere Diskussion geführt werden.
Es gab Ende 2024 einen regelrechten Boom für Wärmepumpen, auch weil viele fürchteten, dass die Förderung eingestellt wird. Jetzt wird weiter besser verkauft als im Vorjahr, aber die Zahlen gehen langsam zurück. Wie ist denn nun die Lage?
Für die Breite gilt: Die Wärmepumpe hat sich als die Technologie erwiesen, die die Endkunden wollen. Sie hat sich im Bauch des Marktes durchgesetzt. Was wir aktuell sehen, ist eine gewisse Zurückhaltung. Dadurch dass die Signale der neuen Bundesregierung noch nicht eindeutig verstanden werden können, haben wir in den letzten Monaten einen Rückgang bei der Entscheidungsfreude. Die Verunsicherung ist noch einmal gewachsen, und daher steigt der Anteil derer, die aktuell noch abwarten.
Warum brauchen wir denn eigentlich überhaupt eine so umfangreiche Förderung, wenn sich langfristig Wärmepumpen doch aufgrund im Verhältnis zum Gaspreis sinkender Stromkosten durchsetzen müssten?
Die Leute entscheiden eher auf der Grundlage der Preise, die sie heute sehen. Die Erwartung, dass die Strompreise sinken und die Kosten für fossile Energie steigen, wurde in den vergangenen Monaten etwas abgeschwächt. Die Förderung werden wir noch brauchen, das ist immer so, wenn eine neue Technologie in den Markt kommt. Noch bis 2019 wurde in bestehenden Immobilien nicht mit der Wärmepumpe saniert, vor allem aufgrund der im europäischen Vergleich hohen Strompreise.
Hören Sie in der neuen Folge von „Die Stunde Null“:
- Was der aktuelle Streit um den Strompreis für die Wärmepumpe bedeutet
- Weshalb Wärmepumpen in Deutschland teurer sind als in anderen Ländern
- Wie laut die neueren Geräte noch sind
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