VG-Wort Pixel

Western von gestern BCCI: Bank der Ganoven und Kriminellen

Die Wirtschaft ist voller Skandale und Kämpfe. Capital erinnert an die besten. Diesmal: Das Ende der Privatbank BCCI
Bankchef Aga Hasan Abedi machte jede Menge schmutzige Geschäfte
Bankchef Aga Hasan Abedi machte jede Menge schmutzige Geschäfte
© Illustration: Jindrich Novotny / Foto: Getty Images / dpa

Hätte sich ein Drehbuchautor die Geschichte der Privatbank BCCI ausgedacht, man hätte ihn in die Betty-Ford-Klinik eingewiesen. Eine Bank für Terroristen, Waffenschieber und Drogenbarone sowie hochrangige Politiker in aller Welt, westliche wie östliche Geheimdienste, aber auch Rüstungsfirmen. Dazu Bankenaufsichten, die wegschauen, und Wirtschaftsprüfer, die fleißig Testate ausstellen. Zu viel von allem.

Doch die Realität schreibt oft die besten Geschichten. Nach außen hin war die Bank of Credit and Commerce International (BCCI) eine honorige Privatbank, die siebtgrößte der Welt. 1972 wurde sie von Agha Hasan Abedi in Pakistan gegründet, war in Luxemburg registriert und hatte Hauptstellen in London und Karatschi. Das Gründungskapital steuerten der Emir von Abu Dhabi und die Bank of America bei. Angeblich war auch die CIA beteiligt, die über Konten in Pakistan den afghanischen Widerstand gegen die Sowjets unterstützte. Auf dem Höhepunkt hatte die BCCI über 400 Filialen in 78 Ländern und Einlagen von 25 Mrd. Dollar.

"Bank of Crooks and Criminals International"

Die neue Capital
Die aktuelle Capital

„Die BCCI war eine perfekte Dienstleistungsbank“, zitierte das US-Magazin „Time“ später einen Waffenhändler. Sie finanzierte Waffengeschäfte, ließ die Waren in eigenen Schiffen transportieren und versicherte sie bei einer eigenen Versicherung. Von Karatschi aus befehligte die Bank ein 1500 Mann starkes „schwarzes Netzwerk“, spezialisiert auf Bestechung, Kidnapping und sogar Mord. Die bankeigene Terrortruppe soll mit Geheimdiensten bei Waffen- und Drogengeschäften eng zusammengearbeitet haben.

Vertreter der Bank waren am Verkauf von Scud-Raketen ebenso beteiligt wie an der Lieferung chinesischer Silkworm-Raketen oder am Export von Atomwaffentechnologie an Pakistan, Libyen und Argentinien. Der panamaische Diktator Manuel Noriega wusch über die Bank Drogengeld des Medellín-Kartells, der Top-Terrorist Abu Nidal besorgte über die Bank Waffen, die in die DDR geliefert und dort zwischen Stasi und Palästinensern aufgeteilt wurden.

1987 gelang es dem britischen MI5, einen „Kundenbetreuer“ der Bank umzudrehen: Haftverschonung gegen Interna. Vier Jahre später, im Sommer 1991, ließ die Bank of England die BCCI schließen. Einige Banker kassierten lange Haftstrafen, andere setzten sich ins Ausland ab. Die BCCI, von den Ermittlern „Bank of Crooks and Criminals International“ genannt, Bank der Ganoven und Kriminellen, war Geschichte.

Hauptperson

Agha Hasan Abedi wurde 1922 in Indien geboren, lebte später in Pakistan. Der Gründer der BCCI verkehrte in den höchsten Kreisen, galt als Philanthrop. Er gründete mehrere Stiftungen, die sich für Künstler, Bildung und die Umwelt einsetzten. Zu seinen Freunden zählten der US-Präsident Jimmy Carter und der frühere britische Premier Lord Callaghan. Nach einer Herztransplantation zog er sich 1988 aus dem Geschäft zurück. Pakistan verweigerte später seine Auslieferung. 1995 starb er.

Western von Gestern erscheint jeden Monat in Capital. Weitere Folgen: Déjà-vu mit Trump, Tycos sündiger Tycoon, Der Kampf von LTU und Air Berlin, Der AEG-Untergang, Die Parmalat-Pleite, Lada - der russische Volkswagen, Barilla übernimmt Kamps, Die Schlacht um den New Yorker Hafen, Daimlers teure Auto-Hochzeit, Merck gegen Merck, Das Ende der Neuen Heimat und Aufstieg und Fall der Citigroup

Interesse an Capital? Hier geht es zum Abo-Shop, wo Sie die Print-Ausgabe bestellen können. Unsere Digital-Ausgabe gibt es bei iTunes, GooglePlay und Amazon

Mehr zum Thema

Neueste Artikel