Die stark gestiegenen US-Importzölle und das schwache China-Geschäft haben Mercedes-Benz im zweiten Quartal einen Gewinnrückgang eingebrockt. Zusätzlich drückten Sondereffekte wie die Kosten des angelaufenen Personalabbaus das Ergebnis, teilte der Autobauer am Mittwoch mit. Von April bis Juni sackte das Betriebsergebnis um gut zwei Drittel auf 1,3 Mrd. Euro ab. Bereinigt um Sondereffekte halbierte sich der operative Gewinn auf 2 Mrd. Euro, was der Dax-Konzern mit Zöllen und dem makroökonomischen Umfeld begründete. Angesichts des „dynamischen Geschäftsumfelds“ sei das ein robustes Finanzergebnis, erklärte Mercedes-Chef Ola Källenius.
Seit April galt für Autoimporte in die USA – bei Mercedes zum Beispiel für die Luxuslimousine S-Klasse – ein Aufschlag von 27,5 Prozent nach zuvor 2,5 Prozent. Die Schwaben gaben die Erhöhung Analysten zufolge nicht über die Preise an die Kunden weiter. Damit drückte der Zoll den Gewinn. Die Umsatzrendite des Hauptgeschäftsfeldes Pkw halbierte sich auf 5,1 Prozent. Ohne den US-Einfuhrzoll seien es 6,6 Prozent gewesen – der Zolleffekt beläuft sich damit allein bei Pkw auf rund 360 Mio. Euro.
Neben den Zöllen litt Mercedes-Benz Cars unter einem geringeren Absatz und darunter, dass höhere Preise nur schwer durchsetzbar waren, wie der Autobauer weiter erklärte. Von April bis Juni verkaufte die Marke mit dem Stern knapp 454.000 Fahrzeuge, das waren neun Prozent weniger. Am stärksten war der Rückgang auf dem wichtigsten Markt China mit 19 Prozent. Dort tobt ein harter Konkurrenzkampf bei Elektroautos, wo Mercedes im Kompaktsegment noch nichts zu bieten hat. Luxuswaren aller Art finden kaum noch Abnehmer wegen der Konjunkturflaute.
Zoll schmälert Marge
Der Dax-Konzern gab einen neuen Jahresausblick, nachdem sich die Europäische Union mit US-Präsident Donald Trump am Wochenende auf einen Einfuhrzoll von 15 Prozent ab August geeinigt hat. Vor drei Monaten hatte Källenius die Prognose gekippt, weil die Lage zu unklar war. Der Pkw-Absatz soll mit ungefähr 1,8 Millionen Fahrzeugen deutlich unter Vorjahr liegen. Die bereinigte Rendite sinkt auf vier bis sechs Prozent nach acht Prozent im Jahr zuvor. Der Zolleffekt kostet die Marge 1,5 Prozentpunkte für das Gesamtjahr bei Pkw, schätzt der Autobauer nun. Ohne die Belastung würden die Schwaben das untere Ende der ursprünglichen Prognose von sechs bis acht Prozent erreichen. Der Konzernumsatz soll deutlich unter Vorjahr liegen.
Um die Profitabilität und den Absatz in den nächsten Jahren wieder zu steigern, hat der Vorstand im Februar ein Sparprogramm beschlossen. Bis 2027 sollen 5 Mrd. Euro Kosten jährlich eingespart werden. So sollen die Produktionskosten um zehn Prozent im Vergleich zu heute sinken. Zudem würden die Materialkosten optimiert, und auch die Fixkosten sollen um weitere zehn Prozent bis 2027 sinken.
Mit dem Gesamtbetriebsrat einigte sich das Unternehmen auf ein umfangreiches Maßnahmenpaket, das auch ein Abfindungsprogramm für Beschäftigte in indirekten Bereichen, also nicht in der Produktion, vorsieht. Dafür fallen zunächst hohe Kosten an – konzernweit im zweiten Quartal 560 Mio. Euro für die Restrukturierung.