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Finnland Magere Ergebnisse bei Experiment zum Grundeinkommen

Welchen Einfluss ein bedingungsloses Grundeinkommen auf die Situation von Arbeitslosen hat, hat ein finnisches Experiment zwei Jahre lang getestet
Welchen Einfluss ein bedingungsloses Grundeinkommen auf die Situation von Arbeitslosen hat, hat ein finnisches Experiment zwei Jahre lang getestet
© 272447 / Pixabay
Finnland hat zwei Jahre lang ein bedingungsloses Grundeinkommen getestet – und jetzt die endgültigen Ergebnisse vorgestellt. Rundum positiv fällt das Fazit nicht aus

Zwei Jahre, 2000 zufällig ausgewählte arbeitslose Finnen zwischen 18 und 58 Jahren und 560 Euro jeden Monat – ohne Steuern oder Abzüge. So startete die finnische Sozialversicherung Kela 2017 ihr Experiment rund um das bedingungslose Grundeinkommen. Unterstützt wurde das Projekt dabei mit 20 Mio. Euro von der finnischen Regierung.

Ziel des Projekts war es, durch weniger Bürokratie das Sozialsystem zu vereinfachen, die Teilnehmer der Studie zu motivieren und die Einkommenslücke in der Bevölkerung zu verkleinern. Mittlerweile ist die Studie endgültig ausgewertet – mit gemischten Ergebnissen.

Kaum Effekte am Arbeitsmarkt

„Insgesamt waren die Effekte auf die Beschäftigung gering“, sagt Kari Hämäläinen vom finnischen Vatt Institut für Wirtschaftsforschung. Das zeige, dass die Probleme vieler Arbeitsloser bei der Rückkehr in den Job weniger mit Bürokratie und finanziellen Anreizen, sondern von der individuellen Lebenssituation abhängen.

Von November 2017 bis Oktober 2018 waren Empfänger des bedingungslosen Grundeinkommens durchschnittlich zwar sechs Tage mehr beschäftigt, als die arbeitslose Kontrollgruppe. Allerdings lässt sich der Einfluss des Grundeinkommens nicht störungsfrei nachweisen. Denn etwa bei Halbzeit des Experiments – Anfang 2018 – wurde das Aktivierungsmodell in Finnland eingeführt. Es sieht vor, dass Arbeitslose in den vergangenen drei Monaten mindesten 18 Stunden gearbeitet haben, um den vollen Anspruch auf Arbeitslosengeld zu haben.

„Die Effekte im zweiten Jahr des Experiments können nicht von den Effekten des Aktivierungsmodells getrennt werden“, bilanziert Hämäläinen deshalb. Lediglich für Familien mit Kindern hätten sich die Beschäftigungszahlen während des Experiments erhöht. Für viele andere Gruppen seien die konkreten Folgen bisher noch unklar.

Positive Reaktionen der Teilnehmer

Die Wahrnehmung der Teilnehmer hat sich dagegen verbessert. In einer Umfrage gab die Gruppe mit bedingungslosem Grundeinkommen an, sich gesünder und selbstbewusster zu fühlen. Auch das Vertrauen in Mitmenschen, die Gesellschaft und soziale Institutionen habe sich positiv entwickelt, hieß es von den Befragten. Gerade besonders aktive Teilnehmer hatten außerdem das Gefühl, mehr Freiräume beim eigenen Handeln zu haben.

Dass diese Wahrnehmung nur auf das bedingungslose Grundeinkommen zurückgeht, könne die Studie nicht zeigen, erklärt Minna Ylikännö, Leiterin des Kela-Forschungsteams. Trotzdem entspreche das Ergebnis regionalen und lokalen Experimenten in anderen Ländern. Allerdings gilt diese positive Bilanz nicht für alle Befragten. „Für diejenigen, die schon zuvor schwierige Lebensumstände hatten, konnte auch das Experiment ihre Probleme nicht lösen“, sagt Helena Blomberg-Kroll, Professorin an der Universität von Helsinki.

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