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Exklusiv Digitalisierung? Für Berater keine Bedrohung

Eine Frau verlässt ein Büro der Unternehmensberatung PWC
Eine Frau verlässt ein Büro der Unternehmensberatung PWC
© Getty Images
Alle Unternehmen und Branche fürchten neue Konkurrenz durch den digitalen Wandel – nur die Consulting-Branche in Deutschland wiegt sich in Sicherheit. Das zeigt eine neue Studie

Sie treiben die Digitalisierung in den deutschen Unternehmen voran – halten sich aber selbst eher für immun für den Wandel: Die in Deutschland aktiven Beratungsunternehmen glauben in ihrer Mehrheit nicht an eine Bedrohung durch neue digitale Konkurrenten. Dies geht aus einer Studie der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin und des Beraterexperten Frank Höselbarth hervor, die Capital exklusiv vorliegt. Darin antworteten lediglich 44 Prozent der Befragten, es gebe aktuell „neue Wettbewerber“, die ins Kerngeschäft vordringen.

Auch mit einem Eintritt „neuer disruptiver Player“ in den kommenden fünf Jahren rechnen nur 47 Prozent. Die Befragung unter knapp 100 Unternehmen verlief anonym über ein Online-Formular – an Vorgesprächen allerdings nahmen Vertreter großer Management-Beratungen wie Roland Berger, PricewaterhouseCoopers und Goetzpartners teil.

Das Ergebnis ist umso bemerkenswerter als die Berater selbst von der Bedeutung der Digitalisierung und ihrem Potenzial für Veränderung sehr überzeugt sind. So stehen die Geschäftsbereiche „Digitalisierung“ sowie „Datenanalyse und Big Data“ an der Spitze jener Bereiche, die in den letzten drei Jahren ausgebaut wurden. Das erklärt sich vor allem dadurch, dass der Beratungsbedarf in diesen Feldern stark zugenommen hat und eine wichtige Einkommensquelle eröffnet. Allerdings treten gerade im Analysebereich neue Wettbewerber auf, die eine Gefahr für das klassische Beratungsgeschäft bedeuten könnten.

Berater müssen höherwertige Angebote machen

„Das ist schon eine sehr überraschende Einschätzung“, sagt Julian Kawohl, Professor für strategisches Management an der HTW. „Da ist sicher auch ein Stück weit Überheblichkeit im Spiel, weil die Berater ja gewohnt sind, der Entwicklung immer einen Schritt voraus zu sein.“ Nach Beobachtung der Studienautoren treten in der Branche durchaus neue Akteure auf den Plan, die sich großen Ausschreibungen beteiligen – aber offensichtlich noch nicht als Bedrohung wahrgenommen werden. Auch die Automatisierung, die in Anwaltskanzleien bereits zu Umwälzungen führt, spielt im Beratungsgeschäft mittlerweile eine Rolle. So können SWOT-Analysen, also die Bewertung von Stärken, Schwächen, Chancen und Bedrohungen eines Unternehmens, zum Teil schon von Computerprogrammen übernommen werden. „Der ganze Analysebereich wird unter Druck geraten“, sagt Kawohl. „Da, wo ich nicht kreativ sein muss, kann die Maschine Wertschöpfung ersetzen.“

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Berater künftig höherwertige Angebote machen müssen , um sich zu behaupten – bis hin zum marktfertigen Aufbau eines Tochterunternehmens für den Kunden. Erste Beispiele für solche Konzepte gibt es bereits bei Kunden wie der Deutschen Bahn, Daimler oder Bosch, dessen Rollersharing-Ableger Coup von Beratern der Boston Consulting Group entwickelt wurde. „Das ist die neue Königsdisziplin“, sagt Kawohl „Dafür braucht man allerdings Leute, die unternehmerische Erfahrung haben.“

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