Während in einigen Länder wieder schärfere Maßnahmen greifen, läuft das Leben in anderen Ländern wieder beinahe wie vor der Pandemie. Welche Länder kommen am besten durch die Corona-Pandemie? Dafür gibt es verschiedene Maßstäbe – von den Infektions- und Todeszahlen über den Einbruch des Bruttoinlandsproduktes bis hin zur Härte der Maßnahmen, die getroffen wurden. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hat in ihrem „Covid Resilience Ranking“ verschiedene Faktoren zusammengefasst, gewichtet und eine Rangliste der Länder ermittelt, die die Pandemie am besten und am schlechtesten bewältigen.
Die 53 größten Wirtschaftsnationen wurden nach zehn Faktoren bewertet, darunter die Infektions- und Todesrate pro Monat, der Zugang zu Impfstoffen, die Härte der Lockdowns, die BIP-Prognose des IWF und der Human Development Index. Deutschland liegt auf Platz 14 des Rankings, hinter Kanada und vor Thailand. Deutschland ist damit das viertbeste europäische Land.
Unter den Top 10 des Rankings befinden sich auffällig viele nordeuropäische und asiatische Länder . Unter den zehn von Bloomberg am besten bewerteten Ländern sind acht Demokratien und zwei Staaten mit autoritären Regierungen. Die Gründe für die positive Bewertung sind vielfältig. Allen gemeinsam ist: Die Länder gingen früh und entschieden gegen die Pandemie vor.
Beste Länder in der Pandemie

Die autoritäre Regierung in Vietnam schloss die Landesgrenzen früh für Touristen aus China und auch die Schulen wurden bereits Anfang Februar geschlossen. Das Land hat aus der Sars-Pandemie gelernt und ging mit Notfallteams gegen das Coronavirus vor.

Dänemark hat die erste Welle der Corona-Pandemie durch schnelle und strikte Maßnahmen gut unter Kontrolle bekommen. Vor Kurzem machte das Land von sich reden, als in Nerzfarmen ein mutiertes SARS-CoV-2-Virus gefunden wurde. Millionen Nerze mussten daraufhin getötet werden.

Chinas autoritäre Regierung hat das Corona-Virus inzwischen unter Kontrolle, vieles im Alltag ist wieder wie vor der Pandemie und auch die chinesische Wirtschaft profitiert. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Massentests, die inzwischen bei Ausbrüchen durchgeführt werden. Zudem griff Chinas Regierung hart durch: Städte und ganze Regionen wurden abgesperrt, strenge Lockdowns verhängt. Seit mehreren Wochen wird zudem in China gegen das Coronavirus geimpft. Über Nebenwirkungen ist bislang kaum etwas bekannt.

Auch Australien ist bislang vergleichsweise gut durch die Corona-Pandemie gekommen. Anfang November verzeichnete das Land das erste Mal seit fünf Monaten keine neuen Infektionen mehr. Grund für diesen Erfolg sind wohl die drastischen Maßnahmen: Die Außengrenzen wurden früh geschlossen und in Teilen des Landes wurde ein Lockdown verhängt, der als einer der striktesten weltweit galt – mit strengen Ausgangsbeschränkungen.

Norwegen hat schnell auf die Pandemie reagiert: Schon Mitte März wurden Schulen und Kitas sowie Flughäfen und Häfen geschlossen. Außerdem spielt das Vertrauen in die Regierung eine große Rolle: So beantwortet Ministerpräsidentin Erna Solberg beispielweise in einer TV-Fragerunde regelmäßig die Fragen von Schulkindern.

Finnland ist im Bloomberg-Ranking das europäische Land, das die Corona-Pandemie bislang am besten bewältigt hat. Auch Finnland setzte auf einen frühen Lockdown, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Ein weiterer Vorteil des Landes ist die Digitalisierung: Die Corona-App ist breit akzeptiert und viele Finnen arbeiteten schon vor der Pandemie regelmäßig aus dem Homeoffice. Zudem ist das Land weniger stark besiedelt, sodass eine Ausbreitung wohl weniger rapide verläuft.

Südkorea konnte auf Erfahrungen mit MERS in der Vergangenheit zurückgreifen. Die südkoreanische Corona-Strategie setzte auf Tests und Kontaktnachverfolgung durch eine Task Force mit Zugriff auf Kreditkartendaten und Material von Überwachungskameras.

Auch Taiwan konnte in der Corona-Pandemie auf bereits bestehende Strukturen zurückgreifen, wie zum Beispiel ein Seuchenkontrollzentrum. Die Gesundheitsbehörden konnten auf Daten von Krankenversicherungen zugreifen, um Verdachtsfälle zu finden und konnten die Quarantäne von Infizierten mittels Handydaten kontrollieren. Auch Apps spielten eine zentrale Rolle in der Corona-Strategie Taiwans. Hier konnte man einsehen, wo infizierte Personen sich aufgehalten hatten und wo es noch genügend Masken gab. Zwar sind auch in Taiwan noch immer die Grenzen geschlossen, aber innerhalb des Landes läuft der Alltag wieder annähernd normal.

Japan konnte in der Corona-Pandemie von der Erfahrung mit Tuberkulose-Ausbrüchen in der Vergangenheit profitieren. Das bestehende System konnte schnell für die Kontaktnachverfolgung von Covid-19-Infizierten genutzt werden. Ein weiterer Vorteil: Die Japaner tragen freiwillig Masken – und taten dies zum Teil schon vor der Pandemie.

Neuseeland steht auf Platz eins des Bloomberg-Rankings. Das Land ging früh in einen ersten Lockdown. Am 26. März, als es in Neuseeland noch keinen einzigen Corona-Toten gab, ließ die Regierung um Premierministerin Jacinda Ardern die Grenzen schließen. Ziel Neuseelands ist nicht etwa die Eindämmung des Virus, sondern gleich die komplette Auslöschung von SARS-CoV-2. Das ist dem Land – unter anderem Dank einer ausgefeilten Test- und Kontaktnachverfolgungsstrategie – weitestgehend gelungen. Heute lebt es sich in Neuseeland beinahe wie vor der Pandemie, sogar Großveranstaltungen finden wieder statt.