Im zweiten Quartal waren die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise besonders stark. Das Bruttoinlandsprodukt brach im Euroraum um fast 15 Prozent ein, wie das Statistische Amt der Europäischen Union Eurostat errechnete. Wie gut sich die europäischen Länder wirtschaftlich in den Sommermonaten erholen konnten, zeigen nun Schnellschätzungen von Eurostat zum Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal. Im Euroraum stieg das BIP stieg im Vergleich zum zweiten Quartal um 12,6 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresquartal steht im dritten Quartal jedoch noch immer ein Minus von 4,4 Prozent.
Wie stark die zweite Corona-Welle die Wirtschaft der europäischen Länder trifft, zeigt sich in den Daten noch nicht. Das dritte Quartal umfasst die Monate Juli bis September. Die Pandemie verschärfte sich in den meisten Ländern jedoch erst danach.
Die Liste der Länder, die Eurostat erfasst hat, ist noch nicht vollständig, es fehlen Daten aus Estland, Irland, Griechenland, Luxemburg, Malta, Slowenien, Island, Norwegen und der Schweiz. Eines zeigen die Daten deutlich: Wie im zweiten Quartal schwächelt die Wirtschaft vor allem in solchen Ländern, in denen der Tourismus volkswirtschaftlich eine wichtige Rolle spielt.
Deutschland gehört nicht zu den zehn Ländern mit dem größten Einbruch des BIP . Hier sank das Bruttoinlandsprodukt um 4,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Damit liegt Deutschland unter dem EU-Durchschnitt (4,3) und dem Durchschnitt im Euroraum (4,4). Im Vergleich zum zweiten Quartal konnte sich das BIP in Deutschland um 8,2 Prozent erholen.
Großbritannien musste den stärksten Einbruch verkraften: Hier sank das BIP im dritten Quartal 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 9,6 Prozent. Doch Großbritannien vermeldet auch eine deutliche Erholung: Im Vergleich zum zweiten Quartal des Jahres 2020 legte das BIP wieder um 15,5 Prozent zu. Im zweiten Quartal war das BIP um 21,5 Prozent abgestürzt.
Doch nicht nur die Corona-Krise drückt die Stimmung in Großbritannien. Auch ein möglicherweise drohender No-Deal-Brexit mit der EU verunsichert die Wirtschaft. Noch immer könnte es zu einer harten Scheidung kommen, wenn bis zum Jahresende kein Freihandelsabkommen mit der EU steht. Briten und Europäern bleibt nicht mehr viel die Zeit: Bis zum 31. Dezember muss das Abkommen von allen Mitgliedsstaaten, Großbritannien und dem Europaparlament ratifiziert werden.
BIP Europa Q3

Der Einbruch beim Tourismus macht der Republik Zypern zu schaffen: Hier ging das BIP im Vergleich zum Vorjahresquartal im dritten Quartal um 4,4 Prozent zurück. Im Vergleich zum zweiten Quartal erholte sich das BIP um 9,4 Prozent. Von April bis Juni verzeichnete das Land noch einen Rückgang um mehr als zwölf Prozent.

Gleichauf mit Italien liegt Ungarn: Auch hier ging das BIP im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahresquartal um 4,7 Prozent zurück. Auch in dem südosteuropäischen Land setze eine starke wirtschaftliche Erholung ein: Im Vergleich zum zweiten Quartal legte das BIP um 11,3 Prozent zu.

Italien war eines der europäischen Länder, das die erste Corona-Welle besonders heftig getroffen hat – sowohl gesundheitlich als auch wirtschaftlich. Wirtschaftlich konnte sich Italien seit dem zweiten Quartal etwas erholen: Das BIP stieg zum dritten Quartal wieder um 16,1 Prozent an. Im Vergleich zum dritten Quartal 2019 entspricht das aber immer noch einem Rückgang von 4,7 Prozent.

Belgien gehörte schon im zweiten Quartal zu den wirtschaftlich am stärksten von der Corona-Krise betroffenen Ländern in Europa. Damals brach das BIP im Vergleich zum Vorjahresquartal um ganze 13,9 Prozent ein, im dritten Quartal waren es nun noch 5,2 Prozent. Damit hat sich die Wirtschaft bereits deutlich erholt: Im Vergleich zum zweiten Quartal legte das BIP um 10,7 Prozent zu.

Mit einem Einbruch des BIP um 5,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal liegt Bulgarien im dritten Quartal unter dem EU-Durchschnitt von 4,3 Prozent. Im zweiten Quartal war Bulgarien wirtschaftlich noch vergleichsweise gut durch die Corona-Krise gekommen: Während die meisten Länder zweistellige Einbrüche des BIP gegenüber dem Vorjahresquartal verzeichneten, lag Bulgarien mit einem Rückgang um 8,6 Prozent deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 13,9 Prozent.

Österreich war zu Beginn der Corona-Pandemie in Europa vor allem wegen des Infektions-Hotspots Ischgl in den Schlagzeilen. Nun trifft die zweite Corona-Welle das Nachbarland Deutschlands besonders schwer. Diese zweite Welle dürfte sich mit ihren wirtschaftlichen Auswirkungen jedoch erst im vierten Quartal bemerkbar machen. Im dritten Quartal verzeichnete Österreich einen Rückgang des BIP um 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Damit legte das BIP gegenüber dem zweiten Quartal dieses Jahres wieder um 11,1 Prozent zu.

Die Reisebeschränkungen im Zuge der Corona-Krise haben auch die portugiesische Wirtschaft hart getroffen, immerhin macht der Tourismus hier etwa 18 Prozent des BIP aus. Im dritten Quartal ging das portugiesische BIP noch um 5,7 Prozent zurück. Gleichzeitig konnte das südeuropäische Land aber einen Zuwachs von 13,3 Prozent gegenüber dem zweiten Quartal verbuchen. Damit geht die wirtschaftliche Erholung dort schneller voran als im EU-Durchschnitt.

Auch Tschechien konnte den Einbruch des BIP im Vergleich zum zweiten Quartal eindämmen: Damals brach das BIP noch um 10,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal ein, im dritten Quartal betrug das Minus nur noch 5,8 Prozent.

Das osteuropäische Land verzeichnet im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahresquartal einen Einbruch des BIP um sechs Prozent. Im Vergleich zum zweiten Quartal zeigt sich auch hier eine einsetzende wirtschaftliche Erholung: Das BIP konnte zum dritten Quartal um 5,6 Prozent zulegen.

Spanien wurde von der ersten Welle der Corona-Pandemie besonders betroffen, das Land verzeichnete besonders viele Infizierte und Todesfälle. Dementsprechend heftig traf die Krise auch die Wirtschaft: Im zweiten Quartal brach das BIP um 21,5 Prozent ein. Im Vergleich zu diesem Quartal legte das BIP zuletzt wieder um ganze 16,7 Prozent zu. Vom Stand des Vorjahres ist jedoch auch Spanien noch weit entfernt: Im Vergleich zum dritten Quartal 2019 brach das BIP im dritten Quartal 2020 um 8,7 Prozent ein. Besonders getroffen hat die Corona-Krise den Tourismus. Vor Corona trug dieser Sektor etwa 15 Prozent zum BIP bei.