Anzeige

Edelmetall Goldpreis knackt erstmals die Marke von 4000 Dollar

1-Kilo-Goldbarren
Anleger suchen nach einem sicheren Hafen in unsicheren Zeiten und greifen zu Gold
© Frank Hoermann / SVEN SIMON / IMAGO
Nach einer historischen Rally notiert der Goldpreis über 4000 Dollar. Seit Jahresanfang hat das Edelmetall um mehr als 50 Prozent zugelegt und Analysten sind überzeugt, das Ende der Rally ist nicht in Sicht

In einer rasanten Rally hat der Goldpreis erstmals die historische Marke von 4000 Dollar je Feinunze durchbrochen. Angetrieben von Anlegern, die Sicherheit vor wirtschaftlichen und geopolitischen Unwägbarkeiten suchen und zugleich auf sinkende Zinsen setzen, sprang der Goldpreis in der Nacht auf Mittwoch um 0,9 Prozent auf 4017,16 Dollar je Feinunze. Am Morgen kletterte der Preis für das Edelmetall dann weiter auf bis zu 4036 Dollar. Seit Jahresanfang hat Gold damit um 53 Prozent zugelegt und andere Anlageklassen weit hinter sich gelassen.

Traditionell wird Gold als Wertaufbewahrungsmittel in Zeiten der Instabilität betrachtet. Schon im vergangenen Jahr verteuerte sich das Edelmetall um 27 Prozent. „Das Vertrauen in diesen Handel ist derzeit so groß, dass der Markt nach der nächsten großen runden Zahl Ausschau halten wird, die bei 5000 liegt, da die Fed die Zinsen wahrscheinlich weiter senken wird“, so Tai Wong, ein unabhängiger Metallhändler. „Es wird einige Stolpersteine auf dem Weg geben, wie einen dauerhaften Waffenstillstand im Nahen Osten oder in der Ukraine“, merkte er an. „Aber die grundlegenden Triebkräfte des Handels, die massive und wachsende Verschuldung, die Diversifizierung der Reserven und ein schwächerer Dollar, werden sich mittelfristig wahrscheinlich nicht ändern.“

Darüber hinaus haben die politischen Unruhen in Frankreich und Japan die Nachfrage nach dem als sicherer Hafen in Krisenzeiten angesehenen Gold angeheizt. „Der jüngste Kursanstieg wurde durch die Wahl von Sanae Takaichi am Wochenende und die Aussicht auf höhere Defizitausgaben in Japan ausgelöst“, sagte Capital.com-Analyst Kyle Rodda. Die japanische Regierungspartei LDP hatte am Samstag die erzkonservative Politikerin Takaichi zu ihrer neuen Vorsitzenden gewählt und damit die Weichen für die erste Ministerpräsidentin in der Geschichte des asiatischen Landes gestellt. 

„Steigende Unsicherheiten führen in der Regel zu einem Anstieg des Goldpreises, und wir beobachten, dass sich dieses Thema erneut durchsetzt“, konstatierte auch Tim Waterer, Marktanalyst bei KCM Trade. Zur Verunsicherung und den Zinswetten gesellen sich solide Zentralbankkäufe, Zuflüsse in börsengehandelte Goldfonds und ein schwacher Dollar als Treiber für den Goldrausch.

Der vor acht Tagen eingetretene Stillstand der US-Regierung lässt Anleger ebenfalls zu Gold greifen. Der Government Shutdown in den USA verstärkt nicht nur die Unsicherheit, sondern verzögert auch die Veröffentlichung wichtiger Wirtschaftsindikatoren. Anleger sind daher gezwungen, sich auf sekundäre, nicht von der Regierung stammende Daten zu verlassen, um den Zeitpunkt und das Ausmaß von Zinssenkungen der US-Notenbank zu beurteilen. Börsianer rechnen nun mit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte auf der Fed-Sitzung in diesem Monat und mit einer weiteren Senkung um 25 Basispunkte im Dezember.

>> Die Woche – Newsletter <<

Das wichtigste Thema der Woche aus Wirtschaft, Finanzen und Politik – pointiert eingeordnet von Capital-Chefredakteur Timo Pache. Immer freitags, kostenlos und mit vielen Lese-Tipps zu den besten Capital-Geschichten der Woche.

Hier können Sie den Newsletter abonnieren

Anleger wollen die Goldpreisrally nicht verpassen

Hinzu kommt die Angst, etwas zu verpassen, die Analysten zufolge immer mehr Anleger zu Gold greifen lässt. Vor diesem Hintergrund haben führende Banken wie Goldman Sachs und UBS ihre Preisprognosen bereits angehoben. Im Windschatten von Gold legten am Mittwoch auch andere Edelmetalle zu: Der Preis für Silber stieg um 1,3 Prozent, Platin und Palladium verteuerten sich um mehr als zwei Prozent.

„Die Marktdynamik niedrigerer US-Zinsen und der anhaltende Regierungsstillstand wirken sich weiterhin positiv auf den Goldpreis aus“, zeigte sich Analyst Waterer überzeugt. „Aber die Versuchung, um die 4000-Dollar-Marke herum Gewinne mitzunehmen, stellt ein potenzielles kurzfristiges Risiko dar.“

Brijesh Patel und Anushree Mukherjee/rtr/kb

Mehr zum Thema

Neueste Artikel

VG-Wort Pixel