Die Corona-Krise entwickelt im zweiten Quartal 2020 ihre volle verheerende Wucht. Von Januar bis März war das Bruttoinlandsprodukt in der Europäischen Union zwar erwartungsgemäß zurückgegangen. Das Minus fiel im Vergleich zum selben Zeitraum 2019 aber noch moderat aus. Den stärksten Rückgang verzeichnete Frankreich mit minus 5,8 Prozent (saisonbereinigt). Einige Länder meldeten trotz der aufziehenden Pandemie sogar ein Wirtschaftswachstum, darunter Irland mit plus 5,3 Prozent. Im zweiten Quartal aber ist die Corona-Realität unübersehbar.
Corona: Rekord-Minus für EU-Wirtschaft
Das BIP der EU-Staaten lag laut Eurostat im ersten Quartal 2,5 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum. Von April bis Juni stürzte der Wert auf minus 14,1 Prozent ab. In der Eurozone verringerte sich das BIP sogar um 15,0 Prozent. Das waren laut Eurostat mit Abstand die stärksten Rückgänge seit Beginn dieser Statistik 1995.
Manche EU-Mitglieder konnten im ersten vollen Corona-Quartal den Wirtschaftseinbruch im Zaum halten. In einigen Ländern lag das Minus nur im niedrigen einstelligen Bereich. In anderen Regionen brach die Wirtschaft hingegen um mehr als ein Fünftel ein.
Diese EU-Länder trifft die Corona-Krise wirtschaftlich besonders
Eurostat lagen im August noch nicht Daten für alle Mitgliedsstaaten vor. In der vorläufigen Tabelle zum Bruttoinlandsprodukt von April bis Juni rangierte Deutschland auf Platz zehn der Länder mit dem stärksten Rückgang. Das deutsche BIP sank demnach im Vergleich zum zweiten Quartal 2019 um 11,7 Prozent. Im ersten Quartal 2020 hatte das Minus 2,2 Prozent betragen. Das Statistische Bundesamt meldete etwas andere Zahlen. Demnach verringerte sich das BIP preis- und kalenderbereinigt im Vorjahresvergleich um 11,3 Prozent. Das war der stärkste Rückgang seit Beginn der vierteljährlichen Berechnungen ab 1970. Der bisherige Rekordwert hatte nach der Finanzkrise im zweiten Quartal 2009 bei minus 7,9 Prozent gelegen. Wirtschaftsminister Peter Altmaier ist zuversichtlich, dass es nun wieder bergauf geht.
Die Wirtschaft in der Slowakei hat ebenfalls massiv unter der Corona-Krise gelitten. Das BIP sank laut Eurostat im Vergleich zum zweiten Quartal 2019 um 12,1 Prozent. Der Flughafen in Bratislawa wurde zeitweilig als Parkplatz für Maschinen von diversen Airlines genutzt, um die wegbrechenden Einnahmen zumindest ein wenig auszugleichen.
Anfang des Jahres haben viele Deutsche noch in Österreich Winterurlaub gemacht – auch, als sich die Gefahr durch das Corona-Virus bereits abzeichnete. Der Tiroler Skiort Ischgl entwickelte sich zu Beginn der Pandemie in Europa zu einem Hotspot, von dem aus viele Infizierte das Virus in ihre Heimat eingeschleppt haben. Der Einbruch beim Tourismus trägt dazu bei, dass Österreich in der EU besonders stark unter der Corona-Krise leidet. Das BIP sank laut der vorläufigen Eurostat-Statistik um 13,3 Prozent.
Das Urlaubsland Portugal leidet besonders unter den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise. Das BIP brach im Vergleich zum Vorjahr um 16,3 Prozent ein. Dafür ist auch die schlechte Tourismussaison verantwortlich: Bis zum Sommer waren die Grenzen dicht.
Italien verzeichnete ein Minus von 17,3 Prozent. Das bedeutete in der unvollständigen Liste der Corona-Verlierer von Eurostat Platz drei. Auch in Italien musste einen Teil der Urlaubssaison abschreiben. Jetzt kommen die Besucher wieder. Beim Betreten einer Kathedrale in Florenz wird die Temperatur gemessen.
Die Corona-Krise hat die französische Wirtschaft früh hart getroffen. Unser Nachbar meldete im ersten Quartal einen Rückgang beim BIP von 5,7 Prozent. Das war der höchste Wert unter den EU-Ländern. Der Trend setzte sich im zweiten Quartal fort. Das BIP verringerte sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 19,0 Prozent. Ein Staat war allerdings noch schlechter dran als Frankreich.
Kein Land der EU leidet wirtschaftlich bislang stärker unter der Corona-Krise als Spanien. Daran dürfte sich auch nichts ändern, wenn Eurostat die BIP-Daten aller Mitgliedsländer vorliegen. Die Wirtschaftsleistung in Spanien sank laut der Statistikbehörde im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 22,1 Prozent. Im ersten Quartal hatte das Land noch mit minus 4,1 Prozent EU-weit auf Platz drei gelegen. Spanien war in der vorläufigen Tabelle somit das einzige EU-Mitglied, in dem das BIP um mehr als ein Fünftel eingebrochen ist. Ähnlich schlecht war es von April bis Juni um die Wirtschaft des Vereinigten Königreichs bestellt. Dort sank das BIP laut Eurostat um 21,7 Prozent.