Die wichtigsten deutschen Wärmepumpen-Hersteller
Mitten in die bereits hitzige Debatte über das neue Heizungsgesetz der Ampelkoalition platzte im April 2023 die Ankündigung: Mit Viessmann verkauft einer der führenden deutschen Hersteller seine Wärmepumpensparte. Das Familienunternehmen selbst sprach von einer „Jahrhundertpartnerschaft“ mit dem US-Unternehmen Carrier. Ende Juni stimmte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) dem umstrittenen Deal zu. Die Transaktion soll Ende 2023 abgeschlossen werden. Der Hauptsitz des Unternehmens bleibe im hessischen Allendorf (Eder), versicherte Viessmann. Das war Medienberichten zufolge eine Voraussetzung für das grüne Licht aus Berlin.
Der Geschäftsbereich Climate Solutions der Viessmann Group war nach Unternehmensangaben bislang der Marktführer im europäischen Premium-Wohnsegment. „Durch den Zusammenschluss entsteht somit sowohl in Nordamerika als auch in Europa ein unangefochtener Marktführer im Wohn- und Gewerbesegment“, hieß es bei der Ankündigung. „Darüber hinaus hat Carrier über seine lokale Marke Toshiba Carrier Corporation eine starke Präsenz in Asien. Als neuer globaler Champion für intelligente Klima- und Energielösungen werden Carrier und Viessmann Climate Solutions mit rund 45.000 Mitarbeitenden einen Gesamtumsatz von mehr als 17 Mrd. Dollar erwirtschaften – eine starke Ausgangsposition im internationalen Wettbewerb.“
April 2023 war ein bewegter Monat für die Branche. Pünktlich zur Debatte um die Heizungswende gab es auch bei Bosch grundlegende Veränderungen. Der Geschäftsbereich Bosch Thermotechnik wurde zum 1. April 2023 in Bosch Home Comfort Group umbenannt. „Ganz oben steht die Wärmepumpe“, hieß es bei der Ankündigung für „das zukünftige Engagement für die umfassende Elektrifizierung aller Energieströme“. Es änderte sich aber nicht nur der Name.
Die Bosch-Gruppe hat ihren ältesten Standort Eibelshausen auf die Wärmepumpe eingeschworen. Dort, wo seit 1613 ein Hochofenwerk in Betrieb genommen wurde, das mit Holzkohle arbeitete, ist eine neue Wärmepumpen-Fertigungslinie entstanden. Für die Produktion sollen in diesem Jahr 60 neue Arbeitsplätze entstehen. „Bosch Thermotechnik wird bis 2025 insgesamt 700 Mio. Euro in sein Wärmepumpen-Geschäft investieren“, hieß es bei der Ankündigung.
Auch die Vaillant Group investiert massiv in die Produktion von Wärmepumpen – wenn auch nicht nur in Deutschland. Der Heiztechnikspezialist aus Remscheid nahm im März 2023 im slowakischen Senica seine neue „Megafabrik“ für elektrische Wärmepumpen in Betrieb. Sie soll jährlich 300.000 Geräte produzieren. „Damit verdoppelt das Unternehmen, das auch in Deutschland, Frankreich und Großbritannien Wärmepumpen fertigt, seine Produktionskapazitäten auf weit mehr als eine halbe Million Wärmepumpen pro Jahr“, hieß es bei der Ankündigung.
Das 1874 gegründete Familienunternehmen hat seine Geschäftsstrategie nach eigenen Angaben seit 2016 auf das Geschäft mit Wärmepumpen ausgerichtet. Bis 2030 sollen demnach – abhängig von der künftigen Entwicklung des Marktes – bis zu 2 Mrd. Euro in diesen Bereich investiert werden. Die Strategie geht auf. Im Juni meldete Vaillant für 2022 ein Umsatzwachstum bei Wärmepumpen von mehr als 75 Prozent. Das Unternehmen zähle nun zu den drei größten Anbietern von Wärmepumpen in Europa. Der gesamte Umsatz stieg laut offiziellen Angaben im Geschäftsjahr 2022 um elf Prozent auf 3,7 Mrd. Euro.
Ebenfalls im April brachte sich Stiebel Eltron für den Run auf Wärmepumpen Made in Germany in Stellung. „Anders als viele unserer Wettbewerber bauen wir unsere Kapazitäten für umweltfreundliche Heiztechnik an den heimischen Standorten aus“, teilte das Unternehmen mit. Die Ansage: Die Zahl der Beschäftigten in der Wärmepumpenfertigung im niedersächsischen Holzminden soll bis 2027 auf 1200 verdreifacht werden. „Die Produktionskapazitäten werden etwa vervierfacht. Die Vorbereitungen für die Bauarbeiten haben bereits begonnen“, hieß es weiter.
„Wir investieren bis 2027 in der gesamten Gruppe etwa 670 Mio. Euro, davon rund 450 Mio. Euro hier in der Region“, informierte Stiebel-Eltron-Geschäftsführer Kai Schiefelbein im Juni bei einem Besuch des niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil (SPD). „Wir sind absolut davon überzeugt, dass die Wärmepumpe sich auf Dauer als dominierendes Heizsystem durchsetzen wird, auch wenn in Deutschland die aktuelle Diskussion um das neue Gebäudeenergiegesetz natürlich schädlich ist.“ Weil meinte: Vermutlich habe er tatsächlich bei einem Besuch bei Stiebel Eltron vor vielen Jahren zum ersten Mal von Wärmepumpen gehört.