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Notre-Dame Die große Spenden-Schlacht zweier alter Rivalen

Der französische Luxusunternehmer Francois Pinault war als Spender für Notre-Dames Wiederaufbau einen Tick schneller als sein großer Rivale Bernard Arnault
Der französische Luxusunternehmer Francois Pinault war als Spender für Notre-Dames Wiederaufbau einen Tick schneller als sein großer Rivale Bernard Arnault
© dpa
Nach dem Großbrand in Paris: Wie sich zwei der reichsten Männer Frankreichs bei den Wiederaufbauhilfen für Notre Dame überboten

Wieder war Pinault Erster. Wieder sah sich Arnault gefordert. Noch im Angesicht der Katastrophe brandete die alte Rivalität unter zwei der reichsten Männer Frankreichs aufs neue auf. Die Flammen von Notre Dame de Paris waren kaum unter Kontrolle, da trudelten bereits die ersten Millionen für den Wiederaufbau ein. Auch die spektakulärste Hilfszusage lief bereits in der Nacht über die Nachrichtensender der Welt: Francois Pinault, Besitzer von Gucci und Puma – sowie, wie manche Medien titelten: Ehemann von Salma Hayek – versprach gegenüber AFP, zusammen mit seinem Sohn Francois-Henri 100 Millionen Euro für die Rekonstruktion der Kathedrale zu geben. Das konnte sein Gegenspieler unmöglich auf sich sitzen lassen. Am Morgen nach dem Brand meldete der Luxusgüterkonzern LVMH noch vor neun per Twitter, dass die Familie Arnault verdoppelt: 200 Millionen wollen Frankreichs reichster Mann Bernard Arnault und die Seinen für die zerstörte Kirche lockermachen. Weitere Milliardärsfamilien von der Liste der größten Vermögen des Landes folgten.

Für das Aufbauvorhaben ist die Spenden-Battle der Reichen somit vermutlich ein großer Glücksfall. Der „Krieg“ zwischen beiden Milliardären – so hat Pinault einst selbst das Verhältnis beschrieben – ist bereits über 20 Jahre alt und hat über die Jahrzehnte immer neue Schlachten ausgelöst.

Dabei wird in Frankreich bisweilen erzählt, dass Francois-Henri Pinault und Bernard Arnault vordem sogar mal einander zugetan gewesen sein sollen. Schwer vorstellbar bei so gegensätzlichen Typen: Pinault, der Selfmademann aus der Bretagne, der mit 16 die Schule verlassen hat und später von seinem Vater einen Baustoffvertrieb übernommen hat, aus dem er erst einen Handels-, dann einen Luxusgüterkonzern formte. Und auf der anderen Seite Arnault, der deutlich ältere Absolvent aus Frankreichs Top-Ingenieursschmiede Polytechnique, der einer ursprünglich elsässischen Militärdynastie entstammt und die familieneigenen Bau- und Immobilienimperien verkaufte, um sein Geld in Finanzaktivitäten und Luxusmarken zu stecken.

1999 kam es jedenfalls zum Clash: Das Bietergefecht von Arnault und Pinault um Gucci hat Wirtschaftsgeschichte geschrieben. Arnault, damals bereits Eigner von Dior und weiteren Marken, besaß bereits ein gutes Drittel der Gucci-Aktien und bereitete die Einverleibung des Konzerns in sein Imperium vor. Da trat Pinault wie aus dem Nichts als „weißer Ritter“ auf den Plan und sicherte sich über eine trickreich eingefädelte Kapitalerhöhung mehr als 40 Prozent. Prozesse, Winkelzüge und schwindelerregende Gebote folgte. Erst 2001 einigten sich beide Seiten. Arnault musste nachgeben. Er hat die Demütigung nie vergessen.

Duell der Luxus-Imperien

Immer wieder konkurrierten Arnaults LVMH und Pinaults Imperium, das heute Kering heißt, um Luxusmarken. Aber sie arbeiteten auch sonst gegeneinander: War Pinault dem damaligen Präsidenten Jacques Chirac vertraut, bandelte Arnault mit dessen Rivalen Nicolas Sarkozy an, dessen Trauzeuge er wurde und der nach Chirac Präsident wurde. Heute wird Arnault zuweilen ein enges Verhältnis zu Amtsinhaber Emmanuel Macron nachgesagt. Die Konkurrenz der beiden erstreckt sich traditionell auch auf die Kunstsammlungen der beiden Milliardäre: Im September öffnet in der alten Pariser Börse die „Pinault Collection, Bourse de Commerce“, in dem Teile der Pinault-Sammlung ausgestellt werden. Und die gleichzeitig die 2014 eröffnete Fondation Louis Vuitton von Arnault in den Schatten stellen soll.

Arnault und Pinault haben durch ihre Konkurrenz bereits auf dem Markt für Firmenübernahmen und für Gemälde die Preise hochgetrieben – und nun auch auf dem Markt für Spenden für die beschädigte Kathedrale im Herzen von Paris.

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