Die Zeiten der drögen europäischen Automessen sind vorbei – na ja fast. Zumindest hat die totgeglaubte Internationale Automobilausstellung wieder eine Bedeutung bekommen.
Die IAA war in Frankfurt toter als tot – doch mit dem Umzug nach München hat sich die Automobilschau neu erfunden. Zugegeben nicht auf dem Messegelände in Riem, sondern als buntes Stadtfest in der Münchner Innenstadt, das bei der dritten Isarauflage endlich auch wieder echte Neuheiten präsentiert.
Das waren die spannendsten Neuheiten auf der IAA
BMW hat mit dem neuen iX3 allen anderen die Schau gestohlen. Das erste Modell der sogenannten neuen Klasse ist ein knapp 4,78 Meter langer SUV mit 470 PS starkem Elektroantrieb, klassischem Design und einem polarisierenden Armaturenbrett, das sich unterhalb der Windschutzscheibe aufspannt. Dank 109 kWh großem Akkupaket muss erst nach 800 Kilometern wieder nachgeladen werden – mit bis zu 400 kW. Nachteil: Es geht erst bei 70.000 Euro los
Nach dem BMW iX3 ist der Renault Clio das zweitwichtigste Fahrzeug auf der IAA und eines der wenigen wirklichen Modelle ohne Elektroantrieb. Doch abgesehen von den allzu auffälligen LED-Tagfahrleuchten ist der kleine Franzose ein ganz großer Wurf – nicht allein wegen seines 160 PS starken Hybridantriebs. Innen betont modern und mit einem 390 Liter großen Laderaum, wird er allen anderen Kleinwagen das Leben schwer machen, und bereits der aktuelle Renault Clio ist das meistverkaufte Auto Europas
Skoda bleibt seiner Linie treu und setzt auch weiterhin auf ebenso praktische wie familiäre Fahrzeuge. Bedient die Konzeptstudie des Skoda Epiq das Segment der kleinen Crossover, geht der 4,85 Meter lange Vision O mindestens zwei Stufen weiter. So kann der geneigte Skoda-Fan sich einen kommenden Octavia oder Superb als Kombi vorstellen. Ein Serienmodell nach Vorgabe des Vision O könnte in der Zukunft zum Beispiel auch beide Fahrzeuge in einem Modell abbilden. Marktstart kaum vor 2028 und nicht unbedingt nur als Elektromodell, sondern wohl auch als Hybride
Auch wenn sich Hyundai verschiedene Antriebsarten für seine Fahrzeuge offenlässt, stellen auch die Südkoreaner zunehmend auf Elektromodelle um. Bestes Beispiel ist die kunterbunte IAA-Studie des 4,28 Meter langen Concept Three, mit dem Hyundai spielerisch zeigt, wie man sich ein kompaktes Modell der Kompaktklasse vorstellt. Überall im und am Fahrzeug ist die Symbolfigur Mr. Pix als kleines Stylingsignet untergebracht. Anleihen an den Veloster – nicht ganz zufällig
Genau das verspricht der Polestar 5. Mit der schwungvoll gezeichneten Limousine bricht bei dem schwedisch-chinesischen Autobauer eine neue Ära an. Raus aus dem Volvo-Schatten, hin zu mehr Eigenständigkeit und Augenhöhe. Sowohl im Design als auch bei der Technik. Beim Blechkleid besinnen sich die Polestar-Formgeber auf eine Studie, die eigentlich auf dem Genfer Autosalon 2020 für Aufsehen sorgen sollte: den Polestar Precept
Im Unterschied zum bekannten und allemal erfolgreichen GLC-Verbrenner, seit Jahren das erfolgreichste Sternen-Modell, ist der Mercedes GLC 400 4matic EQ rund zehn Zentimeter länger, und das tut ihm gut. Noch besser: Der steil stehende Kühlergrill verabschiedet sich vom rund gelutschten Design der bisherigen Elektromodelle. Diese Front macht endlich wieder einmal etwas her. Das weich auslaufende Heck erinnert dagegen nicht allein durch seine Leuchten im Sternen-Look an den ein oder anderen Konkurrenten aus Asien. Innen edel und fast 480 PS stark. Preise ab 70.000 Euro
So ganz konnte sich Volkswagen von der ID-Nomenklatur dann doch nicht verabschieden. Zwar wurde aus dem ID2 nunmehr der ID Polo, und der SUV-Ableger wird die Bezeichnung ID Cross bekommen, doch vielleicht wäre der volle Schritt zurück zu normalen Namen die bessere, weil einfachere Variante gewesen. So wird im Vorfeld der IAA der 4,16 Meter lange VW ID Cross Concept enthüllt – wieder kein Serienmodell, aber immerhin etwas näher an der Serie. Bis zum Marktstart dauert es noch rund ein Jahr, und da wollten die Wolfsburger dann doch noch nicht das elektrische Serienmodell zeigen. Innen aufgeräumt und edel – Preis: unter 30.000 Euro für 155 kW / 211 PS und 420 km Reichweite
Audi zeigt mit dem Concept C auf der IAA die Studie eines zweisitzigen Elektrosportlers, der sein Klappdach gekonnt öffnen kann und auf Knopfdruck so vom Coupé zum Targa mutiert. Ein zukünftiges Modell, das in Personalunion Audi TT und R8 nach deren Produktionseinstellungen ersetzen soll. Technisch dürfte die Neuauflage des Audi TT eng mit dem Porsche 718 verwandt sein, den die Stuttgarter vor einigen Monaten erst einmal deutlich nach hinten verschoben haben. Vor Mitte / Ende 2027 dürfte das neue Zwillingspärchen aus Cayman und Boxster kaum bei den Porsche-Händlern stehen
Leider wird ein Corsa mit 800 Elektro-PS in der kommenden Generation keine Realität. Doch auch Designer wollen einmal träumen und es krachen lassen. All das bietet der Opel Corsa GSE Vision Gran Turismo, der eher auf den Großbildschirm gehört als auf die Straße. Bestenfalls gibt die IAA-Studie einige Hinweise auf die kommende Generation des Corsa, der spätestens 2027 auf den Markt rollen dürfte. Er wird jedoch zum Ärger eingefleischter Opel-Fans kaum mit Rennreifen, gigantischem Spoiler-Ornat, Überrollkäfig und Rundstreckengenen daherkommen
Die IAA-Studie ist ein 4,72 Meter langer Mittelklasse-Crossover, der allzu prächtig ins Cupra-Portfolio passen würde. Mächtige 23-Zöller, eine martialische Front mit Display-Einsatz und stechenden LED-Augen – der Tindaya kann einem fast Angst machen. Ausgestellte Radhäuser, beleuchtete Logos und eine Dachkonstruktion, die an ein Exoskelett erinnert – das schafft Eindruck. Innen gibt es vier Einzelsitze, ein stattliches 24-Zoll-Display nebst Lenkrad im Gaming-Stil und eine Mittelkonsole, die an die 2023er-Studie des Lamborghini Lanzador erinnert
Automesse IAA: Endlich wieder echte Neuheiten
„Die IAA 2025 bietet einen beeindruckenden Überblick über die Innovationskraft der Automobil- und Zulieferindustrie in Deutschland und weltweit“, sagt Bundeskanzler Friedrich Merz. „Die Unternehmen auf der Messe zeigen, wie Elektromobilität noch leistungsfähiger, vielfältiger und attraktiver wird. Mit seinem dichten Netz aus großen Herstellern und unzähligen Zulieferern hat Deutschland die besten Voraussetzungen, um auch in Zukunft Autoland Nummer eins zu bleiben.“
Knapp 750 Aussteller aus 37 Ländern, davon fast 60 Prozent aus dem Ausland, mit ihren 350 Neuheiten – das kann sich für eine europäische Leistungsschau nach Jahren des Darbens durchaus wieder sehen lassen. Die eigentliche Schau findet in der Münchner Innenstadt statt, kostet keinen Eintritt und bietet ein stimmungsvolles Bild der aktuellen Mobilität. Für alle, die nicht selbst auf die IAA kommen können oder wollen – hier die Messestars der IAA 2025.
Dieser Artikel ist eine Übernahme des Stern, der wie Capital zu RTL Deutschland gehört. Auf Capital.de wird er zehn Tage hier aufrufbar sein. Danach finden Sie ihn auf www.stern.de.