Das höchste Gebäude Deutschlands gehört nun endgültig den Südkoreanern. Die Commerzbank hat den Verkauf ihrer 300 Meter hohen Zentrale am Frankfurter Kaiserplatz final abgewickelt und in ihrer Bilanz für das Geschäftsjahr 2017 verbucht, wie sie Anfang Februar bekannt gab. Angeblich wechselte der Wolkenkratzer für rund 620 Mio. Euro den Besitzer – nur durch diese Einmaleinnahme und einige weitere Sondereffekte konnte sie für das letzte Jahr überhaupt einen kleinen Gewinn ausweisen.
Wie groß der Profit bei solchen Deals ausfällt, hängt aber vor allem vom Verkäufer selbst ab: Die Commerzbank hat das Hochhaus für 15 Jahre zurückgemietet. Und die Höhe der Miete, die sie zahlt, bestimmt weitgehend die Höhe des Verkaufspreises, den sie einstreichen konnte.

Ob der Deal mit dem Samsung-Konzern wirklich ein gutes Geschäft war, zeigt sich also erst in den nächsten Jahren. Einige Analysten vermuten, die Bank habe sich nur auf den Deal eingelassen, um stille Reserven für ihre schwachbrüstige Bilanz zu heben – und müsse in den nächsten Jahren durch teure Mieten dafür bluten. Die Bank selbst spricht dagegen von einer „signifikanten Entlastung“.
In der Vergangenheit jedenfalls verfügte die Commerzbank über keine glückliche Hand mit Immobilien. Der Kauf der Hypothekenbank Eurohypo vor der Finanzkrise 2008 gilt heute als dümmste Entscheidung der ganzen deutschen Bankgeschichte. Viele faule Kredite in den Büchern des Instituts bescherten der Commerzbank herbe Verluste.
Auch bei den eigenen Bauten fehlte der Commerzbank die Fortune. Ursprünglich wollte die Bank gar nicht am Kaiserplatz bauen, sondern hinter dem Bahnhof an der Mainzer Landstraße. In den Achtzigern hatte sie dort zahlreiche Einzelgrundstücke arrondiert. Nur eine Immobilie fehlte noch zum Glück: das Areal mit der Hausnummer 147. Und das begehrte Grundstück gehörte ausgerechnet einer maoistischen Sekte mit dem Namen KBW. Die K-Gruppe betrieb dort eine Druckerei und ihre Parteizentrale. Die Maoisten hatten die Immobilie 1977 für lächerliche 2,7 Mio. Mark gekauft. Inzwischen hatte sich die Gruppe aufgelöst, aber ein Nachfolgeverein ließ die Commerzbank nun ins Messer laufen.
Schließlich akzeptierten die Banker einen absurden Tausch: Sie bauten den Ex-KBW-Mitgliedern auf einem anderen Grundstück ein schlüsselfertiges Ökohaus für fast 40 Mio. Mark. Im Gegenzug erhielten sie endlich das Areal an der Mainzer Landstraße 147. Allerdings hatte sich bis zur Freigabe des überteuerten Grundstücks die Bauordnung geändert – sodass die Commerzbank doch lieber am Kaiserplatz baute.
Alteingesessenen Immobilienhändlern in Frankfurt gilt das ganze Geschäft bis heute als Beleg dafür, was einem Käufer passieren kann, wenn er sich zu sehr auf ein bestimmtes Grundstück kapriziert. Die ehemaligen Kommunisten erwiesen sich im Nachhinein als klügere Bauherren. Ihr Ökohaus feierte im letzten Jahr 25. Jubiläum. Es gilt bundesweit als Vorbild für nachhaltiges Bauen – der Commerzbank-Turm sorgt dagegen höchstens durch die freie Sicht aus seiner Herrentoilette im obersten Stock für Furore.