Der Eigentümer von Galeria Karstadt Kaufhof will weitere Immobilien verkaufen, die an die angeschlagene Warenhauskette vermietet sind. Nach Informationen von Capital aus Finanzkreisen sucht die österreichische Signa-Gruppe von René Benko derzeit nach einem Käufer für ein Paket von zehn Objekten vorrangig in mittelgroßen deutschen Städten. Dabei geht es um frühere Kaufhof-Immobilien unter anderem in Hannover, Bonn, Aachen, Mainz, Mannheim, Würzburg und Ulm.
Seit der Komplettübernahme von Kaufhof 2019 hat Signa bereits einen Teil der Kaufhof-Häuser weiterveräußert. Aktuell gehören der Immobilientochter Signa Prime nur noch wenige der 131 Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof, die nach dem Schutzschirmverfahren im vergangenen Jahr verblieben sind. Die Kette musste in der Corona-Krise Anfang 2021 auch mit einem Staatskredit von 460 Mio. Euro gestützt werden.
An einigen der zehn ehemaligen Kaufhof-Häuser, die aktuell zum Verkauf stehen, hält die Commerzbank-Tochter Commerz Real einen Minderheitenanteil von 20 Prozent – darunter in Hannover und Mannheim. Sie sind Teil eines Portfolios von ursprünglich 33 Warenhausimmobilien, das intern schon länger für den Weiterverkauf vorgesehen ist. Aus diesem Portfolio hatte Signa Mitte 2020 bereits ein Paket von 21 Häusern an Fonds des US-Finanzinvestors Apollo verkauft, wie aus einem vertraulichen Anleiheprospekt aus dem Herbst hervor geht. Ob der Finanzinvestor, der für hoch spekulative Investments bekannt ist, aktuell erneut zu den Kaufinteressenten zählt, ist unklar. Auf Anfrage wollte sich ein Signa-Sprecher nicht zu dem Verkaufsprozess äußern.
Buchwert rund 1 Mrd. Euro
Die zehn Immobilien des aktuellen Pakets stehen nach Informationen von Capital mit einem Gesamtwert von rund 1 Mrd. Euro in den Büchern der Signa Prime. Zusammen spielen sie im Jahr etwa 40 Mio. an Miete ein. Bei dem wertvollsten Einzelobjekt handelt es sich um die Galeria-Kaufhof-Filiale in Hannover am Hauptbahnhof, die mit rund 200 Mio. Euro bewertet wird. Die Filiale in Bonn wird auf 140 Mio. Euro taxiert.
Offen ist allerdings, ob Benko die Objekte auch zu diesen Buchwerten verkaufen kann. Galeria Karstadt Kaufhof wurde von der Pandemie heftig getroffen und leidet bis heute unter den wochenlangen Schließungen der Filialen. Als Reaktion drang die Signa-Tochter auch auf Zugeständnisse der Vermieter wie etwa Mietnachlässe oder teilweisen Mieterlass für die Zeit des Lockdowns. Zuletzt hatte Galeria Karstadt Kaufhof mit dem Bund auch über einen weiteren Kredit verhandelt. Dieser müsste – ebenso wie der bereits gewährte Staatskredit von 460 Mio. Euro – mit Zinsen zurückgezahlt werden. Derzeit arbeitet Unternehmenschef Miguel Müllenbach an einer umfassenden Neuaufstellung der Warenhauskette, die künftig nur noch unter der Marke Galeria auftreten soll. Dafür sind mittelfristig Investitionen von mehr als einer halbe Milliarde Euro geplant.

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