Wer Jörg Woltmann in seinem Büro besucht, sieht auf dem Schreibtisch keinen Computer: „Ich habe keinen, auch kein Handy“, sagt der Inhaber der KPM Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin. Wie bitte, kein Handy? Doch, er hat eins, bloß kennt kaum einer die Nummer. Warum? „Fünf Prozent weniger Geschäft, 30 Prozent mehr Lebensqualität.“
Offenbar hat es dem Geschäft tatsächlich nicht geschadet, denn Woltmann, der sich sein Studium mit einem eigenen Autohandel finanzierte und mit 32 eine Bank gründete, ist äußerst erfolgreich: Vor dem Büro in Berlin-Charlottenburg parkt ein Bentley Bentayga, ein 200.000 Euro teures Luxus-SUV. Schwarze Porzellan-Intarsien und Goldmalerei mit Drachenmotiven aus der KPM-Werkstatt zieren das Zwölf-Zylinder-Gefährt. „Das ist mein Alltagsauto, im Sommer wie im Winter.“
Es zeigt auch, was KPM kann: Schwarzes Porzellan zu brennen ist ein sehr schwieriger Prozess – dazu wird der Porzellanmasse Kobalt beigemischt, das keinesfalls das weiße Porzellan verunreinigen darf. Und: „Porzellan schrumpft beim Brennprozess um etwa 16 Prozent. Da ist es natürlich eine Herausforderung, mit Toleranzen im Hundertstelmillimeterbereich zu arbeiten, wie es im Automobilbau üblich ist.“
2006 hat der heute 72-Jährige KPM „aus Patriotismus“ vor dem Untergang oder dem Verkauf nach Asien gerettet: „Ich liebe Manufaktur, Nachhaltigkeit und Design.“ Wegwerfartikel sind ihm ein Graus, weshalb er Luxusautos wie den Bentley fährt: „Meine Autos werden mit dem Alter immer besser.“
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