Ettore Bugatti bezeichnete die großen, schweren Autos seines Konkurrenten Walter O. Bentley gerne hämisch als „die schnellsten Lastwagen der Welt“. Für Andreas Renschler, den „Trucker“ im Vorstand des Volkswagen-Konzerns und Chef der Lkw-Tochter Traton, sind die alten Bentleys hingegen einfach nur Traumwagen. „Das ist noch Technik pur“, schwärmt er. „Diese Bentleys haben ein riesiges Drehmoment. Mit dem Auto muss man kämpfen.“
Besonders der Bentley 4,5 Liter Open Tourer aus der Sammlung der Wolfsburger Autostadt begeistert ihn. Ab und zu fährt Andreas Renschler das Auto von 1927 auf Oldtimer-Rallyes – was hohe Konzentration erfordert, denn bei den Renn-Bentleys sitzt die Bremse rechts und das Gaspedal in der Mitte. „Mit dem Bremsen muss man aufpassen. Da ist vorausschauendes Fahren angesagt.“
Den Oldtimer-Virus hat sich der 61-jährige Wirtschaftsingenieur schon in seiner Zeit bei Daimler eingefangen, wo er den Aufbau der M-Klasse-Fertigung in den USA betreute, „in einer gottverlassenen Gegend namens Tuscaloosa“. Schon damals durfte er auch Sportwagen der 50er- und 60er-Jahre bewegen. Doch die erste Fahrt in einem Vorkriegs-Bentley vergisst Renschler nie.
Viel Zeit für Hobbys hat er derzeit freilich nicht – neben dem Börsengang hat sich Traton das Ziel gesteckt, Global Champion der Transportbranche zu werden. Aus zwei ehemals verfeindeten Lkw-Herstellern eine schlagkräftige Einheit zu schmieden – das ist mindestens so schwierig wie die schnellsten Lastwagen der Welt zu beherrschen.
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