Die Marke ist für Luxushäuser häufig der Kern ihres Geschäftsmodells. Ein iPhone mag sich auch ohne Apple-Logo verkaufen. Insbesondere Traditionsunternehmen wie Louis Vuitton, Chanel oder Gucci aber machen aus ihrem jeweiligen Logo einen Wert an sich. Da wird dann selbst ein simples T-Shirt aus Baumwolle dank des Erkennungsmerkmals einer begehrten Marke für mehrere hundert Euro verkauft.
Die größten Luxusmarken
Beim Markenboom während der Corona-Pandemie fällt die Bilanz für die Luxusbranche allerdings gemischt aus, wenn man der Analyse von Interbrand glauben darf. Die Beratungsfirma schätzt alljährlich den Wert der 100 größten Marken der Welt. 2021 wurde ein Rekordzuwachs von durchschnittlich 15 Prozent vermeldet. Die drei Spitzenreiter (Apple, Amazon und Microsoft) legten den Angaben zufolge sogar um rund ein Viertel zu. Unter den Luxusmarken erreichten aber nur zwei Vertreter gerade eben die Marke von 20 Prozent. Dafür war bei der Reihenfolge der Top-Marken hier im Gegensatz zum allgemeinen Ranking etwas Bewegung drin.
Dies sind laut Interbrand die wertvollsten Luxusmarken 2021:
Die wertvollsten Luxusmarken der Welt

Interbrand führte 2021 wie in den Jahren zuvor neun Luxushäuser unter den 100 wertvollsten Marken weltweit. Im Gegensatz zu den größten Marken überhaupt hat sich hier in der Spitzengruppe etwas verändert. Burberry legte zwar laut der Analyse um acht Prozent auf 5,2 Milliarden US-Dollar zu. Das reichte aber nicht, um den Platz des Vorjahres zu halten. Das britische Modehaus rutschte unter Chefdesigner Riccardo Tisci in der Rangliste einen Platz ans Ende des Feldes. Interbrand kalkuliert den Wert von Marken unter anderem anhand des Umsatzes und der Kundenbindung.

Keine der wertvollsten Luxusmarken hat zuletzt mehr an Wert gewonnen als Prada. Hatten die Analysten dem italienischen Modehaus im Vorjahr noch einen Wertverlust in Höhe von sechs Prozent attestiert, verbuchte Prada im Ranking 2021 ein Plus von 20 Prozent. Die Marke schob sich damit fünf Plätze auf Rang 94 vor. und überrunde in der Luxus-Kategorie Burberry. Der Aufstieg hatte sich abgezeichnet. In der Corona-Pandemie waren die pflegeleichten Nylon-Taschen von Miuccia Prada zum Verkaufsschlager geworden. Außerdem hat die Enkelin des Firmengründers den belgischen Stardesigner Raf Simons (einst bei Dior und Calvin Klein) ins Boot geholt. Das Duo präsentierte im September 2020 seine erste mit Spannung erwartete gemeinsame Kollektion.

Zwei Juweliere gehören laut Interbrand zu den wertvollsten Luxusmarken der Welt. Den Anfang machte im aktuellen Ranking wie schon im Vorjahr auf Platz sieben Tiffany & Co. Auf der allgemeinen Liste verbesserte sich das New Yorker Traditionshaus, das seit 2020 zu LVMH gehört, um zwei Ränge auf Platz 92. Der Wert stieg den Angaben zufolge um zehn Prozent auf 5,5 Milliarden Dollar. Tiffany & Co. hatte zuletzt unter anderem mit einer Werbekampagne mit Beyoncé und Jay-Z für Schlagzeilen gesorgt.

Gleich sechs Plätze nach oben ging es für Dior. Das französische Modeunternehmen kam im Interbrand-Ranking 2021 unter allen Top-Marken auf Rang 77. Dafür sorgte ein Wachstum von 17 Prozent auf 7,0 Milliarden Dollar. Unter den Luxushäusern blieb es allerdings für Dior bei der Vorjahresplatzierung. Das galt für alle weiteren Vertreter dieser Liste.

Cartier verteidigte 2021 laut Interbrand den Ruf als die Juweliermarke mit dem höchsten Markenwert. Der lag nach einem Zuwachs um neun Prozent zuletzt laut den Analysten bei 8,2 Milliarden Dollar. Das reichte allerdings gerade mal, um Platz 73 zu halten. Im Vorjahr war Cartier allerdings noch der Verlierer unter den Luxusmarken gewesen und hatte ein Minus von neun Prozent verzeichnet.

Gucci fand sich gemessen am Wachstum 2021 am unteren Ende der Luxusskala wieder. Der Markenwert erhöhte sich laut der Analyse lediglich um sechs Prozent auf 16,7 Milliarden Dollar. Das italienische Modehaus rutschte einen Platz auf Rang 33 ab. Zuletzt hat Ridley Scotts Kinofilm „House of Gucci“ mit Lady Gaga hinter den Kulissen für Aufsehen gesorgt. Die Erben des Firmengründers verdammten die Darstellung ihrer Familie aufs schärfste. Auch Ex-Gucci-Designer Tom Ford übte harsche Kritik an dem Film über einen Auftragsmord.

Hermès ist die zugleich diskreteste und begehrteste Luxusmarke, wenn es um Handtaschen geht. Zwar scheut das französische Unternehmen nicht davor zurück, sein „H“ prominent auf Gürtelschnallen oder Wolldecken zu platzieren. Bei den teuersten Handtaschenmodellen Kelly und Birkin aber ist Unterstatement angesagt. Das zahlt sich beim Image aus. Interbrand bescheinigte Hermès einen Wertzuwachs von 20 Prozent, das größte Plus neben Prada. Hermès verbesserte sich mit 21,6 Milliarden Dollar im Gesamt-Ranking um fünf Plätze und kam damit dem größten Konkurrenten sehr nah.

Chanel schien während der Pandemie einen Boom sondergleichen zu erleben. Das Modehaus hatte als eines der ersten sehr früh kräftig seine Preise erhöht. Rasend schnell ausverkaufte Kollektionen erweckten den Anschein, dass die Geschäfte blendend laufen. Allerdings war Chanel laut Interbrand der Verlierer des Luxusjahres 2021. Die Experten wiesen nur ein Plus von vier Prozent aus, der niedrigste Wert unter den Luxusmarken. Chanel fiel mit einem Markenwert von 22,1 Milliarden Dollar einen Platz auf Rang 23 und lag damit nur noch 500 Millionen Dollar vor Hermès. Ein Zustand mit Symbolwert: Nach vielen Preiserhöhungen innerhalb kürzester Zeit sind die teuersten Handtaschen von Chanel mittlerweile im Preisbereich der handgefertigten Lederwaren von Hermès angelegt – etwas, was vor einigen Jahren noch undenkbar schien. Viele Kundinnen tragen da ihr Geld lieber gleich zur Konkurrenz.

Auch Louis Vuitton hat die Pandemie für diverse Preiserhöhungen genutzt. Hier aber geht das Konzept des Mutterkonzerns LVMH offenbar auf. Interbrand bescheinigte dem Kronjuwel im Portfolio von Bernard Arnault einen Wertzuwachs von 16 Prozent innerhalb eines Jahres. Louis Vuitton lag damit genau im Trend der Top 100 und verbesserte sich vier Ränge auf Platz 13. Das Luxushaus rangierte direkt hinter BMW und noch vor starken Marken wie Tesla, Facebook und Cisco.